Momentaufnahme
von Daniel Chico Calvo (arima)

Kapitel
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Kapitel 2 – Die Ruhe, die du mir gabst

Das Foto war zu Asche geworden. Nichts war übriggeblieben. Gedankenverloren schaue ich auf die Stelle und erinnere mich. Gedanken rasen, zurück in die Zeit, zurück an den Ort. Als wir beisammen waren, als wir uns nah waren. Ich stehe vor ihrer Schule, wartend, auf ihre Ankunft. Nervös schreite ich umher. „Gleich ist es soweit.“ Bemerkte ich mit unverhohlenem Blick auf meine Uhr. Weitere Minuten vergehen. Es klingelt zum Ende der Stunde. Schüler sausen an mir vorbei, ohne mich bemerkt zu haben. Sie kommt. Allein ihre Anwesenheit lässt mein Atem stillstehen. Sie lächelt. Auf dem Weg zu ihr reden wir. „Deine Eltern wissen doch schon Bescheid, oder?“ fragte ich. „Ja, sie freuen sich. Und ich mich auch“ Ich schaue glücklich drein. „Sag, meine Liebe, was ist eigentlich deine Lieblingsblume?“ Sie überlegt eine Weile. „Nun, ich denke blaue Rosen mag ich am liebsten.“ Wir laufen eine Zeitlang. „Blaue Rosen, hmm, die sind selten.“ Ihr Blick verweilt geradeaus, als sie antwortet. „Ja, das stimmt.“ Meine Gedanken schossen hin und her. Bisher hatte ich das noch nie erlebt. Wir hatten einen schönen Tag zusammen und zum Abschied umarmten wir uns und küssten uns länger und inniger. Die folgenden Tage wurden immer schöner. Als der Valentinstag näher rückte, wollte ich ihr ein Geschenk machen. Ein Zeichen unserer Liebe. An einem Tag fragte ich sie. „Was wäre denn ein schönes Geschenk für dich?“ „Also, ich finde es total wundervoll, wenn man mir ein Herz schenken würde. Eins das ich immer bei mir haben kann. Wenn ich allein bin.“ Nach kurzer Überlegung, kommt mir der entscheidende Gedanke. „Aber du hast doch schon mein Herz!?“ sage ich zu ihr. „Ja, du hast recht. Ich Dummerchen.“ Sie lächelte. Als der Tag kam, gab ich ihr mein Geschenk. Ein Herz an einer Kette. Doch dieses Herz war anders. Man konnte es teilen und jeder erhielt eine Hälfte mit einer Kette. „Nun hat jeder ein Teil des Herzens des Anderen und nur zusammen ist es komplett.“ Lächelte ich freudig. Man konnte es ihr nicht direkt ansehen, dass sie sich freute, aber im Grunde ihrer Seele sah ich wie glücklich sie war. Die Tage vergingen und mittlerweile übernachtete ich auch öfter bei ihr. Ich fühlte mich unbeschwert und frei. Ohne sie war ich nur ein halber Mensch. Ich spürte, dass auch sie glücklich war. Eines Tages aber im Sommer verreiste sie mit ihren Eltern. Ich konnte nicht mitgehen. Am Bahnhof verabschiedeten wir uns. „Sei nicht traurig, es ist doch nur für zwei Wochen. Dann bin ich wieder ganz da.“ Beruhigte sie mich. „Ja ich weiß, aber ich werde dich vermissen.“ Wir umarmen uns und küssen uns. Als sie in den Zug steigt, warte ich auf die Abfahrt. Sie erscheint am letzten Abteil und legt ihre Hand an das Fenster. Ich lege meine ebenso hinan. Der Zug fährt ab. Sie winkt mir und ich winke ihr. Das erste Mal, dass wir solange getrennt waren. Ich fasste mir Mut. „Es sind ja bloß zwei Wochen.“ Nach 3 Tagen kam ihr Brief, in Form einer Flaschenpost. Ich war überglücklich. Sie schrieb mir, dass sie mich sehr vermisse und ich nicht traurig sein solle. Es wäre noch Platz übergewesen, und dass alle das nicht gewusst hätten. Ich hätte also doch mitkommen können. Wie gern sie den dortigen Sonnenuntergang mit mir genossen hätte. Aber es wäre ja nicht mehr so lange und dass sie mit niemandem so glücklich war wie mit mir. Sie glaube hundertprozentig den Mann ihres Lebens gefunden zu haben, den sie auch einmal heiraten werde. Diese Nachricht machte mich so glücklich, dass ich hätte weinen können und die restlichen Tage gar nicht mehr abwarten konnte. Aber ich musste. Die Zeit lief. Weiter und Weiter. Das Leben nahm seinen Lauf. Der Weg klar und deutlich. In dieser Zeit überlegte ich. Wie konnte es sein, dass mich das Glück heimsuchte, dass ich so etwas jemals erleben konnte. Ich stellte es nicht in Frage.

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