In Blechlawinen
von Carsten Maday

Kapitel
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Meine Stimme war so gut wie weg, nach all dem Rennen und Schreien. Ich gab Personalien auf, der Beamte dankte mir und es kam mir wie ein warmherziges Danke vor, dass ich mich richtig freute und einwenig stolz war. Bäh! Aussagen musste ich nichts! Der Beraubte wollte mir einen Fünfziger geben, aber ich wollte nicht, dass 50.- DM meine Gedanken trüben. Ich lehnte dankend und großkotzig ab. Ich wünschte ihm alles Gute, aber Sympathie hatte ich nicht für ihn, weil der den Dieb so bedroht hatte.
Ich musste wieder über die Strasse und da ich wieder klar denken konnte, musste ich die Ampel nehmen. Ein Mann, der bei uns gestanden hatte, als wie den Dieb zum zweiten Mal gestellt hatten, kam ein Stück des Weges mit mir. Er dankte mir und ich war gerührt, dass dieser Mann mir dankte, der doch keinen Schaden erlitten hatte. Der war mir gleich sympathisch. Ich sagte, ich wäre auch einmal ein eine ähnliche Situation gekommen. Da ist es immer schön, wenn man nicht allein ist. Wir trennten uns. Ich ging allein in den Plus. Meine Beine zitterten. Hier war alles wie immer, obwohl meine Geschichte sich vor dem Laden abgespielt hatte. Ich erledigte meinen Einkauf. Als ich die Sachen verstaute, kam es zu einem weiteren Zwischenfall. Ein riesiger Mann hatte einen kleineren gestellt. Im Plus. Der kleinere war voll wie eine Strandhaubitze und reichlich verwahrlost. Vielleicht hatte er etwas mitgehen lassen. Rufe nach der Polizei wurden laut, aber da von dem Penner lediglich eine torkelnde Gefahr ausging, beschloss ich, dass mich das nichts anging. Ich verließ den Laden. Nach kurzer Zeit hörte ich die Sirenen der Polizei erneut. Wenn sie zum Plus gefahren sein sollten, dann hatten sie sich erheblich schneller bemüht, als zu uns.
Nun sitze ich vor dem Computer und hämmere alles in die Tastatur, gefiltert durch meine Augen und die Zeit, die schnell vergeht. Vielleicht ist es deshalb gut, dass ich es aufschreibe.
Wenn ich meine Hausarbeit geschrieben hätte, wäre mir das nicht passiert und ich bezweifle, dass das gut oder schlimm gewesen wäre. Hätte ich ihn laufen lassen sollen? Oder war es richtig, spontan, ohne Informationen hinter einem Menschen herzupreschen?
Um mein eigenes Heldentum zu beweihräuchern, nenne ich diese Geschichte in Anlehnung an Ernst Jünger: In Blechlawinen!

Carsten Maday

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