Das Schwarze Mal
von Christine Eisner

Kapitel
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Das Schwarze Mal

Kapitel 1

Dunkle Schatten warfen sich über das Tal unter der blutroten Kuppel, durch die einst vier strahlende Lichtquellen schienen. Schrecken lag in der Luft, die selbst die Blätter der Bäume zum Erzittern brachte. Der Geruch von vergossenem Blut stach in der Nase der Einwohner, die alle aufgebracht durcheinander liefen. Viele blieben einfach nur stehen und weinten, andere liefen in den Tempel, um die Gnade ihrer Göttin zu erbitten, andere wiederrum gaben sich ihrem Schicksalstag hin und baten um einen gerechten Tod.
Von dem Todesgeruch angezogen, schlug Koyuki Cho den einsamen Weg in einen Wald ein, der trotz der ganzen Geschehenisse als wunderschön anerkannt werden konnte. Die Äste der Bäume erstrahlten in einem hellen Weiß, welches drohte jeden zu blenden, sobald man sie ansah. Die Bäume standen dicht beieinander, gaben jedoch einen schmalen Pfad ins Innere frei.
Koyuki betrat den Wald mit langsamen Schritten. Ihr Herz raste bei einer solch wunderbaren Erscheinung und nahm ihre ganze Seele ein. Gedankenverloren schritt sie immer tiefer in den Wald und betrachtete dabei jeden Winkel des Waldes so genau, als versuche sie den gesamten Wald im Kopf festzuhalten.
Doch sobald sie die Mitte des Waldes erreicht hatte, wurde ihre Begeisterung durch das Tropfen von frisch vergossenem Blut genommen. Mehrere männliche Elben lagen gegen Bäume gestützt auf dem Boden und vergossen ihr Blut auf dem moosbedeckten Grund des Waldbodens. Sobald das Blut die Wurzeln der Bäume erreicht hatte, nahmen diese das rote Lebenselexier aller Menschen auf und ihre weißen Äste verfärbten sich zu einem stechenden Rot, die nun mit dem blutroten Himmel verschmolzen.
Koyuki versuchte standhaft durch den Wald weiterzugehen, um diesen Anblick verdrängen zu können, huschte jedoch hinter einen Baum nachdem sie an den Leichen vorbeitrat und sich schließlich den Geschehennissen widmete, die sich vor ihr abspielten. Eine dunkle Gestalt, umringt von vielen Elbenfrauen und -kindern, stand regungslos mit dem Rücken zu ihr, sodass sie nicht einmal ausmachen konnte ,ob diese Gestalt ein Mann oder eine Frau war. Sie merkte jedoch schnell, dass sie mit beidem im Unrecht lag. Das dunkle Geschöpf vor ihr war wesentlich kleiner als sie selbst und konnte demnach keine achtzehn Jahre alt sein. Der Umhang der Gestalt flog mit dem Wind rythmisch auf und ab. Minuten der Stille vergingen.
Plötzlich drehte sich die Gestalt ruckartig um, die Kapuze hing ihr jedoch so tief im Gesicht, dass Koyuki nicht einmal die Gesichtszüge erkennen konnte. Die Person schien die Elbenfrauen und -kinder zu fixieren, die sie drohend umrangen. Die Frauen sprachen so leise miteinander, dass Koyuki nichts von alldem verstand. Anschließend hoben sie ihre Arme und bildeten Lichtkugeln, die sie kurze Zeit später auf das Opfer in der Mitte schleuderten. Durch das grelle Licht, das dabei entstand, wurde Koyuki geblendet, sodass sie kurze Zeit wegschauen musste und hoffte, dass ihr Augenlicht so schnell wie möglich zurückkehren würde. Nach wenigen Minuten sah sie ein zweites Mal zu dem Schauspiel.
Die Gestalt jedoch erlitt keinerlei Schaden, denn sie wurde von einem Schild umgeben, der sie schützte. Nun schien sie jedoch zornig zu werden und schleuderte schwarze Blitzkugeln von sich aus in alle Richtungen. Die Elbenkinder versuchten der gewaltigen Kraft der Blitzkugeln standhaft zu bleiben, womit sie große Schwierigkeiten hatten, bis sie schließlich ihre Kräfte verloren hatten, da ihre schützenden Mütter von den Blitzkugeln erfasst wurden, ihren Schmerzen erlagen und deshalb keine weitere Kraft mehr an ihre Kinder aussenden konnten. Die Kinder wurden ebenfalls alle getroffen und starben an den Folgen ihrer Schmerzen und ihres Blutverlustes. Am Ende stand nur noch ein Kind dem Mörder gegenüber. Schmerzen verzerrten dem Kind das Gesicht, doch es kämpfte entschlossen weiter. Es würde ihr Volk rächen und Frieden auf der Welt schaffen, dessen war es sich bewusst.
Die Augen des Kindes funkelten voller Entschlossenheit, als es begonnen hatte eine Zauberformel in der Sprache der Elben aufzusagen. Zu den Füßen des kleinen Kriegers bildete sich ein Luftstrom, der immer stärker wurde. Durch den starken Wind fiel die Kapuze des Kindes in den Nacken und dessen langen roten Haare kamen zum Vorschein. Das kleine Kind, das Mädchen im Alter von etwa fünf Jahren, konzentrierte sich nun stärker auf den Wind, denn jeder noch so kleine Windstoß wurde zur Klinge. Das Monstrum vor dem Mädchen ließ erneut einen Schutzschild errichten und begann ebenfalls seine Kräfte zu sammeln, um einen Gegenschlag erzielen zu können. Das Elbenmädchen schien dies zu bemerken und wollte dies auf alle Fälle verhindern, also startete sie ihren Angriff. Zu früh.
Bevor ihr Angriff die Gestalt erreichte schrie sie unter Schmerzen auf. Ihre eigenen Windstöße schnitten ihr ins Fleisch und sogen daraus das rote Lebenselexier. Blutüberströmt fiel sie zu Boden und regte sich nur noch durch das Zucken ihrer Glieder, die gegen den Schmerz anzukämpfen schienen. In ihrem Gesicht fehlte jede Überraschung. Sie hatte diesen Unfall befürchtet, doch sie wollte keinen Moment länger zögern. Geduld und Konzentration forderte ein solcher Angriff, doch sie startete ihn noch bevor sie die klingenscharfen Windstöße beherrschte. Der Angriff ging auf sie zurück und nahm ihr nun Stück für Stück das Leben.
Das Mädchen, das noch zu leben schien, bereute ihr Versagen und faltete ihre Hände zitternd vor der Brust. Sie bat ihre Göttin um Vergebung, auf dass sie von dem Zorn bewahrt bliebe und in Frieden mit dem Planeten eins werden könnte.
Die dunkle Gestalt löste ihren Schild und trat langsam zu dem Kind. Unterwegs nahm es das Schwert auf, mit dem es die Männer zuvor umgebracht hatte und anschließend fallen ließ, um sich besser vor den Elbenfrauen schützen zu können.
Als es das Mädchen erreicht hatte, blickte es hinunter und sprach einige Worte, die zu leise waren, um sie aus Koyukis Position aus vernehmen zu können. Anschließend hob es das Schwert und setzte es dem Mädchen vor die Brust. Ohne Ehrfurcht rammte sie das Schwert durch den Körper es Mädchens, sodass die Klinge durch den Rücken stieß und in der Erde unter dem Mädchen Halt fand. Das Herz des Kindes wurde jedoch verfehlt, wohl aus Absicht, damit das Kind einen schmerzhafteren Tod sterben würde, als es erwartet hatte. Immer wieder sah man das kleine Mädchen auf dem Boden zusammenzucken, wenn der Schmerz die Nerven streifte und absterben ließ.
Die dunkle Gestalt verfiel in höhnisches Gelächter. Sie war zufrieden mit ihrer Arbeit und wandte sich von dem Kind ab, um den Weg wieder ein zu schlagen, von dem sie die Elbenfrauen und -kinder abgehalten hatten.
Koyuki stellte sich in Bereitschaft, um dem Kind bei zu eilen, sobald das Wesen verschwunden war. Sie war zwar keine Weißmagierin, die ohne weiteres Wunden heilen konnte, doch selbst wenn sie eine wäre, gäbe es keine Rettung für das Kind. Sie wollte das Mädchen in den letzten Minuten unterstützen und ihr Trost spenden. Ihre Heldentat, auch wenn ohne Erfolg, würde in die Geschichte eingehen, zumal es eine Zukunft für diese Welt noch gab.
Blitze schlugen nun über dem ganzen Horizont ein. Einer von ihnen schlug so nah an Koyuki auf, dass sie vor Schreck einen Schrei ausstieß und rücklinks über eine Wurzel des Baumes stolperte und schließlich auf dem Pfad aufschlug, auf dem das noch immer lebende Kind und die längst toten Elbenfrauen und -kinder lagen. Die Gestalt blickte zurück auf den Pfad, da sie den Schrei hörte und erblickte somit Koyuki, die noch immer auf dem Boden lag und sich bemühte auf die Beine zu gelangen, womit sie allerdings Schwierigkeiten hatte, da ihr die Luft vom Sturz wegblieb. Die Gestalt stellte sich Koyuki gegenüber, nachdem diese wieder festen Boden unter den Füßen hatte und fixierte sie scharf. Koyuki unternahm nichts in ihrer Angst, denn wer wusste, wie lange sie noch lebend stehen würde?
Nach mehreren Minuten, die für Koyuki wie eine Ewigkeit erschienen, hob die Gestalt langsam die Hand. "Gleich gibt es einen Toten mehr auf diesem Pfad.", dachte sich Koyuki. Die Hand der Gestalt jedoch wanderte weiter und setzte an der Kapuze an. "Gut. Wenigstens erfahre ich, durch wessen Hand ich sterbe.", wollte Koyuki sich trösten. Die Kapuze der Gestalt fiel gleich mit dem Donnern eines weiteren Blitzes herunter und verschlug Koyuki den Atem.
Die Gestalt vor ihr, die die Männer, die Elbenfrauen und -kinder ermordet hatte und das Mädchen auf so grausame Art und Weise an ihr Schicksal fesselte, war sie selbst. Koyuki schmeckte die salzigen Tränen auf ihren Lippen, während die andere nur vor sich hin lachte. Nun schien der Himmel mit Koyuki zu weinen, denn nun fing es nach einem weiteren Donnern an zu regnen. Doch dies waren keine Wassertropfen, die auf die Erde niedertropften, sondern Blutstropfen. Der Himmel fing an zu bluten und die Welt hatte ihr Ende durch das Schwert gefunden, das das Mädchen fesselte.
"Warum?", fragte Koyuki ihr Ebenbild. Als dieses jedoch nur verräterisch grinste schrie Koyuki mit den Tränen kämpfend und aus voller Lunge: "Warum?!" Ihr Körper war von dem Blut durchtränkt, das vom Himmel auf sie niederregnete. Ihr ganzer Körper trug die Farbe des Todes. Schließlich riss das Blut sie mit in den ewigen Tod. Schmerzhaft versuchte Koyuki das Blut von sich zu streichen, doch es gelang ihr nicht. Ihre Augen sanken in die Dunkelheit des Schmerzes und sie wehrte sich nicht länger, als sie feststellte, dass nur der Tod so schmerzhaft sein konnte. Ihr Körper sank leblos zu Boden. Auf dem moosbedeckten Boden vergoss sie eine letzte Träne. 'Warum' war ihr letztes Wort.

Dunkelheit umschloß Koyukis Körper und die Kälte fuhr durch sie hindurch. Langsam öffnete sie ihre Augen - sie hatten ihren Glanz verloren und spiegelten nur noch Leere aus der einst lebendigen Seele. Aus den Augenwinkeln sah sie sich verloren um, doch außer Dunkelheit war nichts um sie, das sie umschloß. Sie versuchte sich zu regen, doch sie spürte ihre Glieder nicht. Sie war gefangen - für immer in der Dunkelheit gefangen, die sich wie ein Netzt um sie geschlungen hatte. Spitze Dornen stachen ihr ins Herz, doch sie empfand weder Schmerz noch Angst. Etwas wie Gefühle exestierten für sie nicht mehr. Ihre Seele würde von nun an in der tiefen Finsternis gefangen bleiben. Sie würde nichts empfinden und keinen eigenen Willen besitzen, der für ihre Existenz erforderlich war. Ihre Zukunft würde sie als eine Marionette des Todes verbringen müssen.
Doch im Innern ihres Herzens sehnte sie sich nach Wärme und Freiheit. Sie wollte das Licht erblicken und die Kontrolle überihren Körper wiedererlangen. Eine einsame Zukunft wollte sie nicht. Sie war sich ganz sicher, sie wollte ins Leben zurückkehren, auch wenn ihre Welt grausam war. Kämpfend wehrte sie sich gegen ihr Schicksal und tatsächlich gelang es ihr, ihren Geist, ihren Willen und ihre Seele zurück zu erlangen. In ihren Augen spiegelte sich nun eine Flamme der Zuversicht. Ihr Wille war stark wie nie zuvor. Strahlen des Lichts hatten die Dunkelheit durchbrochen, denen Koyuki aus der ewigen Dunkelheit des Todes folgte. Sie kehrte ins Leben zurück.

Koyuki schreckte auf. Einen Moment lang sah sie sich um und versuchte herauszufinden, wo sie war. Doch nachdem sie die Kirschblüten bemerkte, die über ihr in der Baumkrone blüten, seufzte sie erleichtert auf und lehnte sich zurück, um ihren Kopf am Stamm des Baumes anzulehnen und somit die leichten Strahlen der Sonne, die durch die Baumkrone drangen, auf ihrem Gesicht ruhen zu lassen. Eine ganze Weile verharrte sie in dieser Position und dachte über ihren Traum nach, bis sie schließlich ihren Arm hob und ihre Stirn abtastete. "Nicht schon wieder.", sagte sie zu sich selbst. Anschließend stand sie auf und schritt zu dem Wasserfall, der aus einem kleinen Fluß entsprang und die Klippe hinunter floß.
Mit dem klaren, kühlen Wasser wusch sie sich das Gesicht und versuchte gleichzeitig ihr Fieber zu senken. Nachdem sie ihre Augen öffnete, über die nun Wassertropfen perlten, stellte sie voller Verwunderung fest, dass ihr Ring, der einen pechschwarzen Kristall besaß, sich innerlich verflüssigte und die Farbe änderte, bis er in einem dunklen Blau erstrahlte. Weshalb war ihr jedoch ein Rätsel. Sie sah dieses Phänomen zum ersten Mal, also kümmerte sie sich nicht länger darum.
Sie blickte von der Klippe aus über das Meer und stellte fest, dass die Sonne bereits unterging und sie sich langsam auf den Weg zurück machen musste, um ihre Dienste wieder einzunehmen. Doch genau in diesem Moment ertönte eine Stimme hinter ihr. "Koyuki, du musst zurück. Du bekommst ansonsten großen Ärger." Koyuki drehte sich zu der vertrauten Stimme um und musterte ihren treuen Freund Takashi. Ihr Lächeln sagte mehr als tausend Worte. "Ich weiß. Aber weshalb bist du hier?", fragte sie ihn. Dieser errötete und antwortete verlegen. "Ich habe mir Sorgen um dich gemacht und als ich bemerkte, dass alle nach dir suchten, dachte ich ich hole dich besser, als dass sie dich hier finden." Das Lächeln in Koyukis Gesicht verschwand. "Sie suchen bereits nach mir?!" Takashi wollte soeben antworten, doch schon hatte sie ihn am Arm gepackt und in Richtung Kirschbaum geschleppt. Sie stieß einen Pfiff in die Ferne aus und schon nach kürzester Zeit hörten beide, wie sich ihnen ein Pferd näherte. Koyuki packte es am Saum und stieg mit einem eleganten Sprung auf, dann hielt sie Takashi die Hand entgegen. "Nein", entgegnete er ihr. "Du musst dich beeilen. Ich komme auch so zurecht und außerdem, was, wenn uns jemand so sieht?" Doch Koyuki akzeptierte seine Antwort nicht, also stieg sie wieder ab und half ihm auf das Pferd. Anschließend stieg sie selbst wieder hinauf und sagte entschlossen, dass er sich nicht sorgen brauche, da sie von niemandem erblickt werden würden. Schließlich trieb sie ihr Pferd an und sie galoppierten durch den Wald. Koyuki bemerkte, dass Takashi noch immer nervös war. Sie lächelte. "Keine Sorge. Wir machen kurz vor der Stadt halt, dann nimmst du die Zügel von Susuke in die Hand und tust so, als hättest du mich gefunden und zurückgebracht." Endlich schien Takashi ihren Plan zu verstehen und seufzte vor Erleichterung. Nachdem sie kurze Zeit später anhielten, damit Takashi absteigen und die Zügel in die Hand nehmen konnte, führte dieser schließlich das Pferd in Richtung Stadt weiter, während Koyuki weiterhin auf Susuke sitzen blieb.
Langsam führte Takashi sie durch die Straßen. Die Menschen, die zu dieser Zeit noch auf dem Markt waren, waren verwirrt, fühlten sich jedoch geehrt und gaben mit einer Verbeugung einen Weg frei. Stillschweigend und mit gesenktem Blick kämpften sie sich durch die Straßen bis zur Schlossbrücke durch. Die Wachen erkannten Koyuki sofort und gaben die Anordnung, die Brücke herunter zu lassen. Kaum hatten Takashi und Koyuki, die noch immer auf Susukes Rücken saß, die Schlossmauern passiert, rannten mehrere Soldaten auf sie zu und erkundigten sich, wie es Koyuki ginge. Diese stieg vom Pferd ab und versicherte ihnen, dass alles in Ordnung wäre. Doch schon kam jemand weiteres auf sie zugerannt und umarmte sie voller Sorge. "Terra sei Dank, Ihr seid wohlauf." Koyuki versuchte sich zu befreien doch er ließ nicht von ihr ab.
Kei, ihr Verlobter, lockerte seinen Griff erst, als er Takashi entdeckte, der noch immer die Zügel in der Hand hielt. "Was fällt Euch eigentlich ein meine Verlobte einfach so zu entführen? Ihr seid nur ihr Diener, also wagt es ja nicht Hand an sie zu legen sonst bin ich gezwungen, Euch einen Kopf kürzer zu schlagen!" "Kei!", versuchte Koyuki ihn zu beruhigen. "Er hat mich nicht entführt. Er war es, der mich gefunden und zurückgebracht hat. Ich bin ja wieder hier, hier bei dir, also hör auf ihn zu verdächtigen. Er hat nicht das Geringste damit zu tun. Er ist nur seiner Aufgabe als Diener nachgegangen, das ist alles." Kei sah sie misstrauisch an. "Ist das auch wahr? Hat er Euch belästigt oder dergleichen?" Koyuki schüttelte den Kopf. Überzeugt küsste er ihr die Stirn, dann wandte er sich Takashi wieder zu und klopfte ihm auf die Schulter. "Gute Arbeit. Ich danke Euch, dass Ihr sie wohlbehalten zurückgebracht habt, aber nun kümmere ich mich um sie." Takashi verbeugte sich vor ihm und behielt den Blick solange unten, bis sich Kei von ihm abwandte und sich um Koyuki kümmerte. "Du bist ein schlechter Lügner", dachte Takashi bei sich. "Du kannst es gar nicht mehr erwarten meinen Kopf rollen zu sehen."
Kei hob Koyuki auf seinen Arm, doch Koyuki kämpfte angewidert gegen ihn an. "Lass mich sofort runter Kei!", schrie sie, doch Kei blieb ruhig und trug sie in Richtung Schloss. "Ihr habt Fieber meine Gemahlin. Ihr solltet Euch nicht überanstrengen." Takashi sah, wie Koyuki sich wehrte und stellte dabei fest, dass es für ihn vielleicht doch noch Hoffnung gab. Schon als Kei sie auf die Stirn geküsst hatte, war ihm nicht entgangen wie angewidert sie war. Mit einem Lächeln blickte er ihr nach und als Koyuki seinen Blick bemerkte, lächelte auch sie zurück. Schließlich holte ihn ein Soldat aus seinen Tagträumen zurück in die Realität und gab ihm die Aufgabe, sich um das Pferd zu kümmern. Mit einem 'Jawohl' führte er Koyukis Pferd Susuke in den Stall und verrichtete seine Arbeit. Er war sich ganz sicher, Koyuki empfand für ihn dasselbe, wie er für sie.

Vergnügt blickten schlitzförmige Augen aus der Luft in Richtung Koyuki. Der Wind pfeifte an dem Wesen vorbei, wodurch der Umhang langsam mitwippte. Das Gesicht, verhüllt unter der schwarzen Kapuze, wurde ernster. "Hab ich dich endlich.", sprach es zu sich selbst, dann flog es im großen Bogen zurück in Richtung Wald, wobei es einen letzten Blick über die Schulter zum Schloss warf und höhnisch anfing zu lachen.


Kapitel 1: Ende

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