hoppla
von riemsche

 

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Jeder, der in letzter Zeit einmal unbeabsichtigt den Boden küsste, kann sich damit trösten, dass es alles andere als leicht ist, sich auf zwei Beinen fortzubewegen. Vor allem so, wie wir Menschen es tun. Demnach ein oder auch kein Wunder, dass wir die einzige Spezies auf diesem Planeten sind, die diese Art der Fortbewegung beinahe ausschließlich praktiziert. Ist doch der menschliche Körper, wenn er aufrecht steht, von Natur aus instabil_ der Oberkörper stellt das Hauptgewicht dar, darunter eine im Verhältnis zur Körpergröße winzige Stützbasis und als wäre das nicht bereits problematisch genug, liegt unser Schwerpunkt auch noch relativ weit oben, etwa auf Beckenhöhe, ein klein wenig vor unseren Knöcheln. Selbst ohne Brustkorb und einem schweren, umher schwingenden Kopf ist der aufrechte Gang in Folge kein Leichtes_ jeder Schritt ein Prozess, bei dem wir uns immer wieder aufrichten, während unser Oberkörper hin und her taumelt. Dass es normalerweise nicht so aussieht, als würden wir torkeln liegt daran, dass unser Kleinhirn mit Nerven, Muskeln, Augen und dem Gleichgewichtssinn im Innenohr ständig kooperiert und dank einer utopischen Rechenleistung anhand erhaltener Informationen in der Mitte jedes Schrittes winzige Korrekturen vornimmt. Auf diese Weise kontrolliert es die Position des Beckens und veranlasst unsere Beine, ihre Stellung in Echtzeit entsprechend anzupassen. Wir gehen also nicht, wohin wir wollen, sondern in die Richtung, in die wir fallen_ halbwegs in Ordnung so.

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