Flaschenkind - Wenn Papi säuft
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Flaschenkind - Wenn Papi säuft... - Seite 2

meinen Vater gemacht habe. Aber davon weiß ich nichts mehr.
Was ich weiß, ist, dass ich ihn zuerst dazu gebracht habe, die leeren Bierdosen nicht mehr beim Fahren aus dem Auto zu werfen, weil ich in der Grundschule schließlich gelernt hatte, dass dies Umweltverschmutzung sei. Soweit ich weiß, hat er seitdem jede Dose in den Müll geschmissen.
Und dann ist man ratlos. Gerade im Alter von zwölf, dreizehn Jahren ist es ungeheuer schwer, mit einer solchen „Entdeckung“ umzugehen. Wenn man sowieso nicht weiß, wohin mit sich selbst, wer man eigentlich ist und was das Leben von einem erwartet, dann braucht man nicht noch mehr Dinge, die einen beschäftigen.
Deshalb war ich froh, dass ich außerhalb der Familie jemanden hatte, mit dem ich darüber reden konnte. Die Mutter meiner besten Freundin trank auch. Also saßen wir am Wochenende zusammen und verfluchten unsere Eltern. Dass wir dabei selbst tranken um die Probleme leichter zu machen, dass wir also genau das taten, wofür wir unsere Eltern verurteilten, mag einem paradox vorkommen und ich habe selbst keine Erklärung dafür. Nur die, dass es uns half.
Es half uns, darüber zu reden, der Alkohol löste unsere Zungen und wir redeten uns stundenlang den Kummer von der Seele. Das war wohl der Unterschied zu unseren Eltern; nämlich, dass wir darüber redeten und nicht nur tranken.

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