FANGT SCHON MAL AN
von Jürgen Karl Otto Bartsch (bartsch)

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Industrialisierung – Tüfteln, brasseln, bosseln

Eigentlich ist es sogar ein Glück, dass Oberschwaben nicht ganz so arg fleißig sind wie die Brüder und Schwestern im Unterland. Das sagen nicht die Oberländer selbst, sondern einer von den anderen. Und zwar nicht irgendeiner, sondern deren alleroberster.
Jedenfalls hält Thaddäus Troll unter dem Stichwort „Deutschland deine Oberschwaben“ fest: „Riecht das Unterland nach Schweiß, Kraut, Dieselöl und Wein, so riecht das Oberland nach Wiesenblumen, Weihrauch, Käse und Heu.“
Also, ohne dem Urteil des geschätzten Lesers vorgreifen zu wollen, finden wir doch: Im Oberland riecht es besser.
Das liegt daran, dass zwar auch dort mit der Industrialisierung zügig begonnen wurde, aber eben nicht zu zügig oder gar voreilig. Erst einmal haben die Oberschwaben die anderen machen lassen, schon um zu sehen, ob sich das überhaupt bewährt. Dort im Norden haben sie getüftelt und das Auto erfunden, und sie haben gebrasselt und lauter Uhren und Waagen und Werkzeuge hergestellt, und sie sind nicht einmal davor zurückgeschreckt, in irgendwelchen Kleinbetrieben Handlangerarbeiten zu verrichten, also zu bosseln.
Und als sie dann endlich so weit waren, dass man sagen konnte: „Jetzt läuft’s!“, da haben die Oberschwaben dann nachgezogen. Zum Beispiel mit der Eisenbahn zwischen Friedrichshafen und Ravensburg, mit mächtig vielen Fabriken in und um Ravensburg, und sogar mit einer der ersten Fahrschulen Deutschlands, die die Firma Kilgus in Ravensburg im Jahre 1890 eröffnete. Freilich, es war eine Fahrschule für’s Fahrradfahren …

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