Tod
von gwennifer

Kapitel
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Ein kleiner Beutel mit geheiligter Erde aus ihrem Tempel vervollständigte das Ganze.
Noch einmal glitten ihre Augen durch den Raum, ruhten für einen Moment auf ihrem Bett, das sie in diesen Tagen.
Dann ergriff sie einen der langen Umhänge, die sie so liebte und ließ die Spange einrasten. Farblich passende Handschuhe vervollständigten das Ensemble. Mit einen leisen Seufzen trat sie hinaus im die Halle, wo am Brunnenrand noch immer die Männer auf sie warteten.
Ihr Sohn hatte sich erhoben. Schweigend standen die beiden Männer und sahen einander an. Der Klang ihrer Schritte durchbrach das Schweigen und die Gesichter wandten sich ihr zu. Überrascht sahen sie sie an.
Doch zumindest schien in ihrem Sohn eine Ahnung davon aufzusteigen, was sie vor hatte, hatte er sie doch ähnlich gekleidet bereits einmal erlebt.
„Was hast du vor, Mutter ?“ „Ich muss etwas erledigen.“ entgegnete sie ruhig. Er nickte nur sachte. „Ich werde dich begleiten. Du wirst nicht allein gehen. Warte hier, bis ich meiner Schwester Bescheid gesagt habe. Sie wird ebenfalls mitkommen wollen.“ Ein kurzes Nicken teilte ihm ihr Einverständnis mit.
Er wandte sich kommentarlos um und verschwand in den Tiefen des Raumes.
Sie blieb stehen, wo sie war..ganz auf das konzentriert, was sie tun wollte und musste. Es dauerte nicht lange und zwei Gestalten traten aus dem Halbdunkel des Raumes auf sie zu. Mittlerweile war der Tag der Nacht gewichen und die Dunkelheit hatte sich sanft wie eine Decke über das Land gelegt.
Mit behänden Schritten eilte die Tochter , noch gezeichnet von der gerade überstandenen Krankheit auf sie zu und schloss sie ohne ein Wort zu sagen in ihre Arme. Sie schmiegte sich für einen Augenblick an sie.
Der Sohn und Bruder legte die Arme um die beiden und so blieben die drei eine Weile stehen, jeder selbst Trost suchend, wie Geborgenheit schenkend.
„Du gehst nicht allein Mutter. Wir werden dich begleiten.“ wiederholte ihr Mädchen die Worte, die sie vor nur wenigen Augenblicken schon einmal gehört hatte.
„Wohin sollen wir dich bringen?“ „Bringt mich ins Tal... zum Baum.. Du erinnerst dich an den Platz, den ich dir einmal zeigte.?“fragte sie leise. Der junge Mann nickt und strich mit einem Seufzen sein dunkles Haar zurück. Dann ergriff er ihren Arm und führte sie in die Nacht hinaus.
Schweigend schritten die drei gemeinsam zum Horst, in dem der Greifenmeister lebte. Er sah nur müde auf, als sie einen Flug bestellten. Das mächtige Wesen blinzelte ein wenig, dann schüttelte es sein Gefieder und lies sie aufsteigen.
Als sie sicher Platz genommen hatten, breitete das riesige Tier seine Flügel aus und schwang sich hoch in die Lüfte. Einige Male peitschten sie kräftig durch die Luft. Dann ging der Greif in einen sanften Gleitflug über,trug sie auf seinen Schwingen dem Tal entgegen.
Gelandet in dem, kleinen Dorf im Wald stiegen sie ab und stießen einen leisen Pfiff aus. Zwei Tiger brachen aus dem nahen Unterholz hervor und legten sich mit einem leisen Fauchen vor den beiden Elfen nieder. Der Mann rief sein Streitroß herbei und sie sattelten auf.
Lautlos glitten die Katzen geschmeidig den Waldweg entlang. Nur das Klappen der Hufe durchbrach die Geräusche des nächtlichen Waldes. Stunde um Stunde rauschten die Tiere mit ihren schweigenden Reitern durch die Nacht. Lange schon hatten sie die festen Wege hinter sich gelassen und zogen quer durch den Wald, durch tiefe Täler an hohen Bergketten entlang, setzten über riesige Wurzeln, die ihnen den Weg versperrten.
Endlich, am Fuß eines schroffen Bergmassivs verlangsamten die großen Katzen ihr Tempo. Das Pferd schloss sich ihnen an. Für normale Augen kaum erkennbar wand sich ein schmaler Pfad den Berg hinauf. Unwegsam und steil führte er bergan, fast verborgen unter den Sträuchern zwischen den Felsen.
Die Priesterin nahm ihren Korb und begann mit gesenktem Haupt den Weg entlang zu gehen. Hinter hier folgten sich an den Händen fassend und eng umschlungen ihre Kinder. So stiegen sie mühsam hinauf. Kein Zögern, kein zaudern war in ihrem Schritt. Sie wusste sehr genau wohin sie wollte und strebte unermüdlich weiter, fast am Ziel nun angelangt. Nach langen Minuten des Aufstiegs verbreiterte sich der Pfad zu einer Plattform. Als sie um die letzte Biegung kam, erhob sich der Stamm eines uralten Baumes vor ihnen. Riesig ragte er hoch hinauf in den Nachthimmel. Unten an der Wurzel war er hohl und bildete aufgrund seines Umfangs eine natürliche Höhle, in deren Mitte sich ein mittelgroßer Felsen erhob.

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