Tod
von gwennifer

Kapitel
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Tot“.... der Gedanke trieb sie fort.. brannte sich in ihre Gedanken. „ Tot... ich war... dabei.. als.. er starb....“ unbarmherzig hämmerten sich diese Worte in ihr Hirn.... Hingeworfen wie Nebensächlichkeiten.. gerichtet an ein zu gnadenloses Kind..... Fetzen aus einem Gespräch.. das sie nichts anging... und sie doch mehr betraf, als es den beiden dort klar war.
Grausam höhnte die ruhige Stimme der anderen in ihren Ohren.

Fort... nur fort .. sie konnte nicht länger bleiben.. gute Mine zum bösen Spiel machen..weg.. nur weg.. irgendwohin.. wo sie endlich allein war.. und .. weinen konnte.
Ihr Inneres krampfte sich schmerzhaft zusammen. Quälende Übelkeit stieg ihr den Hals hinauf. In ihrem Mund sammelte sich der Speichel wie ein wachsender See. Bitter lief er ihr den Rachen hinunter. Schlucken.. Schlucken... WEG.. nur weg.. am besten weit fort.. von ihnen.. die ihr so grausam Gewissheit verschafft hatten.

Die Zeit ihrer rastlosen Suche war vorüber.. oder begann sie erst..? Gähnende Leere in ihren Gedanken..
Sie nahm kaum noch etwas von dem war, was um sie herum vorging, eilte fort von der Stimme , die leise und doch alles übertönend in ihren Ohren dröhnte.

Ihr weißer Umhang schwang um die schmale Gestalt.. die wie gehetzt floh. Jede Faser ihres Körpers schmerzte.. keinen klaren Gedanken konnte sie mehr fassen. Die silbernen Augen, die sonst so klar und sanft erstrahlten , waren dunkel. Riesengroß standen sie in einem totenbleichem Gesicht.. dunkel wie geschmolzenes Silber. Gleich tiefen Seen schwammen sie in einem Meer von Tränen, die ihr unablässig über die Wangen rannen. Jedes Gefühl für Raum und Zeit war ihr entglitten. Die Straße glitt unter ihren Füßen dahin. Kleine Steine knirschten. Fort.... weg.... Sie wusste kaum noch, wo sie war... wohin sie lief... Meter um Meter legte sie zurück wie im Traum... Häuser und Bäume.. Büsche und Blumen hinter sich lassend...

Die Priesterin war nicht mehr fähig, irgendetwas zu denken.. zu empfinden.. außer der Woge sengenden Schmerzes.. der ihr Herz fest in Griff hatte. Sie eilte durch die Straßen ihrer Heimatstadt.
Ihre Seele schrie stumme Schreie. Es trieb sie ihrem Zuhause entgegen.. dem Ort ihrer Zuflucht.. allein sein.. weinen.. sich endlich in ihren Schmerz und ihre Trauer fallen lassen können.
Es hatte sie wie ein Keulenschlag getroffen. Obwohl sie damit seid langem gerechnet hatte. Hatte sie doch nie die Hoffnung aufgegeben, eine Spur von ihm zu finden... Zu ihm zu finden.. durchzudringen.. das Eis um ihn herum zum schmelzen zu bringen...
Bei ihm sein... sich in seine Arme sinken lassen... ihre schlanken Arme um seinen kraftvollen Körper zu legen. Der Duft ,der ihn stets umgeben hatte stieg ihr in die Nase und trieb ihr erneut einen Tränenstrom aus den Augen. Seine dunkle Stimme flüsterte ihr leise Worte zu. Wieder und wieder sah sie seine dunkle Gestalt vor sich.. aus dem Schatten erscheinend oder mit ihm verschmelzend... Wieder und wieder krampfte ihr Herz sich vor Kummer und Sehnsucht zusammen.

Doch sie lief.. sie lief und lief.. unaufhörlich.. rastlos... ruhelos...nicht wissend.. wie weit und wie lange. So war es nun also wirklich zu Ende... oder ... auch nicht...?

Ihre Füße trugen sie unbewusst über die gepflegten Straßen und Brücken , dem Tempel entgegen. Breit und strahlend weiß lag sie im gleißenden Sonnenlicht vor ihr.. Am Ende erhob sich massiv und stark der runde Kuppelbau.. getragen von schweren Säulen aus weißem Stein. Dort oben lag das Ziel ihrer rastlosen Flucht.. dort oben.. konnte sie weinen.. konnte sich fallen lassen in den Klang der Harfen und das gedämpfte Licht.. : Dort konnte sie sich endlich ....

Plötzlich zerriss der Nebel.. der ihr Bewusstsein einschloß . Ruhig drang die Stimme einer anderen Frau zu ihr durch. „Schwester.. verzeih ..“.. Ihre Schritte stockten und sie wandte sich um... Totenbleich war das Gesicht.

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