Q-Tipp
von Rutz Rische

Kapitel
 

Was der Reiter dachte

Wieder um 8 Uhr wachgeworden. Morgenlatte gehabt und Bett wieder leer. Trotz Kater und Schnaps-Fahne. Scheiße. Unter Dusche gesprungen. An die Tussis gedacht, die immer oben ohne in der Kuhweide liegen. Ob die heute wohl wieder da sind? Reaktion mit kaltem Wasser betäubt. Entschlossen: Da hilft nur Reiten.10 Uhr Gaul aus dem Stall geholt. Hat mal wieder nach mir getreten. Mit dem Schlachter gedroht.
Blick auf Weide geworfen.
Geseufzt.
Das Gras ist über Nacht nachgewachsen.
Jeden Tag das gleiche.
Den ganzen Tag haben die Viecher damit zugebracht, es abzufressen. Über Nacht ist es nachgewachsen. Wieder liegt das jungfräuliche Grün im sanften Rot der
aufgehenden Sonne.
Gaul geputzt. Zuckerstück spendiert.
Sattelgurt nicht zugekriegt, weil der Gaul sich wieder aufgebläht hat. Geflucht. Bedauert, dass ich nicht ohne Sattel zurecht komme.
Waldweg entlang getrottet. Hinter der Biegung Ausschau gehalten. Juchhu-Gefühl. Da liegen sie wieder. Stillgestanden.
Gelacht. Im Sattel aufgerichtet.
Mädels eine Kusshand zugeworfen. Bewundernde Blicke registriert. Kurz einen Blick auf die Kühe geworfen. Alles in Ordnung. Latschen ihre Runde um die Mädels herum und fressen Gras. Irgendwie wird doch tag-täglich der gleiche Trott wiedergekäut. Lässig an Mädels und Kühen vorbeigalloppiert. Geile Euter! Gelacht.
Es duftet nach Kamille und Stroh.
Froh gewesen, dass ich keine Kuh,
und kein kastrierter Gaul, sondern ein Mann im zeugungsfähigen Alter bin.Und früher oder später wird das schon noch klappen mit der jungen Bäuerin und dem Hoferben. Heimweg angetreten. Der Gaul ist trotz Kastration auf meine beste Stute gesprungen. Gegrinst. Ins Haus gegangen. Schnittchen geschmiert. Bier aus Kühlschrank geholt. Zeitung gelesen. Geseufzt. Mich gefragt, wo das mit der BSE-Krise noch hinführen soll.

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