Die Garderobe des Lebens
von Carsten Maday

Kapitel
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Cogito ergo sum. Ich denke also bin ich. Eine Definition des Lebens, doch beruhigt mich dieser Gedanke nicht, denn wer oder was bin ich, sage es mir, mein Freund, wenn ich derartiges denke?
Es war Winter. Ein wärmender Mantel lag um meine Schultern, und doch schien es mir, als könne er die Kälte nicht abhalten. Lag sie in meinem Herzen? Mir war, als betrete ich eine Halle oder einen Saal. Dort herrschte viel Heiterkeit und lustiges Treiben. Und Wärme.
Also wollte ich mich unter das frohe Volk mischen, als mein Blick auf das Schild fiel:
Garderobe des Lebens
In der Garderobe aber hingen viele Mäntel. Eine Frau lächelte mich an, sie stand hinter der Garderobe. >Gibt mir deinen Mantel, denn seiner bedarfst du nicht länger.<
Und wirklich war es sehr warm, dass ich bereits zu schwitzen begann. Doch als ich mich anschickte meinen Mantel abzulegen, da war der Mantel nicht länger ein Mantel, sondern eine Brünne. Mir war, als sei ich nun ganz in kaltes Eisen gekleidet und ich trug schwer daran. Dennoch spürte ich, dass kein Pfeil noch Schwert meine Wehr zu durchdringen vermochte. Also zögerte ich! Die Frau deutete in den Saal und mein Blick folgte dem ihren. Da sah ich sie. Eine Frau, Göttin meiner Träume, schön wie die Sünde. Dort stand sie, erwartete mich. Das Herz wurde mir schwer und ich ließ meine Acht fallen. Schnell streifte ich das Kettenhemd ab und reichte es der Frau, die mir dafür eine Garderobenmarke gab. >Hüte sie gut<, riet sie mir, doch ich achtete der warnenden Worte nicht. Und als ich vor ihr stand, da wich alle Kälte aus meinem Körper und wir liebten uns ( Ja, so war´s, und die Leute um uns waren mir scheißegal). Wir lachten, tanzten, doch dann war sie verschwunden. Ich suchte und suchte,
doch vergebens. Sie war fort und die Vergangenheit bringt keiner zurück. Mein Herz blutete, als habe man es mit einem Schwert durchbohrt. Taumelnd kam ich zur Garderobe und reichte der Frau meine Marke. Wenn ich erst die Last des kalten Eisens auf meinen Schultern spürte, dann würde ich wieder in Sicherheit sein.
Doch statt der ehernen Wehr, reichte sie mir ein Narrenkostüm. Ich meinte, da müsse wohl ein Irrtum vorliegen, doch sie antwortete mir lächelnd, alles habe seine Richtigkeit. Da bat ich sie, mir die Marke zu zeigen. Sie tat es lächelnd. Und als ich mir die Marke besah, war dort nicht länger eine Nummer. Dafür stand nun dort in goldenen Lettern: Der Narr.
Und als ich die Marke umdrehte, las ich dort: Egal.
Also schlüpfte ich in das Narrenkostüm, denn draußen war es noch kälter geworden, und verließ verwirrt diesen seltsamen Ort. Noch heute irre ich umher wie der Narr, der nicht weiß, was er verloren. Ein Fremder in einem fremden Land? Suche ich sie oder suche ich den Mantel?
Egal!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Fazit: Achte stets darauf, wo du deine Jacke lässt ( wenn du sie schon ablegen musst)!!

Nun, mein Freund, bin ich wahnsinnig oder weise?
Egal

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