Die Saga von Jelke Eisenseite
von Carsten Maday

 

Von König Einars Plan und wie sich die Seeschäumer zur Schlacht aufstellen

Wie beschreiben, was nicht in Worte zu kleiden ist. Groß war die Empörung der Gesandten, dass sie zornentbrannt das Zelt verließen. Zuvor jedoch drohte Toste ob solch unverfrorener Schmähung mit der blut´gen Vernichtung der Wikinger. Die Verhandlungen endeten noch bevor sie begonnen hatten.
Als der Königssohn mit seinem Gefolge das Zelt verlassen, da blickten die Seeschäumer anklagend auf die Thorgesttochter, denn nicht zu unrecht sahen sie sich durch deren Schmährede aller Hoffnung auf einen glücklichen Ausgang in dieser Sache beraubt.
Verlegen errötete Jelke und zuckte entschuldigend mit den Schultern:
>Na ja... aber ist doch wahr, oder?<
Thal entfernte sich vorsichtshalber ein paar Schritte von ihr. Bevor es jedoch zu Handgreiflichkeiten unter den Heerleuten kommen konnte, meinte da der König Einar mit einem nicht unfreundlichen Blick auf die dreiste Schwertfrau:
>Ehe ihr nun der Thorgesttochter (die sich noch ´mal ins Grab reden wird) Vorwürfe macht, will ich Euch von des Toste Bedingungen künden, für die wir unser Leben hätten erkaufen können. Weiß der Königssohn auch, dass nicht wenige seiner Mannen im Kampfe mit uns ihr Leben lassen müssen, ist´s doch nicht wenig was er verlangt: Auslieferung der gesamten Beute...<
Da erhob sich wieder ein Murren, denn viele der Seeschäumer meinten, es käme sie zwar hart an, mit leeren Händen in die Heimat zurückzukehren, da ihnen im Tode die Beute aber wenig nütze, hätte man damit wohl ihr Leben erkaufen können. Unter bösen Blicken näherte sich der Thorgesttochter Hand dem Heft des Schwertes.
>Und<, fuhr des Königs tönende Stimme fort,> darüber hinaus fünftausend Mark feinstes Silber!<
Da wandte sich der Zorn der Mannen von der Jelke zum Toste hin ob solch harter Bedingungen. Die Beute, so hieß es bald im Zelt, könne man noch verschmerzen, wie aber den Weibern in der Heimat begegnen, wenn sie mit leeren Händen zu den Gehöften zurückkehren würden und keinen Gewinn, sondern Verlust gemacht hätten!
Geschickt packte der alte König den Stolz der Männer an der Börse und schüttelte erneuten Kampfmut heraus. In dieser kampfbereiten Stimmung wartete der kund´ge Planer des Heerzuges mit einem Plan auf, der, gefahrvoll und ungewiss, doch gegen alle Hoffnungslosigkeit einen Weg der Rettung hoffen machte. Und opferreich war dieser Weg, denn zehn Hundertschaften würden in den sicheren Tot gehen. Und Einar fragte wer zu den neun tapferen Helden zählen wolle, deren Gebeine fürderhin an den Feuern besungen werden sollten.
Da wunderte sich Jelke nicht wenig, sprach der König doch zuerst von zehn und nun von neun armen Mannen, die dran glauben sollten, damit die anderen sich ein schönes Leben machen konnten. Als sie ihre Verwunderung in Worte gefasst und laut der Versammlung kund getan, da sah sie alle Mannen lächeln und Einar selbst entblößte die Zähne zum dreisten Grinsen und er sagte:
>Nun, wer sich die Suppe einbrockt, der löffelt sie aus. Deine Worte brachten den Kampf, dein Waffenarm muss ihn nun tragen, denn du bist die erste der zehn!<
Jelke schluckte schwer und des Thal schallendes Gelächter ließ sie rot werden vor Zorn, dass sie spöttisch sagte:
>Und du, mein tapferer Freund aus Munz, willst du nicht auch unendlichen Ruhm auf deine Schultern laden?<
Und Thal schüttelte lachend das behelmte Haupt und meinte:
>Nö!<
>Seltsam, aber ich dachte mich an jemanden zu erinnern, der mir sagte, er suche den Tod verzweifelt wie kein anderer, und sei verdammt ihn nicht zu finden und weiterleben zu müssen!<
Und des Thals Lachen verstummte ihm in der Kehle, als beschämt rief:
>Wer soll das bitte gesagt haben? Ich?<
Und König Einar nickte dem Thal zu und meinte, er habe von ihm auch nichts anderes erwartet, als dass er sich zu diesem hoffnungslosem Opfer bereit erkläre.
Nun war es an des Thorgesttochter zu lachen und der Mann aus Munz sagte vorwurfsvoll:
>Oh, schönen Dank auch. Erinnere mich daran, dass ich demnächst meinen Mund halte (falls wir demnächst noch leben).<

Autorenplattform seit 13.04.2001. Zur Zeit haben 687 Autoren 5378 Beiträge veröffentlicht!