Die Exzessiven
von sepia

 

Davon ist hier die Rede. Die Frage im Hintergrund, wie denn überhaupt zu leben sei, wird hier auf´s Radikalste beantwortet: indem man sich einer Idee unterordnet, ihr alles gibt, was man zu geben hat, sich von ihr aushöhlen, auszehren und am Ende beerdigen läßt. Die Idee ist also der eigentliche Rausch, der Fremdkörper in einem natürlichen Leben, der es aufputscht, zu Höchstleistungen treibt und schließlich vernichtet. Die Idee, die inmitten des Sinnlosen und Beliebigen Roman macht. Jetzt wird es geformt, geschliffen, wie man Diamanten schleift, und schließlich zu jenem Funkeln gebracht, das wir mit dem Namen Baudelaire, Balzac, Poe und Nietzsche verbinden. Darauf kam es Ihnen an.
Die Egomanie zählt also zum Grundbestandteil eines exezessiven Lebens. Jene Idee war immer auch eine Idee vom Ich, das ihnen als eine köstliche, einzigartige, gleichwohl verkannte Angelegenheit schien und bloß, wie sie meinten, des rechten Ausdrucks bedurfte, um von der Welt als das bewundert zu werden, was es war: als lupenrein! Alle der hier Geschilderten hielten sich für das Zentrum der Welt, für die Ausnahme in einem Meer an Gewöhnlichkeit, durchaus für "Nietzsche Caesar", "der Gekreuzigte" oder "Dionysos", wie jene Wahnsinnsbriefe unterschreieben waren - deren "Wahn" nicht darin bestand, daß sie die Unwahrheit, sondern daß sie frank und frei die Wahrheit aussprachen. (Und witzig obendrein, daß Strindberg, Empfänger eines sochen Briefes, nicht zurückstehen wollte, seinerseits mit "Strindberg deus optimus maximus" erwiderte und erst im Nachhinein Bedenken über soviel Offenheit bekam.)

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