Die Exzessiven
von sepia

 

Ich widme diesen Text einem Freund, mit dem ich`s zusammen hatte schreiben wollen. Er hat alle Himmel und Höllen der Rauschgifte durchforstet, liebt die Literatur und weiß, mit welchen Pülverchen und Wässerchen sich Schriftsteller aufgeputscht, an die Grenze des Denkbaren gewagt und schließlich selbst vernichtet haben. Er kennt den Exzess. Aber er kennt auch das andere, die Langeweile, den Alltag, die völlige Sinnlosigkeit von allem, die das Denken in einen Moor von Stumpfsinn taucht und die Frage nach dem "Wozu" bedrängend macht.
Nur so ist der Exzess zu verstehen. Entweder ist das Leben eine Köstlichkeit, schillernd, tief, funkelnd wie ein schwarzer Diamant, so betörend in seiner Lust und turbulent in seinen Qualen, daß man nur "auf hohen Touren" leben kann - oder es kriecht dahin mit dem Phlegma einer Schildkröte, wohlverwahrt unter ihrem Panzer aus Gleichgültigkeit, auf stämmigen, schrägen Beinen. Schildkröten werden alt.

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