Feuer. Gesamtausgabe
von Carsten Maday

Kapitel
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5. Teil

Fronturlaub

Er hockte hinter dem Felsen. Ich hatte ihn nicht gesehen, spürte es einfach. Der Morgennebel lag dicht überm Gelände. Die Sicht war trüb, aber der Fels war nicht weit entfernt. Keinen Steinwurf weit. Er hockte dort und wartet. Auf einen Laut, ein Zeichen von Gefahr. Nein, er wusste nicht, dass ich hier draußen lag. Aber er war vorsichtig. Das war seine, unser aller Natur. Ich atmete ruhig in den Kragen meines Parkers, spürte die heiße Luft an meiner Brust. Wenn er heraus kam, würde ich ihn töten.
Warum?
Ich muss.
Warum?
Ich will.
Warum?
Weil ich so viele getötet habe. Waren ihre Leben weniger wert als seins? Wie kann ich da nicht töten? Dadurch werde ich auch kein guter Mensch.
Da!
Er sprang aus der Deckung des Felsens. Drei, vier Sprünge. Er kauerte sich in den nebeligen Boden und horchte. Kein Geräusch. Keine Gefahr. Aber mein Gewehr war lautlos, als ich ihn anvisierte. Nicht zu verfehlen. Ich krümmte den Finger und... Meine Hand zitterte. Ich musste. Ich wollte. Ich konnte nicht. Das Zittern hörte auf, als ich den Finger vom Abzug nahm. Ich atmete ruhig. Er hatte nichts bemerkt, war ahnungslos. Sein Leben lag in meiner Hand und meine Hand konnte es ihm nicht rauben. Ich legte wieder an. Nichts. Ich konnte nicht.
Warum?
Warum nicht!
Warum, also?
Er ist keine Gefahr. Er will mich nicht töten.
Die Streife. Der Offizier. Du hast ihm aufgelauert, die Kehle durchgeschnitten. Sein Blut floss warm über deine Hand. Ist es nicht schwerer jemanden mit dem Messer zu töten als von ferne? War er eine Gefahr? Wollte er Dich töten?
Nein. Aber er sah mich ja nicht. Hätte er es getan, so hätte er es bestimmt versucht.
Warum?
Um sich zu retten. Vor mir.
Warum?
Weil ich gekommen war, um ihn zu töten.
Warum?
Es ist Krieg.
Ja. Es ist Krieg.
Ja. Kein warum?
Nein, denn du hast keine Antwort darauf.
Habe ich nicht.
Wenn du den Grund dafür nicht kennst, warum kämpfst und tötest du dann?
Was weiß ich? Verschwinde, lass mich in Ruh´!
Warum?
Weil ich eine Lebenslange bin. Ich tue meinen Job. Ich habe einen Vertrag unterschrieben.
Und Verträge sind einzuhalten?
Ja!
Machst du´s dir nicht etwas zu einfach?
Ja. Vielleicht. Aber ist mein Leben nicht schwer genug, als dass ich nicht versuchen darf, es zu erleichtern, wenn es irgendwie geht?
Die Antwort liegt bei Dir. Als ich starb, hast du´s dir da nicht leicht gemacht, ein paar Tranquilizer geschluckt und den Ton leiser gedreht?
Ja. Das habe ich.
Und obwohl du dir die Sache leicht gemacht hast, beschwert sie dich.
Ja, denn du besuchst mich, Fleuder.
Warum wohl?
Kriegsneurose?
Da du dir die Sachen gerne leicht machst, warum schießt du dann nicht einfach? Abdrücken und die Fragen hinter dir lassen.
Sei still!
So wie damals, als ich starb?
Ich schoss.
Der Schuss zerriss die morgendliche Stille. Vögel flogen aus den Baumkronen auf. Die Kugel klatschte ein paar Zentimeter vor dem Hasen in die Erde. Der Hase wirbelte herum, sprang mit einigen Sätzen ins Unterholz. Er war fort. Nur die Krähen maulten lautstark in der Luft.
Ich packte die Thermoskanne, stopfte sie in den Rucksack, nahm das Gewehr und kletterte vom Hochsitz. Still ging ich durch den Wald zurück. Ich war leer. Nur ein kleiner Teil ärgerte sich, dass er überhaupt auf die Jagd gegangen war. Es war, als würde man sich Arbeit mit in die Ferien nehmen. Ich wollte kein Workoholik sein.

NyGöteborg war ein Moloch. Die Stadt hätte eigentlich Ny NyGöteborg heißen sollen, denn viel war nicht mehr übrig von dem ursprünglichen Siedlungskern, den schwedisch stämmige Kolonisten vor knapp siebzig Jahren gegründet hatten. Nur das Orteingangsschild mit seinem warmen „Hej och välkommen“ und einige pseudo-schwedisch aufgetakelte Nutten verrieten noch einen Bezug zu dem Ursprungsland auf der Erde. Groß war dieser ohnehin nie gewesen, denn Psi Gamma 12 lag weit entfernt und hätte Schweden nicht unähnlicher sein können. Es war ein kleiner Planet mit drei Kontinenten, deren Rückgrad aus rauen Gebirgsmassiven bestand, von deren Hängen sich tiefe Wälder hinab bis zur Ebene erstreckten. Es herrschte ein tropisches Klima an den Küsten. Abertausend Kilometer lange Strände, Inseln, Buchten und Lagunen machten Psi Gemma 12 zu einem Paradies, das seines gleichen suchte. Wahrscheinlich hatten die Schweden nach ihrer jahrelangen Raumreise genug von miesen, dunklen Wintern in der Heimat und entschlossen sich zu einem klimatischen Bruch mit der Vergangenheit. Statt Bier gab ´s nun Sverige Libre zu schlürfen. Sie genossen ihre Zeit der Unschuld im Paradies. Viel zu holen gab es dort nicht. Holzwirtschaft entlang der großen Flüsse und Vieh- und Ackerwirtschaft in den Ebenen. Ein wenig Bergbau auch.
Das änderte sich schlagartig, als man im Generalstab auf die hervorragende Raumlage des Planeten aufmerksam wurde. Ein Portal wurde installiert und Psi Gamma 12 wurde zur Relaisstation, ein Sprungbrett ins Coreolan-System und nach Zeta 2. Basen wurden errichtet, Flugschulen für Luftwaffe und Marinefliegerei wurden ums Portal angesiedelt. Die Piloten und Soldaten strömten von den Stützpunkten nach NyGöteborg, ließen ihr Geld dort. Die Touristikindustrie boomte und explodierte endlich, als der Krieg ausbrach. Psi Gamma 12 wurde der Erholungsort für Soldaten von zwei Fronten. Die Stadt ertrank in ihrer Flut. Die Wracks der Schlachtfelder versuchten den Schrecken mit purer Lebenslust zu vertreiben. Es war wie Karneval und Springbreak in einem, nur dass da die Teilnehmer keine traumatisierten Profikiller waren. Prostitution und Drogenhandel prosperierten, denn viele Soldaten versuchten den Krieg darin für einen kleinen Augenblick zu vergessen. Es wimmelte an jeder Ecke von Abzockern und Nutten.
Die Militärpolizei sah sich in dem unvereinbaren Widerspruch verwickelt, den Jungs und Mädchen ein wenige Erholung vom Krieg zu erlauben und gleichzeitig die Disziplin aufrecht zu erhalten.
Ich war kaum mit dem Shuttle-Bus von der Foch-Basis nach NyGöteborg gekommen, als ich auch schon die erste Bar ansteuerte. Eine Strand-Bar mit herrlichem Blick aufs Meer. Zuckenden Leiber tummelten sich im Pool und auf der Tanzfläche. Ich setzte mich an die Bar und trank.
Die weiblichen Prostituierten waren schwer nett geworden in den letzten Wochen. Ich konnte die Angst in ihren Augen sehen. Das neue Wehrgesetzt war durch. Die allgemeine Wehrpflicht war nun auch auf Frauen ausgedehnt worden. Die Emanzipation war eben nicht aufzuhalten. Die ersten würden bald ihre Ausbildung hinter sich haben und bei meiner Truppe eintreffen. Das konnte was werden, wenn ich nach Hause kam. Ausnahmen gab es nur bei Eheleuten. Nur einer musste ran. Manch Nutte versuchte ihr Glück, sich einen Ehemann zu angeln. Die Soldaten waren willige Opfer. Hochzeiten gab´ s aber nicht. Die wurden Angehörigen der Streitkräfte nur in Ausnahmefällen genehmigt. Die Nutten schienen nicht begeistert von der Vorstellung zu sein, demnächst zusammen mit dem Soldaten, unter dem sie gerade noch im Bett gelegen hatten, im Dreck zu liegen. Latrinenparolen gingen rund, spekulierten lüstern über den Einsatzort der modernen Marketenderinnen. Eins war klar. Im Stab würde man die nicht sehn. Ab zu uns also in den Glutofen.
Allein blieb niemand in NyGöteborg. Nur wir, die Helden von Rom. Uns forderte niemand zum Tanz auf. Man erkannte uns schnell. Ausgebrannte Blicke die dumpf in ihre mit exotischen Früchten und Schirmchen geschmückten Glaser starrten. Man hatte uns gewaschen und geschrubbt. Den Gestank der Verwesung aber, den bekamen wir nicht los. Man roch ihn, man mied uns, ließ uns in Ruhe. Mir war´s recht. Ich tankte auf, um meine Wut zu unterdrücken. Die Soldaten, ich ertrug ihre Gesichter nicht. Sie lachten, tanzten, erinnerten mich an meine Kinder. Schlimmer noch waren die Zivilisten. Sie verdienten an uns, daran, dass wir krepierten, während sie ´s schön gemütlich hatten. Ich hasste sie. Mehr als den Feind. Der lag in der gleicher Scheiße, starb wie wir. Jeder Peregrin stand mir näher als die Drückeberger in Zivil. Ich soff mich von einer Bar zur anderen. Drei Tage lang. Kaum ein Wort, außer „He, mach mir noch mal das gleiche“. Ich trieb mich in dem Vierteln der Stadt rum, wo sich selbst die MP kaum hintraute. Dort, wo die Drogendealer, Luden und Deserteure untertauchten. Ich wollte Streit. Es war, als hätte man mir Stimpacks gespritzt. Aber man mied mich. Selbst umbringen wollte man mich nicht. Ich tat, was alte Fahrensleute schon immer getan haben, wenn sie auf Streit aus waren.

Ich hatte bereits schwer Schlagseite, als ich aus dem Taxi stieg und aufs Ångermanland zuhielt. Der Name war das einzig Schwedische an dem Laden. Eine Strand-Bar wie alle anderen. Ein romantischer Blick aufs Meer, das bei Sonnenuntergang rot wie Blut schimmerte, als ich eintrat. Ich hatte mir den Schuppen nicht ohne Grund ausgesucht. Es war das Stammlokal der Marine-Piloten. Ich war auf Streit aus und wusste, dass ich ihn hier finden würde.

Die Herren und Damen Offiziere schienen nicht glücklich darüber zu sein, dass sich ein Unteroffizier der Sturmtruppen in ihren elitären Schuppen verirrte. Ich nahm Kurs auf die Theke, hievte meinen Arsch auf einen Barhocker und bestellte ein Glas Milch. Der Barkeeper war nicht begeistert, als er mir das Glas hinstellte. Ehe ich trinken konnte, steuerte schon ein Oberleutnant auf mich zu. Die Frau trug trotz der Hitze ihre lederne Fliegerjacke. Ich salutierte artig und hörte mir an, was sie zu sagen hatte. Es sei gute Tradition, meinte sie, dass jeder Gast zu Ehren ihrer Staffel sein Glas erhebt und leert.
>Also<, sagte der Oberleutnant >was wollen sie trinken? Ich lade sie ein.<
>Besten Dank, Frau Oberleutnant, aber ich habe schon mein Getränk.< Ich griff das Glas Milch, hob es empor und nickte der versammelten Offiziersbande zu. Dann leerte ich es in einem Zuge, wischte mir mit dem Ärmel den Mund ab und fing an, lauthals die Hymne der Sturmtruppe zu schmettern. Das Erstaunen unter den Piloten war so groß, dass ich es bis zur Hälfte der zweiten Strophe schaffte, ehe man mich abwürgte.
>Was soll das<, fragte der Oberleutnant. Ich sagte es ihr, sagte ihr, was für einen elitärer Misthaufen sie waren, dass sie ihr mörderisches Handwerk mit einem Netz aus antiquierten, ritterlichen Idealen tarnten, dass sie sich zu fein waren, sich schmutzig zu machen, während andere für sie im Dreck krepierten.
>Haben sie wochenlang in Schlamm und Regen hocken müssen, ohne zu wissen, was schlimmer ist: das Feuer oder die Insekten, der Pils an ihren Füßen oder unter den Brüsten? Haben sie je einen Soldaten nach seiner Mutter schreien hören, mit dem Gedärm im eigenen Drahtverhau, das mit jeder Bewegung nur mehr und mehr zerfetzt wird? Haben sie je so einen Durst gehabt, dass sie aus einen Trichter saufen mussten, in dem ihre Kameraden lagen. Tot. Kennen sie Hitze oder die kalte Wüstennacht? Haben sie je in einen zwanzig Meter tiefen Stollen das Trommelfeuer erlebt, oder je ein Schützenloch ausgehoben, in einer Erde, die nach Verwesung stinkt und so oft umgepflügt wurde, dass sie bei jedem Spatenstich auf Leichen und Ausrüstungsteile stoßen? Haben sie je eine Frau auf ihren Stümpfen vor den Panzerketten fliehen sehen? Wann haben sie sich das letzte Mal mit den Fingern den Arsch abgewischt? Haben sie jemals den Feind von Nahem gesehen? Wissen sie, wie es ist mit eigenen Händen zu morden? Nein, das wissen sie nicht. Sie haben doch keine Ahnung, wie es wirklich ist. Aber ich, ICH kenne das Gesicht des Krieges. Es schreit, wenn man sein Bajonett hinein stößt.< Ich sah dem Oberleutnant in die Augen.
>Darum<, sagte ich >werden sie hoffentlich verstehen, dass es mir schwer fällt auf die Ehre ihrer Einheit anzustoßen.<
Dass ich so ziemlich jedes Klischee, das bei uns Sturmtrupplern über Marineflieger herrscht, verbraten hatte, verfehlte seine Wirkung nicht. Hätte der Oberleutnant nun die MP gerufen, hätte er nur meine Aussage bestätigt. Statt dessen legte die Frau ihre Jacke und Rangabzeichen ab.
>Das machen wir ganz ohne Dienstgrad<, sagte sie. Die anderen Offiziere erhoben sich, damit sie ja nichts von dem Schauspiel verpassten. Ich legte meine Koppel ab, machte bedächtig meinen Dörrfleischorden vom Kragen los, legte meine Jacke ab und machte mich bereit.
Mit Piloten war nicht zu spaßen. Die hatten eine mörderische Ausbildung hinter sich und waren körperlich topfit. Der Oberleutnant war gut einen Kopf größer als ich und hatte eine größere Reichweite. Auf ihrem Oberarm trug sie die Tätowierung ihrer Staffel, ein alberner roter Adler im Sturzflug. Ich kannte den Haufen. Eine besonders gefährliche Eliteeinheit mit noch gefährlicheren Traditionen und Ritualen. Abschrecken konnte mich das nicht, hatte ich erfreulicher Weise erst vor Kurzem auf der Dreckshöhe meine Nahkampffähigkeiten auffrischen dürfen. Ich blockte den ersten Tritt des Oberleutnants und verpasste ihr eine in den Unterleib. Die Frau klappte um und fiel zu Boden. Während sich ein Teil der Staffel um den Oberleutnant kümmerte, fand sich bereits ein weiterer Freiwilliger, der die Ehre seiner Einheit verteidigen wollte.
Da Alkohol der Reaktionsfähigkeit nicht gerade förderlich ist, erwischte mein Gegner mich mit einem ordentlichem Schwinger. Ich stürzte, fiel auf einen Tisch. Der barst und ich ging krachend zu Boden. Er kam näher. Ich trat ihm gegen ´s Schienenbein, rappelte mich auf und schickte meinen vor Schmerz schreienden Gegner mit einem Ellenbogenschlag schlafen.
Da schmiss man seine ritterlichen Ideale über Bord und warf sich gleich zu mehreren auf mich arme, wehrlose Frau. Es wurde eine hässliche Keilerei mit Schlagen, Kratzen und Beißen, eben allem, was Spaß machte und den Gegner nicht verkrüppelte.
Als die MP kam, war bereits alles vorbei. Ich saß mit den Piloten an der Bar. Wir soffen Schnäpse gegen unsere Schmerzen und versicherten uns gegenseitig, dass wir alle prima Kameraden waren. Man lobte die Schlagkraft und Nehmerqualität des anderen und trank endlich auf die Gefallenen meiner Kompanie und der Red Eagles. So waren sie, die Offiziere. Wenn man sie sich zurecht schlug, waren es anständige Leute.
Die Flieger legten ein gutes Wort bei der MP für mich ein, zeigten auf meinen Dörrfleischorden und meinten, man könne doch einem Helden, der die Wüsten-Medaille in Rom erlangt hat, nicht den Urlaub durch Bunker vermiesen. Als wir einwilligten, dem Barkeeper den entstandenen Schaden zu bezahlen, zog die MP gnädig ab.
Viel mehr weiß ich nicht. Ich erwachte am nächsten Morgen am Strand in meinem eigenen Erbrochenem. Ich zog mich aus und sprang ins warme Wasser der Lagune. Als ich meine Uniform einigermaßen gereinigt hatte, fuhr ich zurück zur Foch-Basis. Von dort flog ich ins Hinterland.
Zwei Besuche standen auf meiner Liste. Ich beschloss, den unangenehmeren zuerst hinter mich zu bringen.

Ich tippte auf meine Brust.
>Es war ein Schuss ins Herz<, sagte ich. >Sie war sofort tot.<
Herr und Frau Korin saßen mir gegenüber auf dem Sofa. Sie hielten einander bei den Händen.
Es war die Standartlüge. Ihre Tochter musste nicht leiden, weder ihr Körper noch ihr Gesicht wurden verstümmelt. Sie starb, wie sie sie in Erinnerung haben.
>Wollen sie Brittas Zimmer sehen, Feldwebel Grabowski<, fragte Frau Korin mich. Ich erhob mich.
>Sehr gerne, Frau Korin.<, log ich zum zweiten Mal innerhalb weniger Sekunden. Es gab nichts, was ich weniger wollte. Die Nachritt von Korins Tod war schon vor geraumer Zeit bei den Eltern eingetroffen, aber ich hielt es für meine Pflicht einen Kondolenzbesuch abzustatten, wenn ich schon auf dem selben Planeten war wie die Angehörigen des Gefallenen. Es war unangenehm. Die Augen der Eltern, sie verlangten, dass ich von ihrer Tochter erzählte, dass ich für einen Augenblick die Leere in dem Haus durch Worte vertrieb. Was sollte ich schon erzählen? Korin war nur ein paar Wochen bei mir gewesen, bevor sie ihrer Angst und Verzweiflung mit einer Überdosis Tranquilizern ein Ende bereitet hatte. Ich hatte sie gemocht. Ein guter Soldat. Niemand nahm es ihr übel, dass sie sich umgebracht hatte. Viel mehr konnte ich also nicht berichten. Darum log ich. Ich wollte das Zimmer nicht sehen, wollte nicht mehr von ihr wissen. Je besser ich sie kannte, desto mehr würde sie mir fehlen.
Ich folgte den Eltern. Sie waren in den Vierzigern wie ich, aber der Tod ihrer Tochter hatte sie altern lassen. Ich wollte weg. Außerdem war es mir peinlich, dass mein linkes Auge nach der Schlägerei ziemlich blau war. Ich machte nicht den würdevollsten Eindruck.
Bilder waren da. Überall. An den Wänden, auf dem Regal. Korin. Ihre Freunde. Ihr Pferd. Sie war ein richtiges Pferde-Mädchen. Man sah die Freude in ihren Augen, wenn sie auf einer Photographie neben ihrem Pferd stand.
>Friedrich<, sagte Frau Korin, nachdem wir eine Weile schweigend in dem Zimmer gestanden hatten. Es war unverändert, so als könnte Korin jeden Augenblick nach einen Ausritt zurück kommen. Es war ein Jugendzimmer. Korin war achtzehn, als sie starb.
>Wie bitte?<
>Friedrich. So heißt ihr Pferd.<
>Ja, Frau Korin.<
>Sie liebte Tiere, wissen sie. Sie wollte Tierarzt werden, wie ihr Vater, aber...<
Sie fing an zu weinen.
>Schon gut Martha<, sagte Her Korin und legte beruhigend die Hand auf die Schulter seiner Frau. Ich verabschiedete mich. Mein Besuch hatte kaum eine Stunde gedauert und erschien mir doch länger als das schlimmste Trommelfeuer. Ich stieg in meinen Mietwagen und fuhr los. Ich ließ die Korins zurück und Friedrich auch. Das Pferd sah traurig aus dem Stall, als ich vom Hof fuhr.

Mein zweiter Besuch war erfreulicher und dennoch war ich froh, als auch er beendet war. Ich besuchte die Eltern von Isaak. Die Farmersleute nahmen mich begeistert auf und Frau Isaak verwöhnte mich mit hausgemachten Köstlichkeiten, bis ich zu platzen drohte. Ich revanchierte mich, indem ich reichlich Anekdoten über ihren Sohn zum besten gab. Es waren einfache Leute, bodenständig und aufrichtig. Nach dem Essen nahm mich Herr Isaak in seinem Wagen mit und zeigte mir seinen Besitz. Zumindest Teile davon, denn das ganze Gebiet abzufahren, hätte Tage gedauert.
>Das ist noch gar nichts<, meinte der Mann. >Sie müssen mal die Tochterbetriebe der TEAG sehen. Gigantische, maschinell betrieben Felder. Die machen das große Geschäft. Beliefern von hier aus das Coreolan-System und Zeta 2. Mit den Preisen können wir Privatfarmer nicht mithalten. Also, mal unter uns, wer hat hier schon was vom Krieg? Ich nicht und mein Sohn erst recht nicht. Der fehlt uns hier sehr, wissen sie. Nicht nur zur Erntezeit.< Die Familienähnlichkeit von Sohn und Vater war nicht zu überhören. Nein, in den Kolonien war niemand glücklich über den Krieg. Verdienen taten nur die anderen dran.
Als ich mich verabschiedete, drückte mir Frau Isaak einen Korb mit Lebensmitteln in die Hand. >Wenn sie auf ihrem Rückweg wieder vorbei kommen, dann gebe ich ihnen noch einen mit. Und einen für Francis.< Das versprach ich gerne.
Isaak hatte mir von dem See im Gebirge erzählt, an dem sein Vater einige Ferienhäuser unterhielt. Gut ging das Geschäft nicht, da die meisten Soldaten sich lieber am Strand rumlümmelten. Ich hatte beschlossen, den Rest meines Urlaubs in einer der Hütten zu verbringen und zu angeln. Von Miete wollte der Alte Isaak nichts wissen, überreichte mir statt dessen seine alte Jagdflinte.
>Sie jagen doch, oder?<
>Ja, manchmal.<
Ich legte die Flinte in den Wagen, verabschiedete mich artig und fuhr los. Endlich war ich allein.

Die Fahrt von der Farm der Isaaks zum See war lang. Das war gut. Die Fahrt auf der holprigen Schotterpiste, umsäumt von Felsen und tiefem Wald, machte mir Spaß. Sie schob das Unvermeidliche hinaus. Solange ich fuhr, war ich beschäftigt, hatte ich ein Ziel. Ich wusste nicht, was ich machen sollte, wenn ich erst am See angelangt war. Das machte mir Angst.
Es dämmerte bereits, als der Wald vor mir endete und den Blick auf den See freigab. Er war groß und still. An den Ufern stand das knappe Dutzend Hütten der Isaaks. Der Parkplatz davor war leer. Bis auf einen Wagen. Ich parkte, lud meine Sachen aus und riskierte einen Blick auf das fremde Fahrtzeug. Ein Mietwagen. Ich war empört und erleichtert zugleich, dass ich nicht allein war, dass es in der Einsamkeit, auf die ich furchtsam zu gesteuert bin, noch jemanden gab. Wir kämpften seit fast einem Jahr in einer riesigen Wüste, in der sich selbst die Millionen von Menschen und Peregrin wie ein nichts ausnahmen. Dennoch sahen wir davon wenig, hockten immer mit anderen in den Gräben. Man sehnte sich nach Ruhe, fürchtete sich aber ohne seine Kameraden.
Ich hielt auf die Hütten zu. In einer brannte Licht. Als ich näher kam, trat eine Gestalt auf die Veranda. Sie trug Uniform. Ich zog ein Gesicht. Ein Hauptmann der Marine-Flieger. Die Gestalt sah mich. Ich nickte ihr zu. Sie verschwand eilig in der Hütte. Von dem Gesicht war nichts zu erkennen gewesen. Es war völlig bandagiert.

Ich schmiss meine Sachen aufs Bett und packte aus. Das war schnell gemacht. Viel hatte ich nicht dabei. Die Hütte war spartanisch oder luxuriös eingerichtet, je nachdem ob man Zivilist oder Soldat war. Ein Schlafraum, eine Küche und ein Wohnzimmer mit Sofa, Schaukelstuhl und Kamin. Ich goss mir einen Drink ein, nahm das Buch, das ich mir zur Lektüre mitgenommen hatte und setze mich in den Schaukelstuhl. Ich klappte das Buch auf, las die Widmung des Autors und sah aus dem Fenster hinaus auf den See. Es war dunkel. Hier und da schien ein Stern durch die Wolken. Wo wohl die Sonne war, die so mörderisch auf unseren Wüstenplaneten brannte?
Ich stellte das Glas auf der Fensterbank ab, rauchte eine Zigarette und sah in die Nacht. Ich legte das Buch weg und kippte den Drink zurück in die Flasche. Trinken mochte ich nicht und lesen konnte ich nicht. Nach ein zwei Zeilen schweiften meine Gedanken ab, hin zu Orten und Gesichtern, die ich fürchten sollte und erschreckender Weise vermisste.
Es gab keinen Fernseher, keinen Computer, der meinen Geist hätte betäuben können. Das Bett lockte mich nicht, denn um meinen Schlaf war es schlecht bestellt.
Ich setzte Kaffee auf, griff mir die Flinte, nahm sie auseinander und setzte sie wieder zusammen. Ich zog mich an, nahm Flinte und Rucksack auf und ging hinaus. Ich hatte meine Nachtsichtbrille mitgehen lassen. Als ich mit der Waffe in der Hand auf der Suche nach dem Hochsitz durch den dunklen Wald polterte, hatte ich die Unruhe für einen Augenblick hinter mir gelassen.

Die missglückte Jagd hatte nicht gerade zur Aufheiterung meiner Stimmung beigetragen. Dreckshase. Schade wäre es nun wirklich nicht um ihn gewesen. Die Viecher waren vor Jahrzehnten ausgesetzt worden und hatten sich ohne natürliche Feinde zur wahren Plage entwickelt.
Als ich zur Hütte zurückgekommen war, war es noch früh am Morgen. Die Unruhe kehrte zurück. Es würde ein langer Tag werden. Ich trank einen Kaffee gegen die Müdigkeit, machte ein paar Liegestütze und ging laufen. Das Laufen durch die kühle Morgenluft war ein Genuss. Ich lief durch den Wald um den See herum. Die Anstrengung befreite meinen Geist, der bald hier, bald dahin wanderte, Gedanken nachhing, die er wie von weiter Ferne betrachtete, ohne dass sie ihn berühren oder ängstigen konnten. Der Waldboden federte weich. Ich lief und lief, immer weiter, immer schneller, bis ich rannte und in der kühlen Luft bald schweißbedeckt war. Dann spürte ich meine Verwundung, mein Bein. Zurück musste ich humpeln. Und als ich zu den Hütten zurückgekehrt war und nicht mehr laufen konnte, sprang ich in den See. Ich schwamm bis meine Arme schwer wurden.
Nach einem Frühstück ruderte ich mit dem Boot hinaus auf den See. Ich warf meine Angel aus. Angeln war gut. Ich musste mich nicht konzentrieren, konnte den Gedanken freien Lauf lassen und hatte doch etwas zu tun. Zu meiner großen Beruhigung merkte ich, dass sich meine Tötungshemmungen nur auf Hasen und nicht auf Würmer und Fische bezogen. Ich fing mehr, als ich essen konnte. Beinahe so viel, wie bei meinem letzten Angelausflug zusammen mit meinen Kindern auf Zeta 2, kurz nach der Landung. Als es den Strolchen zu langweilig wurde, haben sie die Sache mit ein paar geklauten Handgranaten angegangen. Eine Sünde, aber recht effektiv.
Am Nachmittag fing es an zu Regnen. Ich ruderte zurück, weil die Einschläge auf der Wasseroberfläche mich schwermütig machten. Ich rauchte, trank Kaffee und starrte hinaus. Ich war aus NyGöteborg hierher geflohen, weil ich keine Menschen ertrug. Die Einsamkeit ertrug ich auch nicht. Langsam gingen mir die Alternativen aus.
Ich hatte die letzte Nacht nicht geschlafen. Ich spürte die Müdigkeit in meinen Knochen. Als es Dunkel wurde, ging ich ins Bett. Vielleicht konnte ich ja schlafen. Morgen würde ich abreisen. Nach Hause. Zurück zu meinen Kindern.

Es regnete noch immer, aber wir hatten die Rollen getauscht. Nun waren wir es, die angriffen. Wir rückten im Schutz der Panzer vor. Taktaktaktak. Die Maschinengewehre der Peregrin spieen los. Noch zweihundert Meter zum Drahtverhau. Speerfeuer setzte ein, zwang uns in Deckung. Ich sprang in einen Trichter. Dort hockte eine Gestalt, dicht an den Hang des Trichters geschmiegt. Entsetzen blickte mich aus den Augen des Mannes an. Ich erkannte ihn sofort und konnte mein Glück nicht fassen. Es war der Major, der am Tag der Landung so viele meiner Kinder in den Tod getrieben hatte. Nun hockte er hier, gelähmt vor Angst. Oben gingen die anderen weiter vor, starben im Kreuzfeuer.
Ich packte ihn.
>Auf, du Schwein<, schrie ich gegen das Donnern der Schlacht.
Er zuckte erschreckt zusammen, wimmerte. Ich hielt ihm den Lauf unter die Nase.
>Hoch mit Dir oder ich knall dich ab, ich schwör´s dir.<
Er zitterte, war unfähig meiner Aufforderung nachzukommen. Wahrscheinlich hatte er mich gar nicht verstanden. War mir auch recht. Ich gab ihm eine Ohrfeige. Als das nichts nutzte, schoss ich in die Erde dicht neben seinen Kopf. Erkennen lag in seinen Augen. Der Major kam hoch.
>Ja, ja<, sagte er. >Wir müssen weiter, Feldwebel. Los.<
Er drehte mir den Rücken zu und begann den Hang hinauf zu klettern. Ich spielte für einen Augenblick mit dem Gedanken, dem Major eine in den Rücken zu verpassen. Zeugen gab´ s hier keine. Ich ließ es aber und krabbelte ebenfalls den Hang hinauf. Als ob er meine Gedanken hat lesen können, drehte sich der Major am Trichterrand zu mir um, zog seine Pistole und schoss, ehe ich feuern konnte. Es erwischte mich in der Brust. Ich sah noch sein hämisches Grinsen. Dann fiel ich hinab in die schlammige Brühe am Boden des Trichters. Ich tauchte ein und spürte, wie ich versank. Ich versuchte zu schreien. Schlamm lief mir in den Mund. Panik bemächtigte sich meiner. Ich spürte, dass jemand bei mir im Schlamm war. Ich wusste, es war Fleuder, der auf mich lauerte. Hände griffen mich an den Schultern. Ich schrie und schrie...

>Feldwebel. Feldwebel!<
Ich griff die Gestalt bei den Oberarmen, wirbelte sie herum, bis sie unter mir lag. Meine Linke schloss sich um den Hals, meine Rechte um den Griff meines Bajonetts auf dem Nachttisch. Ich holte aus.
>Feldwebel!< Das erschreckte Röcheln brachte mich zur Besinnung. Ich war im Schlafzimmer meiner Hütte. Auf meinem Bett lag unter mir eine Gestalt im Pyjama. Ihr Gesicht war bandagiert.
>Der Hauptmann<, entfuhr es mir überrascht. Ich musste geträumt haben. Natürlich. Die Sache mit dem Major hatte auch zu schön angefangen, um wahr zu sein.
>Ja. Würden sie bitte.<
>Ja, natürlich. Verzeihung.< Ich nahm meine Hand von der Kehle, legte verlegen mein Bajonett auf dem Nachttisch ab und stieg von dem Hauptmann runter.
Der erhob sich eilends und fasste sich an die Kehle. Die Hände waren vernarbt und gerötet.
>Was machen sie hier<, fragte ich und spähte nach meinen Klamotten. Psi Gamma 12 war weithin als tropisches Paradies bekannt. Selbst im Hinterland waren die Nächte recht warm. Ich trug dementsprechend wenig Zeug an mir. Ich spürte, wie ich errötete. Der Hauptmann ging höflicher Weise aus dem Zimmer. Während ich mich anzog, hörte ich ihn aus dem Wohnzimmer.
>Sie haben geschrieen, Feldwebel. Wie am Spieß. Ich dachte, jemand will sie umbringen.<
Ich wurde noch röter im Gesicht. Peinlich, peinlich, die Sache.
Ich ging ins Wohnzimmer.
>Es tut mir leid.<
>Kein Problem, Feldwebel.<
>Alpträume, wissen Sie.<
>Ja. Ich weiß. Macht gar nichts.<
>Na ja, vielen Dank für ihre Mühe.< Ich hielt dem Hauptmann die Hand hin. Ich sah, wie die Augen in dem vermummten Gesicht auf die zernarbte Hand blickten. Der Hauptmann zögerte einen Moment und gab mir dann seine Hand. Trotz der Narben fühlte sie sich seltsam weich an.
>Ja, dann.<
>Ja.<
>Gute Nacht also, Feldwebel.<
>Ja, gute Nacht. Und besten Dank nochmals.<
Ich sah dem Hauptmann nach, als er durch die Nacht zu seiner Hütte ging. Als er es zur Hälfte geschafft hatte, humpelte ich ihm hinter her.
>Warten Sie<, rief ich.
Der Hauptmann drehte sich überrascht um.
>Ja<, fragte er.
Ich traute mich nicht mehr zu schlafen und wusste ohnehin nichts mit mir anzufangen.
>Nun, ja. Hören sie. Ich habe noch ein, zwei Flaschen Whiskey und jede Menge Kippen... Ich dachte mir, vielleicht haben sie ja Lust, nun ja, mir ein bisschen Gesellschaft zu leisten.<
Der Hauptmann zeigte auf seine vernarbten Lippen.
>Ich soll eigentlich nicht rauchen, Feldwebel.<
>Oh. Ja, gut. Na dann...<
>Aber gegen ein Gläschen hätte ich nichts einzuwenden. Ich ziehe mir nur etwas über.<

Fern ab von allen militärischen Zwängen verstand sich der Hauptmann mit dem Feldwebel hervorragend. Wir waren einfach zwei alte Soldaten mit Fronterfahrung und jeder Menge Geschichten. Zugleich hätte mir der Offizier und Pilot nicht fremder sein können, ja, ich konnte noch nicht einmal sein Gesicht sehen. Vielleicht unterhielten wir uns deshalb so gut. Oft ist es leichter Fremden gegenüber offenherzig zu sein. Da braucht man sich nicht um Morgen zu sorgen. Wir leerten unsere erste Flasche. Der Hauptmann ließ seine Bedenken fallen und rauchte bald eine nach der anderen. Hier und da zeigte sich ein verzerrtes Lächeln auf den vernarbten Lippen. Wir verstanden uns gut. Mit gewissen waffengattungsbedingten Abstrichen, versteht sich.
>Kann ich gut nachvollziehen, Feldwebel<, meinte der Hauptmann. Er lispelte etwas. Ob es an den Lippen oder dem Verband lag, konnte ich nicht sagen.
>NyGöteborg ist ein mieses Nest. Hab da einen Fortbildungslehrgang absolviert. Der einzige Laden, wo man hin kann, ist das Ångermanland. Kennen sie das?<
Ich zog ein Gesicht.
>Recht vage<, sagte ich.
Der Hauptmann war ein Zehnender. Er hatte sich auf zehn Jahre bei der Marine verpflichtet. Dafür hatte die ihm das Jura-Studium finanziert. Der Hauptmann hatte seine Zeit bereits rum und schon seit drei Jahren in einer Kanzlei gearbeitet, als der Krieg ausbrach. Pech, mit dem so manch Zeitsoldat nicht gerechnet hatte.
Der Hauptmann erzählte von seinen Einsätzen im Coreolan-System. Er war Waffeningenieur in einem Zweimann-Jäger auf einem Zerstörer. Viele Patrouilleflüge im tiefen Raum.
Ich war lange genug Feldwebel und Kummerkasten meiner Kinder gewesen, um zu erkennen, was der Hauptmann auf dem Herzen hatte. Er wollte von seiner Verwundung reden. Ich las es in den Augen in dem bandagiertem Gesicht. Wasser sammelte sich darin.
Ich beschloss, es dem Hauptmann etwas leichter zu machen.
>Sagen Sie. Ich meine, so zwei alte Haudegen wie wir...<
Der Hauptmann grinste schief.
>Na ja, es entspricht zwar nicht ganz den Umgangsformen, aber vielleicht... Sollen wir uns nicht duzen. Muss ja keiner sehen, was?<
Der Hauptmann sah mich an.
>Sehr gerne.<
Ich hielt meine Hand hin.
>Frederika.< Ich musste lachen. >Frederika Anastasia um vollständig zu sein. Kannst mich Fred nennen.<
>Svetlana<, sagte der Hauptmann und gab mir die Hand.
Wir tranken und rauchten. Dann versuchte es Svetlana.
>Weißt du, Fred, es ist schon seltsam, wo die Leute ihre Vorstellungen über uns Flieger her haben. Ich meine, wir sind nun wirklich keine elitäre Bande von Spinnern, die jeden Abend den besten Champagner schlürfen.<
Ich schüttelte schuldbewusst meinen Kopf.
>Nein, nein, sicherlich nicht.<
>Eben. Die Zeiten sind längst vorbei. Heutzutage gibt´s nur noch billigen Sekt in der Messe...<
Sie lachte lahm und ich höflich.
>Die Verluste sind schrecklich<, meinte sie noch mit den Resten des verlegenen Lachens auf den Lippen. >Ich weiß auch nicht, wie wir das schaffen.<
Ich nahm eine Zigarette, rauchte und nickte nur hier und da einmal aufmunternd.
Svetlana erzählte. Eine alte, wohlbekannte Geschichte, von Toten, Kameraden, die nie zurückkehrten. Von jungen Spunden, die so schnell nachrückten wie sie starben.
>Ich bin zweiunddreißig<, sagte sie. >Ich bin die Zweitälteste in unser Staffel. Die Neuen. Sie sind so jung, so enthusiastisch, so grün. Olofsson war so einer. Frisch von der Fliegerschule, genauso begabt wie unerfahren. Er war mein Pilot. So ein Bursche. Ich brachte ihm in kürzester Zeit so viel bei wie möglich. Er sog es auf wie ein Schwamm, aber man kann doch jahrelange Erfahrung nicht in wenigen Monaten aufholen.
Wir waren auf Patrouilleflug in der Nähe von Phi Lambda 3, als unsere Staffel an den Feind geriet. Das war ein ordentliches Scharmützel. Olofsson klemmte sich hinter einen Jäger, der zwei von unseren Kameraden abgeschossen hatte. Er raste auf einen der Monde des Planeten zu, wohl in der Hoffnung uns so abhängen zu können. Ich erwischte ihn mit unser letzten Rakete. Unterdessen hatten wir Besuch bekommen. Ein feindlicher Jäger hing wie eine Klette an unserem Heck. Olofsson steuerte Richtung Phi Lambda 3, konnte den Gegner aber nicht abschütteln. Da unternahm er einen Kunstgriff.<
Ich hatte zwar auf genug Pötten Dienst geschoben, aber die hohe Kunst des Weltraumkampfes ging mir doch ab. Darum griff Svetlana erklärend zur leeren Whiskeyflasche.
>Also<, sagte sie. >Die Flasche hier ist unser Jäger, ja? Der Feind hängt an unserem Heck und eröffnet das Feuer aus seinen Bordkanonen. Olofsson zieht im Bogen nach oben, um den Geschossen zu entgehen. Er setzt zu einem Looping an. Anstatt wieder nach unten zu ziehen, gibt er auf dem Scheitelpunkt vollen Schub, fliegt ein Stück gerade aus und schaltet dann für einen kurzen Moment den Antrieb ab. Dann zündet er die Manövriertriebwerke und dreht die Maschine um hundertachtzig Grad, gerade in dem Moment, als die Feindmaschine den Scheitelpunkt erreicht und auf uns feuert. Ich spürte es am Bug einschlagen, kurz bevor ich feuerte und den Gegner abschoss. Ein sauberer Plan von Olofsson sollte man also meinen. Leider gab es ein Problem. Die gegnerische Maschine hatte voll beschleunigt, während wir den Antrieb abgestellt hatten. Wir hatten den Planeten im Rücken. Seine Anziehungskraft bremste uns ab. Olofsson zündete die Manövriertriebwerke erneut. Als wir uns gedreht hatten und er vollen Schub geben wollte, erwischten uns die schnelleren Trümmer der Feindmaschine. Der Antrieb versagte. Wir hatten einen großen Riss in der Armierung. Unser Luftvorrat verabschiedete sich ins Weltall.<
>Scheiße<, sagte ich.
>Allerdings. Was tun also? Wir trugen unsere Raumanzüge. Die hatten Luft genug für zwölf Stunden. Nun ja, die ritterlichen Zeiten des Krieges sind längst vorbei. Als wenn es so etwas überhaupt je gegeben hätte. Wenn man so in seinem antriebslosen Jäger hockte, konnte es gut sein, dass das Notsignal nicht nur die Bergungsmannschaft anlockte. Wäre nicht das erste Mal gewesen, dass Piloten in Raumnot noch abgeschossen wurden. Auf beiden Seiten wohlgemerkt. Da die Manövriertriebwerke noch funktionierten versuchten wir den Planeten anzusteuern. Wenn wir den Eintritt in die Atmosphäre hinter uns hatten, konnten wir uns einfach mit der Pilotenkanzel absprengen und zu Boden schweben.<
Sie nahm einen Schluck. Sie griff eine Zigarette. Ihre vernarbten Hände zitterten.
>Noch ein Problem<, sagte Svetlana. >Der Feind hatte uns vorne den Hitzeschild durchlöchert. Das war leider Pech. Wir merkten es erst, als wir in die Atmosphäre eintraten.
Die Hitze. Sie war unerträglich. Olofsson. Er saß vor mir. Er rettete mir das Leben. Ich konnte ihn schreien hören. Mein Gott. Er schmolz buchstäblich vor meinen Augen. Ich... Er, sein Sitz, er muss etwas von der Hitze abgehalten haben. Ich starb nicht, aber... Es war, als würde ich gedünstet. Meine Haut warf Blasen. Es war, als würde die Haut auf meinem Gesicht schmelzen, auf den Beinen, meinem ganzen Körper. Mein Haar schmolz. Das Metall des Anzuges brannte sich durch bis auf die Knochen. Ich verlor das Bewusstsein.
Als ich durch die Atmosphäre war, sprengte der Bordcomputer die Kanzel ab. Ich landete sicher. Und weiß du, was das beste ist?<
Ich schüttelte den Kopf.
>Ich landet auf der südlichen Polkappe. Ich wäre wohl erfroren, wenn mich die Bodentruppen nicht rechtzeitig gefunden hätten.<
Tränen liefen ihr in den Verband.
>Ich kann noch immer seine Schreie hören. Die von Olofsson, weißt du?<
Ich stand auf, setzte mich neben sie aufs Sofa und nahm sie in den Arm.
>Schon gut. Schon gut. Es geht schon wieder<, sagte Svetlana. Sie sah mir in die Augen.
>Ich weiß nicht, wie oft ich operiert wurde. Die Haut an meinem Rücken war fast unbeschädigt, aber vorne war alles verbrannt. Man entnahm Partien vom Rücken, pflanzte sie mir vorne ein, aber das meiste ist künstliche Haut. Überall Narben. Da helfen keine Operationen mehr. Ich weiß, ich sollte froh sein, dass ich noch lebe, aber...<
Da ich nicht recht wusste, was ich sagen sollte, schwieg ich und streichelte ihr über den Verband.
Sie lag noch für einen Moment in meinen Armen. Dann schniefte sie vernehmlich und machte sich los. Sie kippte den Inhalt ihres Glases hinunter.
>He<, meinte sie. >Willst du mal sehen, wie ich ausgesehen habe.<
>Klar.<
Svetlana fingerte nach ihrer Brieftasche und zog ein Foto hervor. Sie zeigte es mir.
>Hier. Das bin ich. Vor dem Eingang meiner Kanzlei.<
Ich sah eine attraktive Frau mit langem blondem Haar mit Aktentasche und Hosenanzug vor dem protzigen Eingang eines Bürogebäudes.
>Du bist eine schöne Frau...< Ich schaffte es gerade noch das „gewesen“ hinunter zu schlucken.
>Wie lange musst du noch den Verband tragen?<
>Eigentlich gar nicht mehr. Aber ich fühle mich wohler damit.<
Wir schwiegen eine Zeit lang. Keiner wusste so recht, was er sagen sollte.
>Willst du ´s mal sehen<, fragte Svetlana endlich. >Mein Gesicht mein ich.<
>Ja. Wenn du magst. Soll ich dir helfen?<
>Ja, bitte.<
Ich nahm ihr den Verband ab. Ihre vernarbten Hände krallten sich in ihre Knie.
Ich sah sie an. Es war schrecklich. Erinnerte mich an einen alten Film über einen entstellten Kerl, der unter einer Oper hauste. Nur dass bei dem wesentlich mehr vom Gesicht übrig gewesen war. Sie ähnelte in Nichts der Frau auf dem Foto. Selbst die Züge um Wangen und Nase waren verformt. Die Ohren sahen so obszön normal aus, dass man sofort erkannte, dass es sich um Prothesen handelte. Die künstliche Haut war vernarbt, rötlich und zart. Haare wuchsen keine mehr.
Ich hatte zwar schon einiges gesehen, aber anscheinend konnte Svetlana das Entsetzen in meinem Gesicht nur zu deutlich erkennen. Sie verbarg ihr Gesicht in den Händen und schluchzte.
>Oh Gott. Sieh mich an. Ich bin grotesk.<
Ich schämte mich und nahm sie verlegen in den Arm.
>Ach was. Du bist nicht grotesk<, sagte ich. >Da musst du mich erst mal mit Vollbart sehen.<
Sie fing an am ganzen Leib zu zucken. Erst als sie aufblickte, sah ich, dass sie lachte.
>Du bist lieb<, sagte sie.
>Ja, bin ich wohl.<
Wir sahen uns in die Augen. Dann küssten wir uns.

Es war eine seltsame Leidenschaft, die uns in dieser Nacht befallen hat. Sie galt nicht Svetlana. Vielleicht hatte sie sich zu lange aufgestaut und brach nun endlich los. Person und Geschlecht waren da kaum von Bedeutung.
Der Morgen graute bereits als wir endlich eng umschlungen einschliefen.
Als ich erwachte, war die stürmische Begierde, die mir nie sonderlich vertraut gewesen war, vorüber. Ich wollte nach ihr greifen, aber das Bett war leer.
Ich spürte einen leichten Stich und gleich darauf ein Erleichtern, als ich es aus der Küche lärmen hörte. Es waren keine großen Gefühle, aber ich konnte sie spüren. Alles was durch die ruhige Gleichgültigkeit drang, war für mich vernehmlicher, als der dickste Mineneinschlag. Ich kannte die Symptome von meinen Kinder. So manch einer kam aus seinem Urlaub frisch verliebt zurück, verliebt in einen völlig Fremden.
Svetlana kam herein. Sie war nackt. Ich sah sie an. Sie wurde verlegen. Sie war keine Schönheit mehr, aber stieß mich nicht ab. Wie auch. Wir waren uns ähnlich, dachte ich, als ich sie ansah. Wahrscheinlich sah es in meinem Inneren nicht anders aus. Ausgebrannt und vernarbt. Ich streckte die Arme nach ihr aus. Sie lächelte und kam zu mir. Dass sie zwei Tassen heißen Kaffees trug, machte sie nicht unattraktiver für mich.

Die Sonne von Psi Gamma 12 hatte die Regenwolken vertrieben. Svetlana und ich hatten drei herrliche Tage zusammen verbracht, drei kostbare Tage unserer begrenzten Zeit bereits hinter uns.
Wir lagen zusammen auf dem Floß, das nicht weit entfernt vom Ufer bei den Hütten schwamm. Wir gönnten uns einen Sonnentag. Svetlana lag auf dem Bauch auf ihrem Handtuch.
>Meine Vorderseite ist rot genug<, meinte sie. >Zeit, dass meine Rückseite aufholt.<
Ich cremte sie ein. Ihr Rücken, ihr Hintern und ihre Beine waren der reinste Flickenteppich. Ich sah deutlich, wo man die Haut zum verpflanzen herausgeschnitten hatte. Ich küsste sie vom Nacken die Wirbelsäule hinab. Sie schrie lachend auf, als ich sie kurz in den Hintern biss. Sie war dankbar, dass ich sie nahm, wie sie war. Das war nicht schwer. Ich mochte sie und bei der Sturmtruppe gewöhnt man sich recht schnell an die schlimmsten Dinge. Unser Verhältnis war nicht einseitig. Ich genoss es, in ihren Armen zu schlafen. Sie hatte Fleuder für eine Zeit lang vertrieben.
Ich wischte mir die Hände an ihren Arschbacken ab und fingerte nach den Zigaretten. Ich steckte zwei in den Mund, zündete sie an und reichte eine Svetlana. Sie drehte sich auf den Rücken und ruinierte meine Eincremarbeit. Sie stütze sich mit den Ellenbogen auf und nahm die Zigarette.
>Oh<, sagte sie. >Du bist so... Na ja, wie in diesen ollen Landser-Filmen, in denen der Soldat seinem Mädchen eine Kippe anzündet. Dann küssen die sich immer, weil er ja morgen wieder in dem Krieg muss, weiß du?<
>Es gibt nun mal Klischees, die erfüllt werden wollen.< Ich stahl mir einen Kuss.
>So, so. Mein Mädchen, ja?<, meinte ich.
Svetlana sah mich an.
>Ja, vielleicht. Ein wenig schon, oder. Es ist doch irgendwie seltsam, ich meine, hast du schon vorher, na ja...<
>Du meinst mit einer Frau?<
>Ja. Ich habe mal eine geküsst, glaub ich. Auf einer Party. Das war´s aber auch. Und du, Anna?<
Als sie nach unser ersten Nacht wieder zu mir ins Bett krabbelte, nannte sie mich Anna, nach meinem zweiten Vornamen. So hatte man mich lange nicht mehr genannt. Ich mochte es. Fred nannten mich meine Kameraden, Isaak und Raschid, die alteî Fahrensleute. Svetlana war etwas anderes.
>Nein. Nie<, antwortet ich. >Und wenn ich ehrlich bin, kann ich mich kaum dran erinnern, wann ich zum letzten mal mit einem Mann zusammen war. War nie der leidenschaftliche Typ, weiß du?<
>Ach, da habe ich dich aber anders kennen gelernt, Anna.<
Ich beugte mich über sie und küsste den weißen Fleck zwischen ihren Brüsten, dort, wo sich die Erkennungsmarke tief ins Fleisch gebrannt hatte. Der Busen unter der narbigen Haut war so falsch wie Svetlanas Ohren. Die Hitze hatte wenig davon übrig gelassen.
>Nun<, sagte ich. >Man sagt ja von uns Frauen, dass wir mit zunehmendem Alter immer mehr Freude am Sex entwickeln. Ist ja immer schön, wenn man was hat, worauf man sich in seinen alten Tagen freuen kann, oder.<
>Klar.< Sie legte mir die Hand auf die Wange.
>Ist mir völlig unbegreiflich, dass dich die Männerwelt so wenig gereizt hat. Die müssen doch wie wild hinter dir her sein.<
Alte Charmeurin.
>Eher nicht. Ich scheine sie eher abzuschrecken<, meinte ich.
>Zu stark, was. Spann noch mal deine Muskeln an, ja? Bitte.<
>Übertreib´s nur nicht, ja. Vielleicht, ja. Aber nicht nur deshalb. Weiß du, mit Zivilisten kam ich nie gut klar und mit Soldaten... Ich meine, man liegt jahrelang neben ihnen im Dreck, kämpft mit ihnen und sie lieben dich abgöttisch. Aber sobald sie aus der Scheiße raus sind, da sehnen sie sich nach etwas anderem, etwas weichem und sauberen. Man selbst erinnert sie nur an den Dreck und das Sterben. So ist das. Ist auch verständlich.<
Svetlana sah mich an.
>Ich bin nicht sauber. Auch nicht weich.<
>Hab auch nicht gesagt, dass ich das so will.<
Ich nahm einen letzten Zug, schnippte die Kippe in den See und legte mich hin. Svetlana legte ihren Kopf auf meine Schulter und ihre Hand auf meine Brust.
Ihre Berührung war angenehm. Die Sonne lag warm auf meinem Körper. Ich spürte, wie ich in einen Schlummer zu sinken begann.
>Seltsam ist es dennoch<, sagte Svetlana leise. >Mit uns. Mit einer Frau. Es ist so, na ja, irgendwie gar nicht ungewöhnlich. Es fühlt sich wie das natürlichste auf der Welt an.<
>Und das macht dir Angst?<
>Vielleicht. Ein bisschen, ja.<
Ich legte sie sanft bei Seite, erhob mich und blickte sie ernst an.
>Weißt du<, sagte ich mit würdevoller Stimme. >So ist das bei uns Frontschweinen. Für uns ist der Schrecken so natürlich, dass uns das Natürliche erschreckt.<
Sie sah mich groß an.
>Mensch, Anna<, sagte sie bewundernd. >Du bist eine weise Frau.<
Wir küssten uns und schliefen nebeneinander ein. Ich unterließ es ihr zu sagen, dass dies mein Standartspruch war, wenn eines meiner Kinder verliebt und verwirrt über die eigenen Gefühle vom Fronturlaub zurückkehrte. Als Feldwebel war man gewohnt die eigene Aura der Weisheit zu pflegen.

Die Tage verflogen, obwohl wir jeden einzelnen genossen und ausschöpften. Die Zeit des Abschiedes war da. Svetlanas Genesungsurlaub dauerte noch etwas länger, aber auch sie würde zurück müssen. Was machte es schon, wie sie sich fühlte, wie sie aussah. Hauptsache, sie konnte kämpfen. Ich wollte mich hier am See verabschieden. Dort, wo ich sie kennen gelernt hatte. Ich wollte nicht, dass sie mich nach NyGöteborg zur Foch-Basis begleitete. Wir hätten uns dort zum Abschied nicht küssen dürfen. Es war Offizieren untersagt, sich mit Rangniederen einzulassen. Unsere letzte Nacht blieben wir wach. Wir liebten uns, sagten es uns auch. Wir hatten keine Zeit zu verlieren.
Wir küssten uns und versprachen einander zu schreiben. Ich ließ Svetlana winkend auf dem Parkplatz zurück, als ich davon fuhr.
Wie versprochen fuhr ich noch einmal bei den Isaaks vorbei.
>Sie sehen erholt aus<, meinte der alte Isaak, als er mich sah.
>Was gefangen?<
>Ja.< Ich lachte. >Einen ziemlichen Brocken.<
Einen Tag später ging ich durchs Portal nach Zeta 2. Als ich dort auf meine Passage nach Hause wartete, dachte ich, dass ich vielleicht doch eine Alternative zwischen Einsamkeit und Menschen gefunden hatte. Ich vermisste Svetlana sehr, freute mich aber auch auf meine Kinder. Ich kam gerade rechtzeitig. Die Regenzeit näherte sich ihrem Ende. Die Offensive der Peregrin war im Sande verlaufen. Nun gingen wir daran, ihre Gebietsgewinne zurückzuerobern.

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