Das Schwarze Mal
von Christine Eisner

Kapitel
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Das Schwarze Mal

Kapitel 2

Schritte hallten in der großen Halle des Schlosses wider. Sie näherten sich dem Schlafsaal der Königin, der für Bediente nur durch Erlaubnis oder Befehl zu betreten war.
Takashi schritt nervös auf die Tür zu und überlegte, wie er der Königin sein Anliegen entgegenbringen sollte.. Plötzlich schwang die Tür auf und Takashi sprang hinter eine der grünen Marmorsäulen, die die Decke des Schlosses stützten. Mit raschen Schritten ging eine Bediente den Weg zurück, den Takashi gekommen war und verschwand schließlich um eine Ecke. Takashi atmete erleichtert auf und ging weiter Richtung Schlafsaal. Als er vor der Tür stand zögerte er, doch nachdem er die Stimme von Kei hinter sich vernahm, stürzte er ins Zimmer. Ein Schrei fiel.
"Takashi du kannst hier nicht einfach so hereinstürmen!" Akira, eine weitere Bediente kleidete die Königin in ihr Gewand ein und schaffte es soeben noch die seidige Haut hinter einem Handtuch zu verbergen. "Bitte verzeiht ich war in Eile. Kei ist auf dem Gang und ich vermute er will zu seiner Majestät." "Kei ist auf dem Weg hierher?!", erschrak Koyuki. "Sehr wohl. Ich bitte Euch bei meinem Leben, versteckt mich." Takashi sank vor ihr nieder und heftete sich an das Handtuch. Da Koyuki es nicht richtig festhielt, rutschte es ihr aus der Hand und gab ihren Körper frei.
Koyuki schrie auf und verpasste Takashi eine Ohrfeige. Anschließend bemerkte sie jedoch, dass es ein großer Fehler war, denn nun waren schnelle Schritte auf dem Gang zu hören. Hastig packte Koyuki, die noch immer entblöst dastand, Takashi am Arm und zerrte ihn hinter einen Vorhang. Akira rannte ihr mit dem Handtuch entgegen und wickelte sie darin ein. Koyuki lief in die Mitte des Raumes und setzte sich auf den Boden, als wäre sie soeben gestürzt.
Die Tür flog auf und Kei stürmte mit mehreren Soldaten in den Raum. "Euer Majestät, was ist passiert? Ich hörte Euren Schrei auf dem Gang.", fragte er Koyuki, als er sie auf dem Boden sitzen sah und sich die Augen rieb. Koyuki, die vorgab sich ernsthaft verletzt zu haben, sah zu ihm auf. "Es ist nichts. Ich habe mich nur in dem Handtuch verfangen und stolperte." Akira erkannte was Koyuki vorhatte und spielte mit. Sie nahm eine Schüssel von der Komode, die bereits mit kaltem Wasser gefüllt war und lief mit ihr zu Koyuki. "Euer Hoheit, ich bringe Euch kaltes Wasser, wie Ihr befohlen habt. Erlaubt mir Euch zu verarzten." Mit einer gespielten Verbeugung tunkte sie das Tuch, das sie vorher aus einer Schublade herausholte, in das Wasser und wartete anschließend auf die Erlaubnis der Königin. Mit einem Nicken schob diese ihren Knöchel hervor und gab vor, Schmerzen zu haben.
Kei beobachtete, wie Akira Koyuki verarztete und wandte sich schließlich Koyuki zu. "Wie befndet Ihr euch? Habt Ihr starke Schmerzen?" Koyuki schüttelte den Kopf und stand langsam, mit schmerzverzerrtem Gesicht auf. Kei half ihr auf die Beine, doch als er sah, dass sie sich nicht aufstellen konnte, nahm er sie hoch und trug sie zum Bett, das an der hinteren Wand stand. Koyuki erschrak und warf die Arme um Keis Hals, um sich besser festhalten zu können. Das Handtuch rutschte dabei erneut von ihrem Körper, sodass Kei sie entblößt in den Armen hielt. Akira scheuchte daraufhin die restlichen Soldaten, die mit Kei ins Zimmer gestürmt waren, hinaus, schloss sich ihnen jedoch an, als sie Keis Blick wahrnahm. Kaum erkennbar nickte sie Koyuki zu, um ihr auf diese Weise Glück zu wünschen. Nachdem die Tür zugeflogen war, wandte sich Kei wieder Koyuki zu, die mit ihren Armen wild herumfuchtelte und versuchte so viel wie möglich von ihrem Körper zu bedecken, was ihr jedoch nicht sonderlich gut gelang. Kei trug sie den restlichen Weg hin zum Bett, wo er sie sanft niederlegte und sich über sie lehnte. Koyuki, die sofort erkannte, was Kei vorhatte, drehte sich auf den Bauch und wandte Kei den Rücken zu, in der Hoffnung er würde sich zurückziehen. Er ließ sich jedoch von seinem Vorhaben nicht abhalten und streichete ihren zarten Rücken, sodass sich ihr eine Gänsehaut bildete. Koyuki lief ein Schauer über den Rücken, sodass sie zusammenzuckte. Mit zusammengekniffenen Augen flehte sie Kei an, damit aufzuhören, doch dieser gab nicht nach. Er lehnte sich über ihren Rücken und begann ihren Nacken hinunter zu küssen. "Nein. Nicht vor Takashis Augen, bitte nicht." , verzweifelte sie gedanklich. Schließlich fiel ihr ein, dass sie die Königin war und ihm somit befehlen konnte damit aufzuhören. Zudem gab es eine Schutzmaßnahme, die besagte, dasssobald sich jemand an der Königin vergriff, ihm die Todesstrafe zuteil wurde. Sie drückte Kei von sich weg, griff sich die Decke, womit sie ihren Körper bedeckte und sah ihn schroff an. "Hör auf sagte ich." Kei lächelte nur. "Euer Majestät, in weniger als zehn Tagen werden wir vermählt. Was machen ein paar Tage schon aus? Ihr werdet Euch mir so oder so hingeben müssen." Bei diesen Worten riss Koyuki schlagartig die Augen auf und verpasste ihm eine Ohrfeige. "Was fällt dir ein über meinen Körper so frei zu bestimmen? Ich gehöre dir nichtund werde es nach der Hochzeit ebensowenig sein...Du widerst mich an. Geh mir aus den Augen.", schrie Koyuki entsetzt. Kei, dem die Ohrfeige wenig ausmachte, lächlte nur hinterhältig und verließ den Saal. "Ihr werdet schon sehen, was Ihr davon haben werdet.", rief er ihr nach und ließ die Tür ins Schloss fallen.
Regungslos saß sie einen Moment nur da und ließ ihrem Zorn freien Lauf. Dann fiel ihr ein, dass Takashi noch immer im Raum war und somit alles mitangesehen hatte, worauf sie sich ins Kissen fallen ließ und anschließend hineinweinte. Mit gesenktem Blick trat dieser hinter dem Vorhang hervor und sah dann zu Koyuki. Als er bemerkte, dass sie weinte, lief er zu ihr rüber, um sich nach dem Grund für ihre Tränen zu erkundigen. "Majestät, ist alles in Ordnung? Was habt Ihr?", fragte er kniend vor ihrem Bett. Da er wußte, dass sie nichts anhatte, sah er nicht zu ihr auf, sondern starrte gegen die Bettkante. Koyuki, die noch immer weinte, warf sich Takashi um den Hals, der allerdings nicht damit gerechnet und sie somit zu Boden fielen, da ihn das Gleichgewicht verließ. "Es tut mir so Leid Takashi. Ich wollte nicht, dass du so etwas mitansehen musstest, aber ich konnte mich einfach nicht wehren.", schluchzte sie ihm entgegen, während sie ihr Gesicht vergrub. Takashi versuchte sie zu beruhigen und schlang seine Arme um ihren göttlichen Körper. "Ihr konntet nichts dafür. Es ist alles allein seine Schuld. Macht Euch bitte keine Gedanken." Sie richtete ihre verweinten Augen auf ihn und sah ihn eine Weile nur an. "Bitte sprich mit mir so, wie du immer mit mir sprichst. Ich bin schließlich auch nur ein gewöhnlicher Mensch wie du." "Irrtum. Du bist die Königin.", verbesserte er sie. Koyuki fing nun an zu lächeln und nachdem Takashi bemerkte, dass er sie geduzt hatte, lachte auch er. "Na gut, du hast gewonnen." Sie umarmte ihn und legte ihren Kopf auf seine Brust. Takashi genoß diesen Augenblick, da sie aufgrund der Stände, die sie innehielten nicht oft so zusammen sein konnten. Er streichelte ihren Rücken und bemerkte erst in diesem Moment, dass sie noch immer nackt war. "Koyuki, willst du dir nicht etwas anziehen?", fragte er verlegen. Überrascht setzte Koyuki sich auf und stellte fest, dass Takashi recht hatte. Als sie bemerkte, dass Takashi aufgrund dessen wegschaute, lehnte sie sich zu ihm runter und sah ihn verführerisch an. "Stört dich das etwa?" Takashi sah ihr verwirrt ins Gesicht und wurde rot. Da Takashi nicht in der Lage war ein Wort hervor zu bringen, lachte Koyuki lauthals los. "Du müsstest mal dein Gesicht sehen!" Takashi wandte sich beleidigt von ihr ab und stand auf, um ihr etwas zum Anziehen zu bringen. "Es kommt nun mal nicht alle Tage vor, dass ich dich nackt vor mir sitzen habe.", erklärte er ihr. Sie dachte über seine Worte nach und verweilte weiterhin auf dem Boden. Takashi warf ihr ein weiß-blaues Kleid entgegen und holte sie somit aus ihren Gedanken zurück in die Gegenwart. "Zieh dir das über, sonst werde ich tatsächlich geköpft, wenn uns so jemand erwischt." Sie aber starrte geistesabwesend das Kleid an, welches Takashi ihr zugeworfen hatte. "Erinnerst du dich noch? Vor zwei Jahren sind wir uns das erste Mal begegnet.", sagte sie sanft und hielt dabei den Blick weiterhin auf das Kleid gesenkt. Takashi trat zu ihr und nahm sie in den Arm. "Wie könnte ich so etwas einfach vergessen?", flüsterte er ihr ins Ohr. Koyuki hielt sich an ihm fest und dachte zurück an die Zeit, als sie sich im Wald begegnet waren. "Wieso kann es nicht immer so sein wie jetzt? Warum werde ich dir immer aus den Armen gerissen?" "Du bist die Königin und ich nur ein Bedienter, der für dich sorgen muss.", antwortete er ihr. "Es ist nun mal unser Schicksal, verstehst du?" Koyuki sah ihm traurig in die Augen. "Aber kann man das Schicksal nicht selbst formen? Wer bestimmt das Leben anderer?" Takashi sah sie ausdrucksvoll an und meinte nur: "Deine Mutter." Koyuki stand auf und legte sich wieder auf das Bett, wo sie sich erneut in die Decke wickelte. "Terra ist nicht meine Mutter.", sagte sie nachdenkich, doch mit energischer Stimme. Takashi seufzte. "Wie oft willst du noch bestreiten, dass sie es ist?", fragte er sie, da er eine solche Antwort bereits erwartet hatte. "Weil Terra nicht existiert. Es gab sie früher nicht und heute gibt es sie auch nicht.", antwortete sie ihm hastig. "Sie ist nur ein Mythos." Takashi schüttelte den Kopf und gab auf. Er setzte sich auf die Kante des Bettes und dachte nach, wie man es ihr beweisen konnte. Dabei stützte er sein Kinn in den Händen. Minutenlang herrschte Stille, bis Koyuki sie schließlich unterbrach. "Weshalb bist du eigentlich gekommen? Du bist doch nicht den ganzen Weg bis hierher vor Kei geflohen, oder etwa doch?" Takashi atmete schwer auf und machte ein ernstes Gesicht. "Nein, ich wollte zu dir wegen... nun es ist wegen den Truppen. Weißt du, ich möchte dir helfen." Koyuki verstand nicht, was er meinte und schüttelte nur fragend den Kopf. Takashi wurde nervös. Wie sollte er es ihr am Besten beibringen? Er ergiff ihre Hand und kniete vor dem Bett. Den Blick zu Boden gerichtet sagte er schließlich: "Ich möchte in den Krieg ziehen." Koyukis Augen wurden weit, doch bevor sie etwas hervorbringen konnte, sprach er weiter. "Ich tue das nur für dich. Ich werde mich dir als würdig erweisen und wenn ich vom Krieg wiederkehre, werde ich um deine Hand anhalten. Nichts wird uns mehr im Wege stehen!" Doch anstatt ihm zuzuhören riss sie ihre Hand aus seiner und versuchte ihm die Lage besser zu schildern. "Hör auf zu träumen! So willst du dich mir als würdig erweisen? Was, wenn du umkommst? Soll ich dich, den einzigen Grund, weshalb ich überhaupt hier bleibe verlieren und ein einsames Leben mit Kei führen?" "Koyuki du verstehst das nicht.", redete er auf sie ein. "Du wirst in neun Tagen mit Kei vermählt." "Aber nicht aus freien Stücken!", ergänzte sie. "Ja gut, gegen deinen Willen, aber was macht das schon aus? Bist du erst einmal verheiratet, sind die Chancen, dass wir zusammen leben können gleich null." "Wenn du umkommst aber auch!", protestierte sie. Eine heftige Auseinandersetzung kam zu Stande, obwohl Takashi sich ernsthaft bemüht hatte, sie zu vermeiden. Lange diskutierten sie darüber und kamen zu keinem Ergebnis. Schließlich nahm Koyuki ihm jede Hoffnung, indem sie ihm klar machte, dass der Krieg, der schon seit einem Jahr drohte, verhindert wurde. "Ich habe mich letztes Wochenende mit dem König des Nachbarlandes Atlantia getroffen und einen Friedensvertrag unterzeichnet. Wir beide waren der Ansicht, dass ein solcher Krieg nur Unschuldige zum Tode führen würde." "Warum hast du das getan?! Jetzt hatte ich doch endlich einen Plan, um Kei aus dem Weg zu räumen und du unterschreibst einfach so einen dummen Vertrag!", schrie er. "Takashi ich bin die Königin. Ich muss an das Volk denken. Du meinst ein Krieg, dem Unzählige zum Opfer fallen würden, würde uns helfen, zusammen zu kommen? Das ist verrückt!" "Aber eine Möglichkeit!" Koyuki wehrte sich weiterhin, bis ihr Tränen in die Augen stiegen. "Ich verstehe dich nicht. Ich habe es endlich geschafft, etwas als Königin für dieses Land zu tun, doch du hackst nur auf mir rum. Was ist mit den Familien, die auseinander gerissen werden? Was ist mit den Kindern, die ihre Eltern verlieren werden? Nur weil wir dadurch unser Ziel erreichen, muss das Glück anderer Menschen nicht zerstört werden. Meinst du, ich könnte dann noch in Frieden leben, wenn ich genau weiß, dass ich die Schuld für die Ursachen trage?" Daraufhin schwieg Takashi und dachte über ihre Worte nach. "Du hast recht, entschuldige. Ich habe nur an uns gedacht. Es ist nur so, dass ich dich nicht verlieren will und sobald du Kei geheiratet hast, sind wir für immer von einander getrennt." Koyuki nahm seine Hand wieder in ihre und sah ihn tröstend an. "Ich habe nicht vor Kei zu heiraten." Allerdings verstand Takashi nicht, sodass sie hinzufügte: "Ich werde fliehen, mit dir. Zwar weiß ich, dass ich dadurch mein Volk im Stich lasse, aber sie würden mich bestimmt alle verstehen. Wir brennen durch. Wir beginnen ein neues Leben, ohne dass ein Krieg stattfinden muss." Takashi setzte sich wieder auf die Bettkante, ohne ihre Hand losgelassen zu haben. "Und wie willst du das machen? Das Schloss wird ständig bewacht." "Du vergisst, dass ich mich ständig aus dem Schloss schleiche." Auf diese Worte hin lächelte er nur. "Und wann? Es muss in den nächsten acht Tagen passieren." Koyuki versank in Gedanken. "Ich weiß.", waren ihre einzigen Worte. Takashi machte ihr Mut, indem er ihr durchs Haar streichte und meinte, dass sie es schaffen würden.
Die Tür flog auf und Akira stürmte herein. "Koyuki, ist dir etwas passiert?", fragte sie panisch, doch als sie Takashi und Koyuki auf dem Bett sitzen sah, machte sie mit den Worten, sie wolle nicht stören wieder kehrt. Koyuki hielt sie auf und stieg aus dem Bett. Mit der Decke, die sie um sich gebunden hatte, schritt sie auf Akira zu. "Akira ich brauche deine Hilfe. Ich muss in den nächsten acht Tagen flüchten, aber ich weiß nicht wie und wohin." "Du willst uns verlassen? Aber warum?", fragte sie überrascht. "Ich will frei sein. Ich werde bald Keis Frau und dann verliere ich einfach alles, sogar mich selbst, verstehst du? Ich will ein neues Leben beginnen... mit Takashi. Du als meine beste Freundin müsstest das am Besten verstehen.", antwortete sie ihr im ruhigen Ton. Akira sah zu Takashi auf, der sich zu ihnen gesellte und nickte zustimmend. "Ich verstehe. Ich werde alles in die Wege leiten, verlass dich auf mich." Beide umarmten sich und Koyuki bedankte sich bei ihr. "Du sollst schließlich nicht das gleiche Schicksal erleiden wie ich.", fügte Akira hinzu, worauf Koyuki wissen wollte, welches sie meinte. "Das erzähle ich dir ein ander Mal." Takashi und Akira sahen sich lange an und nickten sich schließlich zu. Koyuki verstand nichts. "Das ist nicht so wichtig. Zieh dir lieber was an. Wenn Kei nochmal hier reinstürmt, kannst du ihm wenigstens sagen, dass du mich gerufen hast, aber so?", meinte Takashi. Koyuki stimmte ihm zu, wusste jedoch nicht, was sie anziehen sollte. Akira brachte ihr ein langes blaues Kleid, dessen Ärmel geöffnet waren und demnach von den Schultern herrunterhingen. Takashi brachte ihr eine Kreuzkette, die sie sehr gerne trug und hängte sie ihr um. Nachdem Koyuki sich umgezogen hatte, stimmten Beide zu. "Das Kleid steht deiner Schönheit sehr gut.", schmeichelte Takashi, woraufhin Koyuki verlegen wurde. Sie betrachtete sich im Spiegel und sah sehr zufrieden aus, bis sie das seltsame Symbol auf ihrem linken Oberarm entdeckte. Sie versank in Gedanken. Wo hatte sie es nur her und was sollte es bedeuten? Takashi bemerkte, dass sie wieder in ihrer Vergangenheit verweilte und trat daher zu ihr. Koyuki sah ihn traurig an. "Was soll dieses Zeichen bloß bedeuten?" Takashi verstand ihre Trauer sehr gut, deshalb wollte er ihr helfen siezu beseitigen. "Ich weiß es leider auch nicht, aber wir werden es herausfinden, das verspreche ich dir." Takashi tröstete sie so gut es ging, bis Koyuki schließlich erkannte, dass die Vergangenheit längst hinter ihr lag und die Gegenwart viel wichtiger war. Egal was ihre Vergangenheit auch war, geändert werden konnte sie nicht mehr. Koyuki sah zu Takashi auf, der sehr besorgt schien und versuchte zu lächeln. "Was nützt mir eine Vergangenheit, in der du nicht vorhanden bist? Nein, ich brauche nur eine Gegenwart und Zukunft mit dir." Doch egal wie sehr sie sich auch belügte, tief im Inneren merkte sie, dass ihre Vergangenheit für sie sehr wichtig war und sie sich niemals damit abfinden würde, ohne sie zu leben. Beide umarmten sich und Akira sah glücklich zu, wie stark ihre verbotene Liebe war und dachte an ihre Liebe zurück, die sie fast aufgegeben hätte. Die schöne Zeit, der Auftrag, der Unfall, das Blut, die Schmerzen, der Verlust und die Tränen, all diese Erinnerungen kamen ihr schlagartig in den Sinn und sie vergoss eine Träne. Die Beiden bemerkten es und fragten bestürzt, warum sie weinte. Akira schüttelte nur den Kopf. "Es ist einfach nur schön mitanzusehen wie ihr euch liebt, auch wenn ihr es nicht dürft. Ich freue mich so für euch. Die Liebe ist eben stärker als alle Schranken der Welt." Erleichtert atmeten sie auf. Doch Akira hörte nicht auf in ihren Gedanken zu stöbern. "Sag mal Akira, gibt es da etwa Jemanden in deinem Leben?", fragte Koyuki neugierig, nachdem sie Akira durchschaut hatte. Akira sah Takashi an und lächelte leicht. "Ja, aber auch das erzähle ich dir ein ander Mal."
Erneut riss die Tür nach kurzem Klopfen auf und eine Bediente trat ein. "Euer Hoheit, die Tafel ist angerichtet. Euer Verlobter wartet bereits auf Euch.", sagte sie verwirrt, da sie Takashi erblickte. Koyuki ließ sich schnell eine Ausrede einfallen und lief auf sie zu. "Vielleicht kannst du uns helfen?", fragte sie. "Natürlich, wie kann ich Euch dienen Majestät?" "Nun sieh her, wie du bereits sagtest wartet Kei auf mich und ich als seine zukünftig Frau möchte ihm gefallen, doch ich weiß nicht, was ich anziehen soll. Akira meint, dass dieses Kleid", sie sah an sich herab, "vortrefflich wäre. Andererseits meint Takashi, dass ihm dieses rote Kleid hier gefällt.", dabei deutete sie auf ein bordeauxrotes Kleid mit langen, weiten Ärmeln, das zufällig in der Nähe lag. "Was meinst du?" Die junge Bediente überlegte einen Moment lang und antwortete schließlich, dass das blaue Kleid einfach traumhaft an ihr aussah und sie es deshalb zum Essen tragen sollte. Koyuki sah zufrieden aus, zumal sie das blaue Kleid anbehalten wollte. "Ich danke dir." Mit einem Blick zu Takashi fügte sie hinzu: "Frauen haben eben doch die besseren Augen." Sie sah wieder zurück zur Bedienten, die sich verbeugte und den Raum wieder verließ, nachdem sie ein Nicken von Koyuki erhalten hatte. Die Tür fiel ins Schloss und alle drei atmeten auf. "Meine Güte war das knapp.", meinte Akira. "Wir sollten wohl besser gehen Takashi." Takashi nickte und folgte Akira nach draußen, kehrte jedoch noch Mal um und küsste Koyuki auf die Stirn. "Gib auf dich Acht.", warnte er sie. Er strich ihr ein weiteres Mal durch die Haare und verließ schließlich den Saal.
Koyuki blieb allein zurück. Sie fragte sich, weshalb Kei noch nicht abgereist war. Am frühen Morgen, noch bevor sie sich aus dem Schloss geschlichen hatte, hatte er ihr gesagt, er hätte wichtige Verträge mit den Nachbarländern zu schließen, doch aus irgendeinem Grund blieb er im Schloss. War es wegen ihr? Vermutet er vielleicht eine Flucht? Koyuki warf den Gedanken ab. Vermutlich hatte er sich am Tag vertan und meinte, dass er morgen abreisen würde, anstatt heute. Vor allem interessierte sie jedoch, warum er auf sie wartete, obwohl sie ihm gesagt hatte, dass er sie anwiderte. Alles ergab für sie keinen Sinn, somit beschloss sie mit ihm persönlich darüber zu sprechen. Sie steckte ihre Haare zusammen und zog ihre Krone auf. Nach einem weiteren Blick in den Spiegel, begab sie sich in die Höhle des Löwen.


Kapitel 2: Ende

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