Die Exzessiven
von sepia

 

Dies denn der philosophische Charaker des Exsesses. Er ist Revolte. Er lehnt sich gegen alles auf, was Mensch, was Natur, was Bedingung, was Notwendigkeit ist, und sehnt sich nach einer Freiheit, die es nicht gibt. Eine süße, eine mächtige Sehnsucht. Stärker noch als jene vitale Sehnsucht nach Liebe, die ja ohnedies eine gebrochene, enttäuschte ist und aus deren "Bruch" die Energie wie aus einem gespaltenen Atom frei wird.
Der Rausch des Schreibens. Die Macht über Worte und Begebenheiten. Die Lust an den Palästen der Phantasie. An Gerüchen. An einem Tonfall. Einen Blick. Alles durch Sprache gefiltert. Alles habhaft - d.h. wiederholbar - gemacht. Es tut weh. Wie die Schönheit der Frauen wehtut. Wie alles, was uns wirklich berührt, mit Schmerz verbunden ist. Nur der Rausch taucht die Leidenschaften in eine kosmische Gleichgültigkeit. Alles wird egal. Im Tiefen ist alles egal. Schmerz. Glück. Reichtum. Verlassenheit. Alles hebt sich auf. Und dann schreiben. Dann leben. So wie es Gott gedacht hat.

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