Verbrämter Stolz
von Rutz Rische

Kapitel
[ 1 ]  [ 2 ]  [ 3 ]  [ 4 ]  [ 5 ]  [ 6 ] 
 

Prag

Einen Moment nur, dann bedeckt sie die Naturschönheiten. Ihr männlicher Begleiter ist zufrieden. Was für ein Weib!
Wenn sie nur etwas anschmiegsamer wäre. Aber Ideen hat sie ja...sonst hätte er ihr längst den Laufpass gegeben.
Für die Auswahl des Hotels hatte sie jedenfalls kein Händchen gehabt.
Ihm war von Anfang an nicht wohl dabei gewesen. Auf einem Boot hatte sie wohnen wollen. Während er hinter ihr her über einen abgewetzten Teppich geschritten war, hatte er ein kurzes Stossgebet gen Himmel geschickt.
Jenes wurde ihm schneller erfüllt, als er zu träumen gehofft hatte. "Nein", man habe einen Wasserschaden, sei aber gerne bereit, für ein anderes Hotelzimmer aufzukommen.
Dieses präsentierte sich dem frischverliebten Paar als "Hotel Akkord". Das Zimmer mass rund 8 Quadratmeter, das Bett ungemacht. Es riecht nach menschlichen Ausdünstungen.
Auf dem Beischlaftisch ein aufgeblasenes Kondom, in dem die einst wabernde Spermamasse allmählich eintrocknet.
Genug, damit sie ihre Krallen ausfährt und das Hotelpersonal anbrüllt.
Nein, keine Minute bleibt sie in dieser Bumsbude. Und erhält recht, wer wagt es schon, ihr zu widersprechen!
Alles wendet sich schließlich zum Guten und ein seriöses Zimmer in einem angemessenen Hotel wird gewährt.

Auf dem Wenzelsplatz beunruhigt ihn das grausame Flackern ihrer Augen. "Such dir eine aus!" herrscht sie ihn an.
Es ist ein wohliges Schaudern, das ihm durch die Glieder fährt.
Leicht errötend tippt er auf eine edle braune Lederpeitsche, während sie ihr Geld abzählt und hört, wie ein paar junge Tschechen verstohlen : "Sado-Maso" flüstern.
Währenddessen spürt er, wie sein Schwanz bedrohlich seine Hose enger werden lässt. Die Knie drohen ihm wegzusacken, während er sich gleichzeitig wünscht, der Boden würde sich auftun und ihn verschlingen...oder besser: Sie würde ihn auf der Stelle bitten, sofort ins Hotelzimmer zurückzukehren.
Sie aber bleibt ungerührt, schleppt ihn durch kafkaeske Gassen, über die Karlsbrücke, auf der die Skulpturen seltsam lebendig in den Himmel ragen.
Er wandert ihr folgend den Schlossberg hinauf um danach durch weitere Gassen wieder bergab zu gehen, Gassen, in denen die Wände dem Betrachter entgegenzustürzen drohen.
An der Moldau lehnt er Gulasch ab, es gelüstet ihn nach feinerer Küche, und er bemerkt nicht, wie sie seine Ignoranz verachtet.
Erst Stunden später lässt sie im Hotelzimmer die Peitsche auf seinen nackten Arsch sausen. Er kniet vor ihr, seine Errektion überreif.
"Mehr!" fleht er, und sie erhört ihn.
Eine sachkundige Bewegung ihrer obszönen Hand erlöst ihn und wild schreiend spritzt er ab, wobei ihm egal ist, was die anderen Hotelgäste von seiner Perversion halten.

Autorenplattform seit 13.04.2001. Zur Zeit haben 687 Autoren 5378 Beiträge veröffentlicht!