Die Saga von Jelke Eisenseite
von Carsten Maday

 

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[....] Die Schlacht bei Hr[...] (verderbte Textstelle)
Die Nacht

Die Nacht lag über dem Tal und im Heerlager loderten unzählige Lagerfeuer und um die Brände herum saßen die Krieger, sich wärmend um die Flammen scharend. Da wurde laut gelacht, manch Bier die Kehle hinab gestürzt und das krieg´rische Volk prahlte mit kühnen Worten von Taten, die es erst am morgigen Tage zu vollbringen galt. Doch die Heiterkeit des Kriegsvolkes war von der Art, dass sie die Angst und Ungewissheit von den Herzen der Männer nehmen sollte, denn der Feind stand ihnen an Mut und Geschick nicht nach, doch war er ihnen an Zahl weit überlegen. So überspielten sie ihre Hoffnungslosigkeit mit derben Späßen, betäubten die Furcht mit reichlichem Ale-Trunk, denn der Tod harrte ihrer und noch ehe der morgige Tag vergangen, würde so manch einer, der nun lachend hierbei am lodernden Feuer saß, in ihrer Runde fehlen.
Jelke Thorgesttochter aber war rastlosen Blutes und ihr gelüstete es nur wenig nach der Gesellschaft anderer. Sie strebte nach der mächt´gen Eiche, die am Rand des Lagers stand. Und wenn sie an den Feuern der Recken vorbeischritt, da gelüstete es nicht wenige der biertrüben Mannen nach der Thorgesttochter. Doch trat ihr einer in den Weg, da schenkte sie ihm einen Blick, als sehe der Walvater mit seinen Aug´ auf Midgards munt´res Treiben, dass der Mann sich bald kleinlaut setzte. Und ward Jelke erst aus sichrer Hörweite, da flüsterte man, sie sei wohl ein zaubrisch Weib, eine Wölva gar, die mit dem Rauner rede.
Also sprach man, doch kümmerte es die Schildmaid nicht, war es doch die Wahrheit.

Hurtigen Schritts gelangte nun das krieg´rische Weib an des Lagers Rand und spähte kundigen Auges nach des Götterbaums Geäst, das die anderen Bäume überragte, wie sie die Mannen an Waffengeschick. Und schnell fand sie die Eiche, denn unter ihrem grünen Dach flackerte munter ein Feuer, den Baum leuchtend von der dunklen Nacht abhebend. Am Feuer aber saß eine Gestalt.
Das aber ergrimmte die Thorgesttochter gar sehr, verlangte ihr Trachten doch nur wenig nach neugieriger Augen Gesellschaft.
>Will sehen, ob ich diesen allzu kecken Burschen nicht zu vertreiben vermag.<, sprach sie, zog blank und schritt mit dem Schwert in der nervichten Rechten auf den Fremden zu.
Sich nähernd erkannte sie bald in der Gestalt einen Mann, der auf einem Baumstumpf saß und ganz in schwarzes Eisen gehüllt war. Ein schwarzer Mantel lag um seine Schultern. Vor ihm stak ein schwarzes Schwert in der Erde. Runen waren war der Klinge, düster, nicht von menschlich Hand gewirkt. Die Linke des Mannes ruhte auf dem Knauf. Die Rechte ward ihm verlustig. Dort war nur ein Stumpf. Als der Krieger aber nun der Heldin Nahen gewahr wurde, hob er das Haupt und der Schein des Feuers erhellte sein Antlitz. Nun zögerte die Runenkundge, denn tiefe Falten durchzogen des Kriegers Gesicht. Wo einst das linke Auge, da war nun eine leere tiefe Höhle. Aus dem Rechten aber sprach große Müdigkeit.
Jelke aber stand nun im Schein des Feuers, das Schwert in der Hand, den Blick nicht von dem Fremden nehmend.
Der aber sprach:
>Setz Dich, von mir hast du kein Leid zu erfahren, es sei denn, du bist von des Egils Geschlecht. So aber behalte ruhig dein Schwert in der Hand, hättest du doch einiges mit mir zu klären. Dann zögere nicht, Bluträcher, ich bin des Versteckens müde.<
Jelke aber steckte das Schwert zurück und sagte, dass sie keinen Egil kenne und auch für niemanden Blutrache zunehmen hätte, es sei denn, er wäre von Ragnars Geschlecht, den habe sie nämlich vor einer Woche erschlagen.
>Ragnar? Weiß nicht, wie hieß er denn weiter?<
>Hm? Das weiß ich auch nicht. Wir haben uns nur flüchtig getroffen. War so ´nen Langer mit schwarzen, fettigen Haaren.<
>Tut mir leid, kenn´ ich nicht.<
>Macht nichts.<
Und die hehre Schwertfrau setzte sich neben den Einäugigen.
Der griff hinter sich, brachte einen Schlauch Wein hervor, tat einen guten Zug und reichte ihn der Thorgesttochter, die einen Zug tat, der dem seinen in nichts nachstand.
Der Gepanzerte:
>Du bist gewappnet mit Schwert und Brünne wie ein Mann und trinken tust du auch wie ein solcher.<
Doch statt in Wut zu entbrennen, musterte Jelke den Dreisten und sprach nicht unfreundlich:
>Tja, du bist gewappnet mit Schwert und Brünne wie ein Weib und trinken tust du auch wie eines.
Ist wohl ´ne Frage des Standpunktes, wie?<
Er aber sagte, sie habe da eine Sicht der Dinge, an der er kein Fehl finden könne. Und wenn sie ihre Klinge ebenso scharf führe, wie ihre Zunge, wolle er sich lieber nicht auf einen Waffengang mir ihr einlassen.
Da lachte Jelke, das scharfzüngig Weib, sehr, tat einen geziemenden Zug aus dem Schlauch, deutete auf die fehlende Rechte und meinte, er scheine ihr auch nicht ganz unerfahren im Schlachtgetümmel, denn das sähe ihr ganz nach einem harten Strauß aus.
>Ach, es ging. War nichts Halbes, nichts Ganzes!< Nun lachte der Mann sehr, nahm den Schlauch an sich und trank.
>Man nennt mich Jelke, die Tochter Thorgests!<
>Angenehm! Man nennt mich Thal, den Sohn Gunars. Tja, ich würde Dir ja gern die Hand geben, aber...<
Lautes Lachen aus zweier Krieger durstigen Kehlen erscholl rau durch die Nacht.

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