Unter Rollenspielern (Katrin & Björn 2)
von Markus

Kapitel
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Kultisten

Björn hielt es nicht mehr aus, er musste aufs Klo. „Wartet mal nen Moment!“ und schon ist er weg. Als er zurück kehrte hatte Silke die Wasserpfeife erneut entzündet und Canabisdunst zog durch das Wohnzimmer. Björn goss sich einen weiteren Wodka-Lemon ein und bekam noch ein paar Züge von der Pfeife ab. „Dann lasst und mal den Laden aufmischen!“ meinte er, nahm seinen Charakterbogen und blickte Torben erwartungsvoll an.
Katrin -deren Charakter den höchsten Beweglichkeits-Wert aufweisen konnte- ließ ihre Amazone vorsichtig um die Wegbiegung blicken. „Du siehst eine Ansammlung von Ruinen, davor einen alten Friedhof. Im Hintergrund erhebt sich der große, finstere Schatten eines Herrenhauses. Die Fensteröffnungen sind schwarze Löcher. Alles sieht sehr verlassen aus, nirgends regt sich etwas.“
Katrin meldete sich zu Wort:" Ich schleiche vorsichtig näher an das Herrenhaus, schaue vorsichtig in die Ruinen." Da unterbrach sie Björn: "Schleicherei ist etwas für Angsthasen und Diebe. Ich folge ihr mit gezücktem Schwert. Mir kann niemand widerstehen." Silke murmelte das sie einen Schutzzauber um die Gruppe webt, Torben würfelte einige Male, dann eröffnete er ihnen: "Ihr habt das Herrenhaus ohne Vorfälle erreicht, steht nun allerdings vor einer ziemlich stabil aussehenden Holztüre, sie ist mit Eisen beschlagen und fest verschlossen." Björn hätte am liebsten die Türe mit roher Gewalt geöffnet, doch seine beiden Begleiterinnen konnten ihn gerade noch davon anhalten. Katrins Schleicheinlagen lösten das Problem als sie ihren Charakter durch ein Fenster einsteigen ließ um die Türe von innen zu öffnen. Dabei fing sie sich einen Splitter im Fensterrahmen ein, der ihre rechte Hand, die Waffenhand, wie Torben als Spielleiter genüsslich erklärte, übel durchbohrte. Der Typ war echt mal nachtragend, dachte Björn. Ihm setzte das Kiffen langsam ziemlich zu, der Raum drehte sich um ihn und Torbens Worte kamen wie auf Wolken geflogen, sie brachten die passenden Bilder mit.
" Ihr betretet das alte Herrenhaus. Es riecht nach Verfall, nach Moder und Staub. Außerdem noch nach etwas anderem, älterem. Es ist ein ein scharfer Geruch der sich wie eine klebrige Schicht über alles gelegt hat."

Die Couch unter Björn stoppte ihre Kreiselbewegung, er hatte das Gefühl zu fallen und dann schlug er hart auf dem Steinboden auf, einen schlechten Geschmack im Mund. Katrin lachte kopfschüttelnd und deutete auf die Türschwelle zu seinen Füßen.
Dann pirschte die Amazone Katrin sich vor der Gruppe durch die Eingangshalle. Es zweigen seitlich mehrere Durchgänge vom Vestibül ab, am Ende der Halle führen Treppen hoch auf die Galerie. Noch immer ist kein Lebenszeichen zu erkennen, allerdings ist hier die Staubschicht am Boden von zahllosen Füßen verwischt worden. Die Gruppe wandert weiter durch das Gebäude, die Waffen gezückt. Sie kämpfen mit der Übelkeit, denn der scharfe Geruch wird immer stärker. Doch sie schleichen weiter durch verlassene Flure, vorbei an leeren Sälen. An den Wänden hingen einstmals vermutlich edle Gemälde und Teppiche, heute sind es unförmige, verschimmelte Klumpen. Unrat sammelt sich in den Ecken und Björn glaubt einige Kadaver von Ratten dazwischen zu erspähen. Teilweise stehen noch die Überreste von Schränken und Kommoden herum, nun eher Sägespäne und Holzwurmgräber.
Schließlich erreichen sie durch lange Gänge eine zweiflügelige Türe, übersäht mit seltsamen Ornamenten. Schwarz verschlungene Symbole scheinen die Blicke der Betrachter aufzusaugen, sich dabei selber langsam zu drehen. Die Drei taumeln und müssen sich an der Wand abstützen um nicht zu fallen. Silke wedelt mit der Hand um den Zauber zu brechen, murmelt einen Fluchbrecher in Richtung der schwarzen Ornamente. Als sich ihr Blick wieder klärt sehen sie flackerndes Licht unter der Türe hervor scheinen. Björn murmelt einen unterdrückten Fluch, Katrin legt einen Giftpfeil in ihr Blasrohr. Sie hören leisen, murmelnden Gesang durch das dicke Holz dringen. Dann prallt Björn aus vollem Lauf mit seiner riesigen Barbarenschulter gegen die Türe und sprengt sie aus dem Rahmen. Entsetzte Augenpaare starren ihnen aus einer weitläufigen Halle entgegen. Viele Augenpaare, sehr viele.
Vielleicht zwei Dutzend Gestalten in dunkle Roben gehüllt haben sich im Halbkreis an der gegenüberliegenden Wand versammelt. Sie stehen vor einem riesigen, schwarzen Altarblock. Ein auffällig großer Mann steht dahinter, in Tierhäute gehüllt, mit Federn und Knochen geschmückt. Das muss der Hohepriester sein. Er unterbricht seinen tiefen, kehligen Gesang und blickt sie aus stechenden Augen an. Er murmelt nur ein einziges unverständliches Wort, doch die Menge reagiert blitzartig. Die Robenträger wenden sich ihnen raschelnd zu, ziehen lange, gebogene Klingen unter den Kutten hervor.

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