Der größte Hexer aller Zeiten kehrt zurück
von Carsten Maday

Kapitel
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>Irgendetwas ist schief gegangen<, schrie Aische panisch.
>Beruhige dich<, befahl Karl und wusste nicht recht, ob er Aische oder sich selbst ermahnte.
Sie hatte recht. Es hätte lediglich der Geist des Verstorbenen erscheinen dürfen, nicht seine Überreste. Karl fasste sich.
>Wir haben eine Mission zu erledigen<, schrie er Aische an.
Das Skelett stand regungslos im Pentagramm. Vorsichtig machte Karl einen Schritt darauf zu.
>Georg Herder?<, fragte Karl mit betont fester Stimme.
>Ja<, sagte das Skelett.
>Gut. Wenigstens der Richtige. Höre, oh Georg Herder, wir haben deinen Geist beschworen um...<
>Wo bin ich<, unterbrach ihn das Skelett und sah sich um.
>Mist<, sagte es. >Immer noch Höhe 304!<
>Ja<, sagte Karl. >Verdun, aber...<
>Ich seh ja schrecklich aus<, meinten Georg Herders Übereste.
>Das bleibt nicht aus, aber...<
>Der Krieg?<
>Hä?<
>Er meint den ersten Weltkrieg<, schaltete sich Aische ein.
>Das weiß ich auch, aber wir...<
>Der erste?<, fragte das Skelett erstaunt. >Wie viele gab es denn noch?<
>Hör mal...<
>Und wer hat gewonnen?<
>Jetzt reicht es aber, ja. Wir haben Dich herauf beschworen, um DIR einige Fragen zu stellen und nicht umgekehrt.<
>Aha. Stelle deine Fragen, Wurm!<
>Wie bitte..<, fuhr Karl auf und hätte sich beinahe auf das Skelett geworfen, besann sich aber.
>Netter Trick, Herder. Nein, ich überschreite das Pentagramm nicht, und du kannst nicht heraus...<
Das Skelett machte einen Schritt nach vorn, taumelte theatralisch zurück, als sei es gegen eine unsichtbare Barriere gestoßen.
>Weh, weh, o je, ich bin fest eingeschlossen in einem magischen Pentagramm, kann nicht heraus und bin gezwungen, nun die Fragen meiner Beschwörer zu beantworten, damit ich wieder in Frieden weiter ruhen darf. Ich armer, armer Mann.<
Karl und Aische sahen sich erleichtert an.
>Gut, dass du deine Situation so klar erfasst<, meinte Karl.
>Also, wo ist das Große Geheimbuch der Untoten?<
Das Skelett kratzte sich am Kinn.
>Aha, verstehe. Ihr wollt Baal Arimann beschwören, was?<
>Antworte mir!<
>Wollt die Herrschaft über die Welt erlangen, wie?<
>Du sollst antworten<, brüllte Karl, dass der Wind seinen Geifer forttrug.
Aische schrie auf, als Georg Herder einen Schritt aus dem Pentagramm machte.
>Das kann ich leider nicht zulassen<, sagte das Skelett.
>Nein<, gellte Karl ungläubig, als der Hexer auf ihn zu trat.
>Fort...<, rief er noch. Dann rammte Georg Herder ihm das Bajonett in den Bauch, warf Karl um, der nun kreischte vor Schmerz, setzte ihm den vermoderten Stiefel auf die Brust und zog mit einem Schmatzen die Klinge aus dem Gedärm.
>Verzeih, Kamerad.< Er zupfte einen Fetzen Fleisch von der Klinge. >Das Bajonett ist stumpf und macht keine schönen Wunden mehr.<
Aische war erstarrt, sah ungläubig wie das Skelett das Bajonett vom Gewehr abnahm und sich zu Karl hinabbeugte.
>Und dennoch<, sagte es zu Karl, der seine Eingeweide mit den Fäusten zurückhielt, >muss sie ausreichen, um damit dein Herz herauszuschneiden, hahahahaha.<
Georg Herder stieß Karl die Klinge in die Brust.
Karl dachte an sein Leben, an all die Jahrhunderte. Ehe er zur Hölle hinabfuhr seufzte er noch:
>Dass mein Leben hier auf diesem schlammigen Hügel enden muss.<
Georg Herder hielt einen Moment lang inne.
>Seltsam<, meinte er. >Das selbe habe ich auch vor so vielen Jahren gedacht.<
Dann schnitt er das Herz heraus.

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