TV-Leap: Im Weltall ist die Hölle los
von Carsten Maday

Kapitel
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>Es wird alles gut ausgehen, Liebling. Du brauchst keine Angst zu haben. Ich bin ja bei dir, mein Schatz.<
>Ähm, ja, Danke, Mechthild<, sagte ich in mein Headset. Mechthild deckte zehn Meter hinter mir meinen Rücken. Ich ging vor durch die weitläufigen Korridore des arachnoidischen Kaperschiffes. Vorsichtig rückten wir über ein gut hundert Meter langes Laufgittern vor, das über eine bodenlose Tiefe voller weiterer Schiffsdecks führte und zwei Schiffssegmente miteinander verband. In regelmäßigen Abständen führten andere Gitterstege über den Abgrund. Es war schwül. Eine feuchte Hitze. Der Schweiß lief mir in Strömen unter dem Helm und der schweren Ausrüstung. Die Angst tat ihr übriges dazu. Ich hätte Mechthild nichts von meiner Arachnophobie erzählen dürfen. Es hatte ihren Mutterinstinkt geweckt. Dass sie gut zwei Kopf größer war als ich, machte die Sache nicht leichter.
>Mechthild, jetzt hör schon auf. Ich kann auf mich selbst aufpassen. Ich bin alt genug. Und die römische Ausbildung war der germanischen noch immer überlegen.<
>Aber natürlich, mein Herz<, kam ihr Lachen über den Kopfhörer.
Am Ende des Laufgitters befand sich in einer massiven Schiffwand ein Schott. Die Bataverin ging hinter mir in Stellung, bereit die Türöffnung mit schweren MG-Feuer zu belegen, sobald ich sie geöffnete hatte. Ich presste mich an die Wand und drückte den Öffnungsmechanismus. Mit einem Zischen glitt das Schott beiseite. Zwei Sekunden vergingen, ohne das Mechthild das Feuer eröffnete. Kniend spähte ich durch das Schott. Es öffnete sich in einen hohen Lagerraum. Im grünlichen Licht meiner Nachtsichtbrille sah ich den Strahl meines Lasersuchers durch den Raum wandern. Er war leer.
>Alles klar?<, hörte ich Mechthild fragen.
>Nichts zu sehen<, sagte ich, zögerte aber weiter zu gehen. Meine Nackenhaare hatten sich gesträubt. Irgendwann musste die Ballerei ja losgehen, oder? Die Frage war nur, ob jetzt oder später.
Wir hatten alle zusammen ein ordentliches Frühstück eingenommen. Das war auch bitter nötig, nach der Nacht, die ich hinter mir hatte. Im getarnten Zustand (ein Kraftfeld maskierte die Energiesignatur der Zorn Gottes) hatten wir den Hyperraum verlassen und uns dem arachnoidischen Schiff genähert. Während wir unter dem riesigen Rumpf des Kaperschiffes entlang schlichen, bangten wir beständig, dass irgendetwas die Aufmerksamkeit der arachnoidischen Sensoren auf uns lenken könnte. Alles blieb ruhig. Wir dockten erfolgreich an dem Schiff an, und Leana verschaffte uns unbemerkt Zugang über eine Andockschleuse des Feindschiffes. Unser Plan war denkbar einfach. Wir bildeten zwei Teams. Bertrand, Fakr und Leana sollten die Oberprogrammiererin befreien und Mechthild und ich sollen das Schiff soweit sabotieren, dass es uns nicht verfolgen konnte. Zu diesem Zweck hatten Mechthild und ich uns tief in den Bauch des Schlachtschiffes begeben, dorthin, wo der Maschinenraum lag. Wir waren einigen menschlichen Kollaborateuren ausgewichen, aber auf Arachnoiden waren wir bislang nicht gestoßen.
Ich zögerte noch immer, durch das Schott vorzugehen. Stattdessen kontaktierte ich Bertrand.
>Ja?<, meldete sich der Kreuzritter mit flüsternder Stimme über Funk.
>Wie sieht es aus?<
>Gut, Zenturio. Wir sind in der Nähe des Gefangenentraktes. Ganz schön was los hier.<
>Wie wollt ihr weiter vorgehen<, erkundigte ich mich.
>Nun, wir versuchen einen der Kollaborateure zu überfallen. Dann lege ich seine Uniform an und gebe mich als Wache aus, die zwei Gefangene, nämlich Leana und Fakr, in den Gefängnistrakt bringen soll.<
>Was<, sagte ich erstaunt. >Schon wieder? Das haben wir doch schon auf Rhema IV gemacht.<
>Genau<, sagte Bertrand. >Hat doch prima geklappt. Was einmal geht , geht auch zweimal<, ließ er mich an seiner Skatweisheit teilhaben. Ich seufzte. Andererseits war dies vermutlich die einzige legitime Art und Weise in einem SciFi-Abenteuer eine Gefangene aus dem Verlies zu befreien.
>Okay<, sagte ich. >Viel Glück.<
Ich drehte mich um und sah Mechthilds abwartenden Blick. Ich traute dem Schott noch immer nicht. Ich packe eine Blendgrante, gab Mechthild ein Zeichen, zog ab und warf die Granate in den Lagerraum. Selbst durch meine geschlossenen Augen drang ein greller Blitz, als die Granate explodierte. Ich riss die Augen auf und brachte meine AK 74 in Anschlag. Den Bruchteil einer Sekunde später klatschte ein riesiger Körper von oben auf den Boden des Lagerraumes. Eine sichtlich verwirrte Spinne zappelte unkoordiniert mit den haarigen Beinen, die hilflos nach oben zeigten. Der Körper der Spinne selbst war gut zwei Meter lang und massig. Die Fangzähne zuckten ins Leere. Gift troff davon. Ihre Facetten Augen hielten mich böse im Blick und ich spürte kurz, wie ein leichter Schmerz durch meinen Schädel schoss, als die Spinne versuchte meinen Geist in ihre Gewalt zu bringen.
>Dachte ich es mir doch<, rief ich Mechthild triumphierend hinzu. Ich ließ meinen Laserpointer auf den Leib des Arachnoiden wandern und grinste den Ekel beiseite, der mich beim Anblick der Spinne ergriffen hatte. Ehe ich abdrücken konnte, erklangen weitere dumpfe Aufschläge, als ein gutes Dutzend weiterer Körper auf dem Boden landete. Fassungslos starrte ich auf die riesigen Viecher, die längs nicht so verwirrt waren, wie ihre Vorgängerin. Eine erste Spinne sprang aufs Schott zu. Mechthilds Schrei riss mich aus meiner Erstarrung.
>In Deckung, Schatzi!<
Ich warf mich zu Boden und spürte Mechthilds erste Salve gefährlich nah an meinem Kopf vorbei zischen, als sie das Feuer eröffnete. Die Augen, die gewaltigen Kiefer, der Leib und die Beine, alles explodierte förmlich vor mir, als die 5.45 mm Geschosse in der Spinne einschlugen. Die Bataverin schrie und nahm den Finger gar nicht mehr vom Abzug. Ich war wohl nicht der einzige mit einer ausgeprägten Arachnophobie.
Mit Mechthilds Dauerfeuer über mir versuchte ich es erst gar nicht, den Türmechanismus zu erreichen. Ich brachte meine AK 74 vor und feuerte. Mit einem fröhlichen FUMP flog die 20mm Granate in den Lagerraum. Die Detonation, die durch die Spinnen fegte, brachte Mechthild wieder zur Besinnung. Sie nahm den Finger vom Abzug, und ich konnte die Tür schließen. Zwei Schuss in den Öffnungsmechanismus versiegelten die Tür zumindest für eine Zeit lang. Die Stille, die einsetzte, währte nur einen Moment. Dann schrieen die Alarm-Sirenen auf.
>Wir müssen zurück<, schrie Mechthild. Ich nickte. Mechthild lief voraus, um das andere Ende des Laufgitters zu sichern. Ich zog mich langsam rückwärts zurück, um das Schott im Auge zu behalten. Ich sah den Schatten erst, als es zu spät war. Eine Spinne hatte sich an einem Faden herabgelassen und krachte auf mich nieder. Ich fiel auf das Laufgitter. Das Geländer des Steges fing einen guten Teil der Wucht des Spinnenkörpers auf. Anstatt mich zu zerquetschen, begrub mich der borstige Leib nur. Ich konnte mich nicht mehr bewegen. Das wäre mein Ende gewesen, wenn sich die Spinne nicht etwas erhoben hätte, um mir die Giftzähne in den Leib zu rammen. Die Luft fuhr keuchend aus meinen Lungen, als die Zähne in meiner Kevlar-Weste stecken blieben. Ich fingerte nach der Desert Eagle und entleerte die Waffe in den Leib der Spinne. Eine widerliche, gallertartige Substanz ergoss sich aus den klaffenden Wunden auf mich. Dann brach der Arachnoide tot zusammen und begrub mich erneut. Ich hörte Mechthilds MG. Dann kam Phaserfeuer auf. Das MG-Feuer erlosch. Panisch versuchte ich mich langsam unter dem Kadaver hervorzuarbeiten und meinen Kopf so zu drehen, dass ich sehen konnte, ob es Mechthild erwischt hatte. Hatte es nicht. Sie hatte nur die Waffe gewechselt und feuerte gerade eine LAW auf einen der parallelen Laufstege über den Abgrund ab, auf denen ein Trupp von menschlichen Wachleuten Stellung bezogen hatte. Die Rakete schlug ein und riss in einer ohrenbetäubenden Explosion einen guten Teil des Laufsteges und einige Wachen in die Tiefe. Leider machte Mechthilds Schuss Beispiel. Als die Bataverin in der kurzen Feuerpause, die nach der Explosion eintrat, zu mir stürmte, schlug es auch bei uns ein. Wie durch einen riesigen Faustschlag fegte es ein zehn Meter langes Stück unseres Steges hinfort. Die Druckwelle erfasste Mechthild und schleuderte sie zurück.
Eine unüberbrückbare Kluft trennte die Bataverin nun von mir. Endlich kam mein Arm frei. Dann der nächste. Ich konnte meine UZI hervorziehen und Mechthild Feuerschutz geben. Die Germanin kam langsam auf die Beine. Sie sah zu mir herüber. Sie hatte eine blutende Wunde an der Schläfe, aber dennoch sah es für einen Moment so aus, als wolle sie wirklich den unmöglichen Sprung zu mir wagen.
>Gib mir Deckung! Gib mir Deckung!<, schrie ich ihr übers Headset zu. Mechthild nickte und rannte feuernd zum Ende des Laufstegs zu, wo sie sich in Deckung schmiss und die Kollaborateure unter Beschuss nahm, von denen nun immer mehr auf den Laufstegs neben und unter uns erschienen. Unter Mechthilds Deckung arbeitete ich mich langsam frei. Rechtzeitig genug, um zu sehen, dass sich das Schott auf meiner Seite des Steges widerwillig Zentimeter um Zentimeter öffnete. Verdammt! Wenigstens schossen die Wachen wie in jedem Film äußerst bescheiden. Ansonsten hätte es mich schon lange erwischt. Jetzt musste ich zaubern. Ich zog mein Bajonett und schlitzte den prallen Hinterleib der Spinne auf.
Mechthild hatte ein gespaltetes Verhältnis zu meinem Plan:
>Das ist doch Irrsinn<, höre ich sie unter Kugelhagel auf dem Headset. >Aber auch ungemein sexy. Pass auf dich auf, mein tapferer Zenturio.<
>Wir sehen uns an der Andockschleuse, Mechthild.<
Die RPK 74 bellte los. Ich sah, wie die Wachen ihre Köpfe einzogen. Ich packte die UZI und die AK 74 jeweils in einer Hand und machte einen zugegeben überflüssigen Salto rückwärts, als ich aus beiden Läufen feuernd vom Steg in die Tiefe sprang. Ich raste immer schneller in die Tiefe, derweil Kugeln an mir vorbei pfiffen. Ich ließ das Feuer hinter mir, als ich tiefer und tiefer fiel. Langsam tauchte der Boden auf. Und gerade als ich mich zu fragen begann, ob es mich diesmal erwischte, spannte sich der dicke Faden, den ich aus dem Hinterleib der Spinne gezogen hatte, und bremste langsam meinen Fall ab. Als ich den Scheitelpunkt meines Falls erreichte hatte, konnte ich glücklich das Geländer eines Gittersteges packen, ehe der Spinnenfaden mich wieder in Höhe zog. Ich kappte den Faden, kletterte auf den Laufsteg und informierte Mechthild über Funk, dass ich noch am Leben war.
>Den Göttern sei Dank<, keuchte Mechthild. Gefechtslärm und wildes Rennen verrieten, dass meine Hünin um ihr Leben lief. >Wo bist du?<
Ich sah mich um. Auf einem Schott in der Nähe standen fremde Schriftzeichen. Dank des Chips in meiner Schläfe konnte ich sie lesen.
>So ein Zufall<, sagte ich mehr zu mir als zu Mechthild. >Deck 35. Maschinenraum. Bitte aussteigen!<

Ich ertappte mich bei dem Gedanken, dass ich diesmal froh sein würde, dieser Hölle zu entkommen, indem ich mich in die Sicherheit der Zorn Gottes rettete, anstatt in eine neue Rolle zu springen. Ich war wütend, dass ich jemand wie Mechthild zwar lieb gewinnen aber nicht bei ihr bleiben durfte. Ich ließ meine Wut an der Handvoll Arachnoiden im Maschinenraum aus. Als ich ihnen den Appetit auf Menschenfleisch ausgetrieben hatte, platzierte ich die Sprengladungen. Gut versteckt. Normalerweise waren Entschärfungen auf letzte Sekunde ja Sache von Helden, aber sicher war sicher. Ich nahm Kontakt zu Fakr, Bertrand und Leana auf. Sie hatten die Oberprogrammiererin erfolgreich rausgehauen und zogen sich wieder Richtung Andockschleuse zurück. Ich aktivierte die Sprengladungen mit einem angemessenen Countdown. Dann machte ich mich ebenfalls auf den Rückweg. Ich hatte den Kontakt zu Mechthild verloren, was mich sehr beunruhigte. Hoffentlich war sie nicht gefangen genommen und in die Brutkammer der Spinnen gebracht worden, wo sie eingesponnen den kleinen geschlüpften Spinnen als Nahrung dienen sollte. Ich pfiff bereits auf dem letzten Loch und die Vorstellung nach meiner Bataverin das ganze Schiffe absuchen zu müssen, war zuviel für mich. Hoffentlich war nur der Funk ausgefallen.
Auf dem Rückweg ließ mich das ungute Gefühl nicht los. Es war noch nicht zu Ende. Die Zeichen waren überdeutlich. Ich verlor mehr und mehr an Ausrüstungsgegenständen. Das war nie ein gutes Zeichen. Normalerweise lief es so: der Held zieht mit einer riesigen Wumme durch die Gegend und erschoss reihenweise irgendwelche Handlanger. Aber wenn der Endgegner näherrückte, da verlor der Held aus irgendeinem Grund die Knarre und musste sich mit den Fäusten oder Einrichtungsgegenständen behelfen. Als ich also stolperte und meine AK 74 in einen Abgrund fiel, dachte ich mir nichts dabei. Als bald darauf die UZI, die Desert Eagle, nach und nach alle meine Handgranaten, mein Helm und durch einen wirklich dummen Zufall auch meines Splitterweste verloren gingen, ahnte ich Böses. Mehr als mein Bajonett und ein paar Betäubungsgranaten waren von meiner Ausrüstungen nicht übrig, als ich endlich zur Halle mit der Schleuse kam. Meine Ahnungen waren unbegründet, denn vor der bereits offenen Schleusentür wartete Mechthild auf mich. Das MG hatte sie verloren. Aber in ihrem Halfter streckte eine Desert Eagle und in den Händen hielt sie Excalibur. >Wer konnte uns da schon gefährlich werden?<, fragte mich eine durch zu viele schlechte Filme paranoid gewordene innere Stimme. Als Mechthild mich sah, rannte sie auf mich zu und schloss mich in ihre starken Arme.
>Geht es dir gut, Mechthild<, fragte ich sie. >Was ist mit der Wunde.<
Sie fasste sich an die Wunde an ihrer Schläfe. Als sie ihren Arm hob, tastete ich vorsichtig nach ihrem Halfter.
>Oh, das<, sagte sie. >Es ist nichts. Hat schon aufgehört zu bluten.< Ich hielt nach Spinnen Ausschau, aber nichts war zu sehen.
>Hast du die Ladungen angebracht, Liebling<, fragte Mechthild.
Ich nickte und versuchte mich aus ihren starken Armen zu lösen, aber sie drückte mich mit unwiderstehlicher Freude an sich.<
>Hast du sie gut versteckt?<
>Hab ich, Mechthild.<
>Wo hast du sie angebracht<, fragte sie mit einer für eine ungestüme Walküre unschuldigen Stimme.
Ich zögerte einen Augenblick.
>Nun, die erste habe ich am...He<, rief ich erfreut. >Fakr.< Die ältesten Tricks waren doch immer noch die besten. Besonders wenn sie wahr waren.
>Hi, ihr beiden<, sagte Fakr, froh uns zu sehen und winkte uns erleichtert mit seinem Sturmgewehr zu. >Ich mache die Vorhut. Die anderen sind gleich da.<
Mechthild lockerte ihren Griff, als sie sich zu Fakr umdrehte. Ich tauchte unter ihren Armen hindurch, machte einen Schritt zurück und riss dabei die Desert Eagle aus ihrem Halfter. Den Hauch eines Augenblicks zu spät. Mechthild wirbelte herum. Ein unangenehmes Pfeifen erklang, als die legendäre Klinge beschleunigte und den Lauf der Pistole glatt durchtrennte. Ehe der abgetrennte Lauf zu Boden gefallen war, hatte Mechthild ihre Kreisbewegung vollendet. Hätte Fakr nicht im letzten Moment seine FN-Final zur Abwehr gehoben, hätte ihn der Hieb erwischt. Excalibur durchschnitt Waffe nicht, sondern fegte sie ihm verbogen aus den Händen. Mit beiden Händen am Griff brachte Mechthild das Schwert unter Kontrolle und stieß nach Fakr. Der schnelle Sarazene sprang behände zur Seite und zog seinen Säbel.
Rasend schnell ging mein Geist die Rollen durch, die mir jetzt nützen konnten. Es kam mir zugute, dass ich in einem zwar älteren aber gut trainierten Körper steckte. In diesen Momenten, aber nur in diesen, war ich dankbar für die Rolle des bösen Meisters Ling Liu.
Fakr entkam mit Mühe einem Hieb Excaliburs, aber nicht Mechthilds anschießenden Tritt zwischen seine Beine. Heulend ging der Krieger in die Knie. Ehe sie Fakr enthaupten konnte, trat ich Mechthild die Beine weg. Krachend schlug die Frau wie ein gefallener Titan auf dem Boden auf. Ein Schwinger mit Excalibur ließ mich zurückspringen, ohne dass ich meinen Vorteil ausnutzen konnte. Die Bataverin kam wieder auf die Beine. Ich posierte ein bisschen und stieß hohe Kampfschreie aus. Ich formte meine Hände zu Klauen und ging in Position.
>Komm schon<, sagte ich und winkte sie mit dem Mittelfinger heran. >Zeig mir dein Kung Fu.< Ich seufzte. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, so etwas nicht mehr zu sagen.
Ich gab mein bestes und auf der Leinwand hätte ich wahrscheinlich eine gute Vorstellung geboten, aber es war klar, dass es gegen die wilde Bataverin nicht reichen würde. Ich konnte auch keine miesen Hodentritte anbringen, durch die ich leider den Großteil meiner Kämpfe zu gewinnen pflegte. Ich hatte keine andere Wahl. Wenn es um Leben und Tod ging, konnte man nicht wählerisch sein. Als ich unter einem Schlag der Germanin wegtauschte, witterte ich meine Chance. Ich rannte davon. Ich behielt Recht. Mechthild beachtete Fakr nicht, der langsam mit schmerzverzehrten Gesicht versuchte auf die Beine zu kommen. Er wusste ja nicht, wo die Sprengladungen waren. Mechthild rannt hinter mir her. Ich war durch die offene Schleusentür gerannt. Nach zehn Metern war meine Flucht zuende. Die zweite Schleusentür am Ende des Ganges ließ sich nicht öffnen, solange die andere nicht geschlossen war. Als Mechthild sah, dass ich in der Falle saß, hörte sie auf zu rennen, und kam langsam drohend näher.
>Wo sind die Sprengladungen?<, knurrte sie wütend. Als ich nicht antwortete, hob sie drohend das Schwert. Ich fingerte eine Betäubungsgranate frei. Ich zog ab. Als das Gas entwich, stach Mechthild zu. Ich wich zu spät aus. Das Schwert durchbohrte meine Seite bis zum Heft. Ich schrie auf. Verzweifelt packte ich Mechthilds Arm, derweil der Rauch sich mehr und mehr in der Schleuse ausbreitete. Die Germanin schrie wie irre, als sie meinen Arm abschüttelte und das Schwert herausriss. Ein Strahl Blut klatschte auf den Boden. Ich sackte zusammen. Meine schwachen Hände griffen nach Mechthilds Beinen, als sie versuchte, aus dem Gas zu entkommen. Ich konnte sie nicht aufhalten. Nur lange genug, dass Fakr die andere Schleusentür schließen konnte. Das letzte, was ich hörte, war Mechthilds wütendes Geschrei. Dann verlor ich das Bewusstsein.

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