Tod
von gwennifer

Kapitel
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Sie presste die Lippen fest aufeinander , die Schreie und das Schluchzen erstickend.. die ihr den Hals zuschnürten. Ganz langsam, bewegte sie sich wie im Traum auf die andere zu.. die vor ihr am Rand der Brücke stand.. eingehüllt in eine Rüstung.. das Gesicht unter einer Kapuze verborgen. „ Kanntet ihr eine..... .“
Mühsam versuchte sie den Worten zu folgen.. zu begreifen, was sie von ihr wünschte.. Wie ein Automat reagierte sie ruhig auf die gewohnte Art und Weise.
Kaum nahm sie wahr, was um sie herum geschah. Von irgendwo drangen Geräusche an ihr Ohr. Sie handelte , sie sprach, aber es war ihr nicht wirklich bewusst, was sie da tat. Gestalten bewegten sich um sie herum, verschwommen im Nebel, der ihr Hirn umgab. Nur schemenhaft nahm sie sie war. Es war ihr klar, das sie wohl merkwürdiger denn je wirken mochte. Doch konnte sie es nicht ändern.. es war.. egal.. unwichtig. Nur ihre schiere Willenskraft hielt die Priesterin aufrecht. Der Gedanke dran., das sie es irgendwie überstehen musste.

Dann , mit einem Mal löste sich das Chaos auf und Stille trat ein, so vollkommen und tief, das sie ihr in den Ohren schmerzte. Beißende Übelkeit schlug wie eine haushohe Welle über ihr zusammen. Sie drohte sie zu überwältigen, in die Knie zu zwingen.
Ihre schmale Hand presste sich gegen die Säule.. die hell und strahlend neben ihr emporragte. Dunkelheit breitete sich in ihr aus, drohte sie zu überwältigen.. sie zu verschlingen. Hart und kalt war der Stein unter ihrer Hand.. weiß die Fingerknochen verfärbt, weißer Stoff, der ihren gemarterten Körper kühlte. Mühsam schwankte sie.. verzweifelt gegen den Sog ankämpfend, der sie zu verschlingen drohte. Atmen... nur atmen... Luft holen gegen die Übelkeit und den Schmerz, der ihr die Kehle abschnürte.
Aus weiter Ferne drang dumpf de besorgte Stimme eines Mannes an ihr Ohr. Worte, die keinerlei Bedeutung hatten verklangen wie das Rauschen des Windes. „ Nach Hause.... bringt... heim“ . Ob sie es laut gesagt hatte.. oder aber der Gedanke übermächtig in ihr wurde.. sie wusste es nicht. Entscheidend war, das ein Arm unter den ihren glitt, ihr Gewicht übernahm.
Schwer lehnte sie sich dagegen. Ihre Füße.. nun der Aufgabe beraubt, ihren Körper allein tragen zu müssen setzten sich in Bewegung, Bunte Nebelschleier tanzten vor ihren Augen. Langsam begann sie , an der Seite des Mannes vorwärts zu gehen,. Es tat ihr gut zu laufen.. sich einem Ziel entgegen zubewegen ohne darauf achten zu müssen.. wohin sie lief.. ohne dafür verantwortlich zu sein.. das Gleichgewicht ihres Körpers aufrecht zu erhalten. Der Schmerz. Der wie Feuer in ihrem Inneren brannte, lies ihr Gesicht totenbleich erscheinen und trieb ihr das Wasser in die Augen. Tränen rannten ihr nun endlich über die Wangen.. wahre Ströme ergossen sich aus ihren Augenwinkeln, linderten endlich das, was so tief in ihr brannte. Langsam.. ganz langsam tauchte sie wie aus einem tiefen eisigen See an die Oberfläche. Langsam.. ganz langsam wurden aus den bunten Schleiern vor ihren Augen wieder Bilder, formte sich der Weg.. die Bäume waren wieder Bäume und der Mann an ihrer Seite einer der Ritter, die neuerdings in Scharen die Stadt heimsuchten. Im Gegensatz zu den anderen, die nur bemüht schienen, ihre dunkle Gestalt durch ihre Rüstungen noch zu betonen, war er von Kopf bis Fuß in eine weiße Rüstung gekleidet, die ihn seltsam wirken lies. Aber.. was war schon nicht seltsam in diesen Tagen ?
Er führte sie im Schatten der mächtigen Zweige , der luftigen Häuser ihrem Heim entgegen. Allmählich erlangte sie die Gewalt über ihren Körper zurück, begann, ihre Gedanken zu ordnen. Zwar zitterte und bebte sie noch wie Espenlaub, doch wenigstens drohte sie nicht mehr auf der Stelle zusammenzubrechen. Der beißende Schmerz verebbte zu einem dumpfen Pochen. Wie gewohnt verschloss sie das.. was in ihr bohrte in einem festen Kokon. Fügte es der Sammlung der kleinen Knoten hinzu, die ihr ins Fleisch bissen.
Meter um Meter legte sie am Arm des Mannes zurück. Meter um Meter kam sie dem großen Kuppelbau näher. Als sie den breiten Rundgang erreichten, schälte sich aus dem hellen Gegenlicht eine vertraute Gestalt.
„ Alles in Ordnung, Mutter ? Ich wollte dich gerade suchen gehen.“ Die Stimme des jungen Mannes klang besorgt. Aufmerksam glitten seine dunklen Augen über die zitternde Gestalt, die mehr am Arm des Ritters hing, als sich selbst aufrecht zu halten. Sie sah ihn nur an. Er trat auf ihre andere Seite, ergriff beruhigend stark ihren anderen Arm und zog sie an sich. Ganz leise flüsterte sie ihm zu: „Es.. es.. ist.. „ „ Schhhh-- ganz ruhig. Erzähl es mir später.“

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