Der Schwall
von Carsten Maday
Kapitel
Der Schwall
>Ich muss ´mal schiffen!<
>Viel Spaß dabei!<
Er erhob sich, kippte den Stuhl um, machte einen Schritt zur Seite, geriet vollends aus dem Gleichgewicht und drohte hintenüber zu kippen.
Verzweifelt fuhr er sein Bein aus, warf seinen Oberkörper nach vorn. Der Trägheit hatte seine alkoholisierte Feinmotorik nichts entgegenzusetzen. Er flog quer über den Tisch, fegte Bierflaschen, Gläser, Aschenbecher, Chips und Kippen hinunter, die sich in einer ekelerregenden Lache wiedervereinigten.
>Eh, Mann!<, sagte der eine.
>Wat denn?<, fragte der andere, als er sich mühsam erhob.
>Starker Stunt!<
>Jau!<, antwortete er und setzte sich wieder, beugte sich hinunter und fischte nach einer halbwegs trockenen Zigarette.
>Sag ´mal.<
>Hm?<, brummte er, als er vergeblich versuchte Zigarettenspitze und Feuerzeugflamme zu vereinen.
>Wolltest du nicht aufs Klo?<
In der Hoffnung der andere Arm könne etwas geschickter und nüchterner sein, nahm er das Feuerzeug in beide Hände.
>Wann?<
>Na eben!<
Seine geröteten Augen fixierten die Flamme, dann die Zigarettenspitze, wieder Flamme, wieder Spitze.
>Wieso?<, sagte er und schloss ein Auge, zielte erneut und führte die Kippe einige Zentimeter an der Flamme vorbei.
>Kann ich Dir helfen?<, fragte der andere.
>Nee, geht schon, wenn dat Ding doch bloß nicht so zittern täte!<
>Dann sprich halt nicht, wenn du die Lunte im Mund hast. Kann ja so niemals klappen!<
>Toller Rat.< Nach drei weiteren Versuchen gelang es endlich. Er nahm die Zigarette zwischen Daumen und Zeigefinger, blies auf die Spitze , erfreute sich der Glut, als könne er sein Glück nicht fassen. Er grinste breit, wechselte die Zigarette zwischen Zeige und Mittelfinger, ignorierte die Bierlache auf dem Tisch und stützte sich mit dem Ellenbogen auf, um endlich einen tiefen Zug zu tun.
Ein zufriedenes, genüssliches Lächeln schob seine Mundwinkel nach oben. Dann nahm er die Zigarette
wieder aus dem Mund, kratzte sich an der Nase und sprach mit mahnend erhobenem Glimmstängel:
>Also...<