Die Exzessiven
von sepia

 

Das Gesicht des jungen Rimabud: unschuldig, trotzig, voll Verlangen nach der Liebe - ah! wie er lieben könnte, wenn man ihn nur ließe! wie er sich opfern und aufgeben würde, wenn nur eine Frau danach verlangte! Er findet die Frau nicht. Er quält sich mit den absurdesten Surrogaten: Gedichte, Opium, Alkohol, Männer. Sie alle ersetzen die Liebe nicht - oder doch den Traum von Liebe nicht, der immer bunter, brennender, quälender wird, je weniger er sich zu erfüllen scheint. Daß er sich so nie erfüllen wird, daß Liebe das einfach nicht zu geben vermag, was im Kopf eines Einsamen entsteht, schafft zum Exzess die Voraussetzung. Die Realität hält nicht ein, was der Traum verspricht. Also muß sie überschritten werden!
Exzess kommt von excessus. Exzess heißt: Überschreitung. "Man muß", schrieb Böll einmal, "zu weit gehen, um zu wissen wie weit man gehen darf." Darf? Welche Instanz sollte das entscheiden? Wie weit man gehen kann: das ist hier die Frage - die immer auch eine Frage von Krankheit und Gesundheit, von den Grenzen unseres Körpers ist. Sie zu überschreiten heißt gleichermaßen, seinen Körper zu ruinieren. Das ist das Fanal.

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