Tod
von gwennifer

Kapitel
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Verständnis trat in seine Augen . Sein Arm umschloss fest ihre Hüfte und so glitt sie , gehalten von starken Händen dahin, tauchte ein in das warme Licht des Tempels. Beruhigend vertraut erklang das Plätschern des Wassers im Brunnen.
Das grelle Licht der Sonne wich dem sanften mattgrünen Dämmern. Sie sank am Brunnenrand nieder.. endlich in Sicherheit.. endlich daheim.
Ein Sturm von Gefühlen wallte in ihr auf.
Doch neben ihr saß die große breite Gestalt des Sohnes, warm und vertraut, ein Felsen.. der ihr Halt bot , an den sie sich klammern konnte.
Weinend sank sie in seinen Armen zusammen, endlich Befreiung und Trost findend. Verzweifeltes Schluchzen kündete von ihrem Gram.
Die zarten Schultern bebten. Gehalten von den Händen des Paladins, der ihr zum Sohn geworden war, lies sie sich fallen, weinte zum ersten Mal seid langem um den Mann, den sie liebte. So lange einsam und doch niemals allein war die Priesterin zum ersten Mal nur noch Frau und Geliebte, die mit jeder Faser ihres Körpers sehnsuchtsvoll seinen Namen rief. Die jungen festen Hände strichen ihr zärtlich über den Rücken, hielten sie fest. Ein Fels in der Brandung, ja.. das war er für sie. Er hatte inzwischen verstanden. Was geschehen war. Sie spürte den sanften Blick seiner Augen auf sich ruhen. Nach einer Weile hörte das Schluchzen auf und ihr Weinen verstummte. Ein Gedanke hatte Gestalt in ihr angenommen. Ein Bild stieg in ihrem Geiste auf. Ein uralter Platz, tief in den Wäldern des Eschentals zog sie magisch an. Ein Felsen darin... unzählige Male schon hatte sie darin Ruhe und Geborgenheit gesucht, hatte sich in die Umarmung seiner Schatten zurückgezogen. Dorthin wollte sie.. dorthin musste sie.
Mit unendlich müder Geste strich sich die Verzweifelte das vom Weinen verklebte Haar aus dem Gesicht und beugte sich zum Brunnen nieder. Sie tauchte die hohlen Hände in das Wasser und benetzte ihr Gesicht wieder und wieder mit dem kristallklaren Nass. Sie kühlte ihr Anlitz , bis das Brennen in ihren Augen auf ein erträgliches Maß zurück gegangen war. Sorgsam vermied sie, ihr Spiegelbild zu betrachten. Als sie sicher war, ihre Stimme in Griff zu haben, wandte sie sich zu dem Ritter um, der noch immer sichtlich nervös am Rande des steinernen Becken stand. „Habt dank für die Hilfe.“ Die Elfe neigte leicht ihr Haupt vor ihm. Dann wandte sie sich an den Sohn, der noch immer an ihrer Seite ausharrte, seinen Arm noch immer griffbereit um ihre Taille geschlungen. Leise erklang ihre Stimme... schwingend wie die Seite einer Laute. „Entschuldige mich bitte einen Augenblick. Ich bin gleich zurück.“ Sorgenvoll sah er sie an. „Was hast du vor, Mutter ?“ Er bekam keine Antwort. Sie hob nur die Hand zum Zeichen, er möge sie gehen lassen.
Nun.. da sie wusste, was sie tun wollte, war sie ruhig. Rein äußerlich war nichts mehr von dem Sturm zu sehen, der über sie hinweg gezogen war. Doch hatte er seine Spuren tief in ihre Züge gegraben. Weiß wie frischer Schnee war ihr Antlitz, alles Blut ihm entwichen. Ihre Augen, dunkel und verschleiert standen übergroß darin... Zwei tiefe Bergseen, deren reines Wasser ein schweres Unwetter aufgewühlt hatte. Lippen , die nur noch 2 dünne blasse Striche waren, pressten sich aufeinander.. waren zerbissen von den Bemühungen, sie zu beherrschen. Hoch aufgerichtet zu voller Größe schritt sie durch die runde Halle ihrem kleinen Zimmer zu.
Leise öffnete sie die Tür. Die kleine silberweisse Tigerkatze , die schon so viele Jahre ihre treue Freundin war, strich ihr sanft um die Beine. Grüne Augen sahen die Elfe an, schienen in ihre Seele zu blicken. Ein leises Schnurren erklang. Die Priesterin beugte sich nieder und streichelte das samtweiche Fell des Tieres. Dann richtete sie sich auf und löste mit klammen Fingern die kleinen Haken, die ihre Robe verschlossen. Achtlos fiel der Stoff zu Boden, ein leise raschelnder weißer Haufen zu ihren Füßen. Sie trat an den Schrank und lies über die Kleidungsstücke gleiten,. Die darin hingen. Wie fast alles, das sie besaß , so hatte auch jedes ihrer Kleider, ihre Robe eine Geschichte.. eine Erinnerung eingefangen. Aus dem wenigen, was sie besaß wählte sie eine Robe aus schwerer blauschwarzer Seide. Knisternd schmiegte sich der Stoff um ihren Körper, lies ihn noch schlanker.. zerbrechlicher erscheinen. Schlichte Stickereien schmückten das Gewand. Am Ärmelbündchen waren tropfenförmige Perlen aufgestickt. Der hohe Kragen betonte die anmutige Linie ihres Halses. Ansonsten war sie einfach gehalten. Sie liebte einfache Kleidung,auf Spitzen und anderen unnützen Tand konnte sie gerne verzichten. Mit zitternden Händen verschloss sie den letzte Öse. Von einem kleinen Bord nahm sie ein Körbchen. Aus der Schublade zog sie eine schlanke weiße Kerze, die mit silbernen Sternen geschmückt war.

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