TV-Leap: Dr.Mental gegen die Unheimlichen Vier
von Carsten Maday

Kapitel
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Zehn Monate später. Das war das Elend bei Filmen mit Vorgeschichte. Sobald sie erzählt war, sprang der Film einfach ein paar Jahre weiter und der Zuschauer konnte dem Helden nahtlos folgen. Ich aber musste jeden Tag überstehen. Da hatte man viel Zeit, um verwirrende Fragen zu finden, z.B. existiere ich wirklich, und wenn ja, wird diese Zeit von meiner Lebensspanne abgezogen? Kam irgendwann jemand und präsentiere mir die Rechnung? So, sie haben jetzt 29231 Tage in B-Movies verbracht, was knapp achtzig Jahren entspricht. Leider müssen Sie jetzt sterben. Oder war ich nur Einbildung oder irgendeine Art von Energie? Ich konnte mich für keine Antwort entscheiden, sie waren alle schön.
Der Nachtwind wehte mir sanft durch die Haare. Der Mond war voll und strahlte auf die hohen, flachen Dächer, auf denen sich Urwälder von Antennen ausbreiteten. Die Stadt trug ihre nächtlichen Geräusche an meine Ohr. Mein Gehör war sensibel und geschärft. Es war das Gehör eines Superhelden, der auf den Dächern von New York seine einsame Wacht hielt. Ich biss knackend ein Stück der Karotte ab. New York. Für Superhelden gab es praktisch keine andere Stadt. Außer Metropolis vielleicht, aber das kulturelle Leben war dort so langweilig wie Superman. In New York war immer etwas los. Diese Stadt schlief wirklich niemals, ebenso wie das Verbrechen in ihr, besonders nicht in den achtziger Jahren.
Meine Ohren richteten sich auf. Eine Hilfeschrei! Keine zwei Blocks von hier entfernt. Ich biss ein letztes Mal ab und warf den Rest der Karotte achtlos zu Boden.
>Packen wir´s also<, sagte ich zu mir und der Welt. Dann sprang ich über die tiefe Häuserschlucht auf das gegenüberliegende Dach.

Der Tatort. Ein leichtes Mädchen in schwerer Bedrängnis. Ihr Zuhälter und sein Handlanger bedrohen sie. Messer werden gezückt, Drohungen ausgesprochen. Sie ruft um Hilfe, und wenn eine wie sie um Hilfe rief, ging es um´s Leben.
Man stelle sich vor: Kamera dicht über dem Boden, filmt das Gerangel. Dann auf einmal treten zwei massige Beine vor die Kamera. Kamera fährt hoch bis zu den breiten Schultern des Helden. Im Hintergrund die Zuhälter, zu beschäftigt mit der Nutte. Der Held ruft irgendetwas, je nach seiner Anlage etwas lustiges oder cooles. Die Zuhälter drehen sich um, sehen erschrocken das Gesicht des Helden, vielleicht ein Schwarzenegger mit Zigarre im Mund. Kurz darauf werden sie vermöbelt.
Gleiche Szene. Zwei Zuhälter bedrängen eine Hure bis aufs Leben. Zwei massive Beine mit enorm langen Füßen treten vor die Kamera. Rosa Fell bedeckt sie. Die Kamera fährt die rosa Beine hinauf über ein paar rote Boxershorts aus denen ein rosa Puschel herausguckt. Weiter geht es bis zu dem breiten, befellten Rücken über dem sich zwei Patronengurte in bester Pancho Villa Manier kreuzen. Von dort geht die Kamerafahrt zu den riesigen Ohren, die alarmiert in die Höhe zeigen.
>Is was Doc?<, sagte ich laut und biss von Karotte ab. Ich war mir der Aufmerksamkeit aller Anwesenden in dieser mülligen Gasse sicher. Alle drei schrieen überrascht auf, als sie ein zwei Meter großes rosa Kaninchen vor sich sahen. Wenn das menschliche Gehirn mit Dingen konfrontiert wurde, die es nicht erfassen konnte, versuchte es sie in andere, bekannte Schubladen zu zwängen. Irgendeine passte immer.
>He, du Spinner<, sagte der Oberzuhälter noch immer sichtlich überrascht. >Ist das so eine Art Karnevalkostüm?< Das war wohl die naheliegendste Erklärung. Ich sah zu der Nutte. Sie befand sich in der schwierigen Situation, sowohl von den Zuhältern als auch von mir wegrücken zu wollen. Leider war die Gasse zu klein. Sie presste sich voller Angst mit dem Rücken an eine Hauswand. Ich lächelte ihr gewinnend zu, wobei ich meine langen Hasenzähne entblößte, die nicht nur dämlich wirkten, sondern mir auch ein leichtes Lispeln verliehen. Langsam griff ich an meinen rechten Patronengurt. Statt mit todbringender Munition oder Messern, waren sie mit Möhren gefüllt. Es war peinlich, aber ich war ganz wild auf diese Dinger. >Lasst sie in Ruhe<, sagte ich. Meine Pfote glitt über die Karotten, bis sie eine passende gefunden hatte, und zog sie heraus. Die Zuhälter hatten sich wieder gefangen. Das war das unangenehme an meiner Superheldenerscheinung. Sie war nicht gerade ehrfurchtgebietend. Ich war süß, rosa und flauschig. Kinder hätten mich sofort ausgestopft und auf ihr Bett gesetzt.
>Die Kleine schuldet uns noch Geld<, sagte der Oberzuhälter. >Du solltest lieber zusehen, dass du abhaust, Karnickelmann, oder...< Jetzt kam es. Es kam immer. Keiner konnte ihm wiederstehen. >...oder wir ziehen dir das Fell über die Ohren.< Bingo! Ich seufzte ermüdet.
>Das Fell! Über die Ohren! Hahaha. Sehr originell. Wirklich. Zu komisch. Gelungene Metapher<, sagte ich. Der Oberzuhälter musste irgendwie die subtile Ironie meiner Worte erfasst haben und kam wütend auf mich zu. In der Hand hielt er ein Messer.
>He, Boss. Was´n eine Metapher eigentlich<, fragte sein Handlanger. Sein intellektueller Wissensdurst hinderte ihn nicht, ebenfalls mit einem Messer auf mich zu zukommen. Ich biss den Rest der Mohrrübe ab und hob die andere nach oben.
>Willst du uns damit erstechen?<, spottete der Oberzuhälter.
>Nein<, sagte ich und warf. Die Karotte schlug mit stumpfen Ende auf der Stirn des Zuhälters ein. Es gab ein dumpfes Geräusch, Stöhnen und verdrehte Augen. Dann kippte der Zuhälter um.
>Hartgummi<, klärte ich den Handlanger und die Nutte auf. >Hab ich selbst gegossen und angemalt. Sieht wirklich wie ne Mohrrübe aus, was?< Bei meiner Waffenwahl musste ich improvisieren. Meine nicht gerade zarten Finger waren nicht dafür geschaffen, den Abzug einer Waffe zu betätigen. Meist verklemmte mein Fell dabei. Das tat ganz schön weh.
Der Handlanger sah erschrocken auf seinen Boss, der bewusstlos im Dreck lag. Dann sah er mich an, grinste verlegen und rannte davon. Weit kam er nicht. Ich machte aus dem Stand einen riesigen Satz mit ein Salto und halber Schraube über den Flüchtenden hinweg und landet punktgenau vor dem Mann. Alles in allem sehr beeindruckend, wenn meine Ohren nicht ausgerechnet eine Unterhose aufgegabelt hätten, die zwischen den Hauswänden zum Trocknen aufgehangen worden war.
>Verflucht<, stöhnte ich. Ich drosch dem Mann die Faust ins Gesicht, dass er gut drei Meter durch die Luft segelte und scheppern zwischen einigen Mülltonnen zu liegen kam.
Die Nutte lief schreiend davon. >Ja, nichts zu Danken<, rief ich empört hinterher. >Ist doch keine Art, so was.< Das machten sie immer. Ließen sich retten und liefen dann weg. Spiderman hatte es da besser, aber er sah ja auch nicht wie eine Spinne aus, der Glückskerl.
Jemand klopfte mir von hinten aus die Schulter.
>Ähm, ja?<, sagte ich verwirrt und drehte mich um. Der Schlag traf mit hart im Gesicht und ich landete krachend auf dem Handlager zwischen den Mülltonnen.
>Verflucht<, stöhnte ich benommen. Zum Glück hatte ich auch Superheldennehmerqualitäten. Ich sprang wieder auf die Beine und zog zwei Karotten. Mein Gegner hatte sich vier Meter von mir in drohender Haltung in der Gasse aufgebaut. Aus seinen Augen flammte gerechter Zorn. Sein Gesicht war hinter einer schmalen Zorromaske versteckt. Es war eine junge Frau, im schlampigen, frühen Madonna-Look, mit Rosenkränzen, Kreuzen, riesigen Ohrringen, billigen Glitzerschmuck und halb hohen Stiefeln, allerdings mit Armeehosen anstatt Rock. Das war wohl praktischer. Ihr Haar war schulterlang, blond mit lila Streifen. Ihr Gesicht war hübsch, auf burschikose Art. Ein Sponti-Anstecker steckte an ihrer Jacke: Wenn alle Klugen nachgeben, regieren die Deppen die Welt.
>Warte<, rief ich. Sie sprang heran und drosch mir die Faust in den Magen, dass mir die Luft weg blieb. Dann trat sie mir unsanft gegen´s Schienenbein. Ich fiel zu Boden, versuchte Luft zu schnappen, hatte aber nicht genug, um auch nur ein Wort sprechen zu können.
>Was für eine üble Kreatur hat Dr. Mental nun schon wieder ausgesandt<, sagte die junge Frau zwischen zwei Schlägen. Sie stand über mir und schlug, sobald ich versuchte hochzukommen. Ich zog meine Beine an und trat aus. Die Frau flog durch die Luft und krachte an die gegenüberliegende Wand. Befriedigt stellte ich fest, dass sie ebenfalls nach Atem rang. Sie rappelte sich mühsam auf und kam drohend auf mich zu.
>Verflucht, Claire<, stieß ich hervor. >Jetzt reicht es aber!< Die junge Frau blieb wie angewurzelt stehen.
>Woher..., woher kennst du...?<, stammelte sie überrumpelt.
>Woher ich deine geheime Identität kenne, Claire. Weil ich es bin, dein Freund Harvey.<

>Mein Freund Harvey<, sagte Claire. >Ober-Affen-Titten-Geil. Ich kann es noch immer nicht fassen.<
>Das Leben ist voller Überraschungen<, stimmte ich ihr zu. Wir machten einen letzten Satz über einen Häuserabgrund und landete auf dem Dach von Claires Apartmentwohnung, oder sollte ich lieber sagen, des Geheimverstecks von Claire, Bridget und Greg. Zu meiner Überraschung waren auch sie damals von diesem seltsamen Experiment verändert worden. Sie hatten an der offenen Tür gestanden, als der Lichtblitz erschien. Meine Egozentrik war mittlerweile recht ausgeprägt und kam schon gar nicht mehr auf den Gedanken, dass es auch andere treffen konnte.
>Und die anderen haben auch diese Superkräfte<, fragte ich Claire. Sie zuckte mit den Schultern:
>Na ja, ob die so super sind... Sie sind allerdings nicht im Vergleich zu dir. Sag mal, wann verwandelst du dich eigentlich zurück?<
>Bitte?< Ich sah sie genervt an. >Ich bin doch nicht der Hulk. Das bleibt immer so. Was meinst du denn, warum ich von zu Hause abgehauen bin?<
>Stress mit den Alten?< Claire kratzte sich am Kopf. >Für immer ein rosa Kaninchen, was? Das sind ja...<
>...rosige Aussichten. Ja, ja ich weiß. Die Sprüche kenn ich alle schon. Es muss mit der DNS von diesem Kaninchen aus dem Labor zusammenhängen. Irgendetwas ist da durcheinander gekommen.<
>Und jetzt lebst du auf großem Fuß, was?< Claire wieherte ausgelassen. Ich griff mürrisch eine Karotte und biss hinein. Claire kuschelte sich versöhnlich an meinen flauschigen Arm und deutete auf die Treppentür.
>Komm, wir wollen zu Greg und Bridget. Ach, Harvey?< Claire kicherte.
>Ja?<
>Die Unterhose über deinen Ohren, gehört die zu deiner Verkleidung?<

>Darf ich vorstellen. Mein Freund Harvey. Das sind Bridget und-<
>Und die wohl unwerfendste Frau, die ich jemals gesehen habe<, unterbrach ich Claire. Wir befanden uns in einem großzügigem Apartment. Claire hatte die anderen kurz vorgewarnt, bevor die mich herein führte. Die Überraschung stand ihnen dennoch im Gesicht geschrieben. Bridget sah mich verdutzt an, als suche sie irgendwelche Ähnlichkeit zwischen dem Kaninchen und Harvey. Sie sah großartig aus, war aber nichts im Vergleich zu der erotischen schwarzen Göttin, die neben ihr stand. Hochaufgeschossen, schlank und doch athletisch mit der abgedroschenen Anmut eines Panthers stand die schwarze Schönheit in einem atemberaubenden roten Abendkleid neben Bridget. Als sie mir zulächelte, blitzten makellose Zähne auf und das Zuschlagen ihrer Wimpern fachte das Feuer meiner Leidenschaft weiter an. Meine Ohren stellten sich auf und mein linker Fuß klopft wie wild auf den Boden. Auf meinen Puschel will ich erst gar nicht ein gehen. Ich sah die schwarze Schönheit an, starrte auf ihre vollkommenden Lippen, gierte nach einem Wort von ihnen.
>Ich bin rosa<, stammelte ich brillant vor mich hin. >Und wie ist dein Name?<
>Ich bin Greg<, sagte die Schönheit mit tiefer Männerstimme. Meine Ohren fielen zusammen und mein Fuß erstarrte in der Luft.
>Harvey, darf ich dir Greg vorstellen. Oder sollte ich besser Queen Tarawa sagen?<
Greg machte artig einen Knicks.
>Queen Tarawa?<, sagte ich genauso verwirrt wie meine Sexualität. >Tarawa wie die Pazifikinsel, auf denen die Marines gegen die Japaner gekämpft haben, oder nur eine bloße Aneinanderreihung von Silben, die exotisch klingen sollen?<
>Zweiteres<, sagte Greg, diesmal mit einer unglaublich verführerischen Frauenstimme.
>Ah<, sagte ich. >Immer noch besser als El Alamain, die Königin der Wüste, was?<
>Du kennst sie?<, sagte Greg erstaunt. >Ihre Bühnenshow ist phantastisch!< Bridget räusperte sich vernehmlich.
>Oh, Verzeihung<, sagte Claire. >Harvey, das ist Bridget, auch bekann als Captain Gravity.<
Bridget sah mich lauernd an. Ich tappte prompt in ihre Falle.
>Captain Gravity. Klingt irgendwie, nun ja-<
>Was? Männlich<, zischte der Captain und stemmte die Fäuste in die Hüften. >Wenn es nach Dir geht, dann müssen Superheldinnen wohl wie SheHulk oder Catwoman heißen, was? Als wenn ihr Sexappeal das wichtigste an ihren wäre.<
>Dein Kostüm ist schon recht eng<, sagte ich kleinlaut mit herunterhängend Ohren. Es war hauteng. Rote Stiefel, roter Umhang und ein den Körper überbetonender hellgrüner Catsuit, mit den Initialen CG auf der schönen Brust. Das Haar war voluminös wie eh und je. Und wie bei Claire verbarg nur eine hauchdünne Zorromaske ihre Gesicht.
>Das ist wegen der Aerodynamik so<, sagte Bridget.
>Du kannst fliegen?<
>Ähm, nein. Merks dir. Frauen lassen sich nicht länger verarschen. Es gibt auch weibliche Captains. Das ist nicht länger ein männliches Wort.<
>Aha<, sagte ich. >Und warum Captain Gravity?<
>Weil sie einem das Leben schwer macht<, flüsterte Claire leise in mein Ohr. Bridget sah sie wütend an. Einen Moment später schwebte Claire hilflos in der Luft.
>Verflucht, Bridget. Lass mich runter. Ich hab dir doch gesagt, du sollst den Scheiß lassen.< Bridget ließ Claire wieder herunter.
>Cool<, staunte ich. >Captain Gravity, also?< Bridget nickte.
>CG für meine Freunde. Ich kann auch das Gravitationsfeld erhöhen. Mal sehen?<
>Nein<, riefen Greg und Claire wie aus einem Munde. Bridget zuckte mit den Schultern. Sie kam auf mich zu und nahm mich in die Arme.
>Schön dich wiederzusehen, Harvey. Du hast uns gefehlt.< Greg und Claire kamen zu einer Gruppenumarmung dazu. Ich war Zuhause.

Es war ein schönes Zuhause, dass meinen drei Freunden mehr als genug Platz zur eigenen Entfaltung bot. Bridgets Zimmer war ordentlich und jeder Gegenstand nach einem geheimen Muster sortiert, archiviert und positioniert. Claire lebte im Chaos und Greg in einem Meer aus Tüll und Kleidern. Zu meiner Erleichterung stellte ich fest, dass wir anscheinend sehr bodenständige Superhelden waren. Wir hatten keine alten Racheschwüre aus der Kindheit zu erfüllen, oder verzweifelten an einer inneren Schizophrenie. Aus irgendwelchen Gründen mussten Superhelden ja immer mit tonnenschweren Gewissen herumlaufen. Da war z.B. dieser junge Forscher, der an seinem eigenen Innern verzweifelte, der, gleichsam für die Menschheit, seine Triebhaftigkeit, seinen Mr. Hyde zu unterdrücken versuchte. Das war schön tragisch und hinderte den Zuschauer daran sich zu fragen, warum dieses grüne gammastrahlenverseuchte Monstrum den ganzen Tag wie ein Flummi durch die Gegend sprang und mit Panzern spielte. Nein, wir hatten keine dunklen Geheimnisse, die an uns nagten. Der einzige, der dem nahe kam, war vermutlich Greg. In ihm wartete definitiv etwas, das heraus wollte.
>Ich zieh mir rasch was bequemeres an<, sagte Queen Tarawa am Ende unser Besichtigungstour durch die Wohnung. Die Queen ging in ihr Zimmer, schloss die Tür, die sich den Hauch einer Sekunde darauf wieder öffnete und Greg herausließ. Erstaunt sah ich den alten Greg, den unscheinbaren Nerd mit geflickter Brille. Ähnlichkeit mit Queen Tarawa gab es nicht. Ich vermutete, dass es zwei unterschiedlich Schauspieler waren, wie damals bei Bill Bixby und Lou Ferrigno, nur hier mit einer Halle Berry und einem jungen Prinzen von Bel-Air.
>Ziemlich schnell<, sagte ich bewundernd. >Da wäre sogar Superman beeindruckt.<
Greg winkte ab.
>Ach, Abschminken ist leicht. Andersherum dauert´s doppelt so lange.< Er deutete meinen verwirrten Blick falsch.
>Ich weiß schon was du denkst<, sagte er gereizt. >Aber ich bin es nicht.<
>Nicht was<, fragte ich.
>Na, du weißt schon.<
>Ähm, nein.<
>Na, also von anderen Ufer.<
>Du meinst aus Jersey?< Die umgekehrte Metamorphose vom Schmetterling in einen Nerd nahm mich noch zu sehr in Anspruch.
>Nein, HerrGottnochmal. Schwul. Ich bin nicht schwul. Queen Tarawa ist nur meine geheime Identität. Ich meine, niemand würde eine Superheldin verdächtigen, ein Mann zu sei, oder?<
>Ähm, ja, natürlich. Ganz bestimmt. Besser, als sich nur mit einer Brille im Alltag zur tarnen. Und natürlich bist du nicht schwul. Superhelden sind das nie.< Warum eigentlich? Wahrscheinlich kam es bei der Masse des Publikums nicht an. Letztendlich spielte Sex bei Superhelden ohnehin keine große Rolle. Ein Kuss der Liebsten am Ende des Filmes, aber keine wilde Erotik.
>Doch. Es gibt einen<, meldete sich Bridget zu Wort. >Der Hulk. Der ist doch schwul.<
>Wie bitte<, sagte ich entgeistert. >Der Hulk ist schwul?<
Claire und Greg sahen Bridget ebenfalls verdattert an.
>Der Hulk ist nicht schwul<, sagte Greg. >Er ist mein Lieblingsheld. Dieser innere Kampf. Das ist so tragisch.<
>Klar ist er schwul<, beharrte Bridget. >Man muss nur die Zeichen deuten. Da ist dieser schmächtige Wissenschaftler, der sich verwandelt, wenn sein animalisches Innere die Oberhand gewinnt. Und wie sieht er nach seinem Coming Out aus? Ein riesiger muskelbepackter Bär von einem Mann, der mit Panzern spielt. Er packt sie an ihren langen Rohren und schüttelt sie kräftig, bis-<
>Also, das ist doch unglaublich<, rief Greg empört.
Bridget nickte. >Darum heißt er ja auch der Unglaubliche Hulk.<
>Captain Gravity geht uns mal wieder schwer auf die Nerven<, brummte Greg beleidigt. Claire schlug diplomatisch vor, ins Bett zu gehen. Es war ein langer Tag gewesen.
>Ach, eins noch<, sagte Greg. >Queen Tarawa ist bekannt für ihre Schnelligkeit und überragenden Intellekt. Was sind eigentlich deine Qualitäten, Karnickelmann.<
>Nun, ich bin wie Claire ein Allrounder. Ihr wisst schon. Hart und schnell.< Ich räusperte mich verlegen. >Als Kaninchen habe ich übrigens Fähigkeiten, die in einer gewissen anrüchigen Sparte der Filmbusiness Gold wert wären. Na ja, vielleicht müsste man bis zu den neunziger Jahren warten, ehe die Welt reif genug dafür ist.<

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