Die Saga von Jelke Eisenseite
von Carsten Maday

 

Kaum dass die Praefecta und der Centurio im Lager angelangt, begaben sie sich eilends zum Zelt des Legaten Lollius, um ihm Meldung zu machen. Zwei Legionäre der ersten Desperata standen vorm Zelt und hielten Wachen. Als sie ihren primipilus sahen, grüßten sie zackig. Da trat der Tribun Ambitus aus dem Zelt, wollte schon weiter gehen, als er den Jason sah und stehen blieb.
Da rief der Jason:
>Ah, Tribun Ambitus, wohin des Wegs?<
Da erstarrten dem Tribun die Züge im Antlitz. Er stemmte die Fäuste in die Hüften und wäre sein Wille ein Hammer, sein Blick tät den Centurio kreuz´gen. Voll patrizischer Arroganz herrschte er den Jason an:
>Wie nun, was will er nicht den Ranghöheren grüßen, wie´s sich geziemt?<
Schlüge der Herr den Hund, er tät ihm winselnd gehorchen, doch wer gegen den Wolf die Hand erhebt, der wird sie schnell verlieren. Also der reisige Renner Jason, der starke primi pili centurio. Schon liefen ihm die Adern an Hals und Schläfe an, dass ganz von zorniger Röte ihm das Antlitz wurde und der Atem ihm schnaufend aus der Nase fuhr. Gräulich knirschten die Knorpel, als er die gewaltigen Hände zu Fäusten ballte. Hätte ihm da nicht die hehre Jællen, gleich der Hera an Schönheit und Weisheit, die Hand auf den Arm gelegt, der Centurio hätt´ dem anmaßenden Jüngling wohl den Kopf von den Schultern gerissen. Doch der Praefecta harter Griff ließ den Mann seinen Zorn zügeln. Mit Macht drosch er die Faust gegen den Harnisch, dass es laut schepperte und eine Beule zurückblieb. Angewidert rief er:
>Heil Dir, Tribun Marcus Porcius Ambitus Assentator!<
>Na, bitte.< Dann zur Praefecta: >Heil Dir Praefecta!<
Und die schöne Gangu-Jællen:
>Jau, weiter machen!<
Da schenkte der jugendliche Tribun der edlen Praefecta alae ein Lächeln, welchem schon so manch ein Patrizier-Mädel in Jovaheim erlegen war. Ganz war nämlich der Assentator von der Schönheit der Kriegsfrau angetan. Jovial sprach er nun zum Centurio, der langsam wieder seine natürliche Gesichtsfarbe annahm:
>Ah, Jason, um nun deine Frage zu beantworten, ein dringendes Geschäft fordert seine Erledigung.<
>Ähm! Wie bitte?<
>Ein Drängen, das abzustellen mir ein inneres Bedürfnis ist!<
>Öhm?<
>Bei Jupiter, Mann, ich muss auf den Donnerbalken!<
>Ah, dass hab ich jetzt verstanden!<
Da klatschte der Jason freudig in die Hände und sprach mit honigsüßer Zunge zum Tribun:
>Oh, edler Tribun, sage, ist dein Bedürfnis gar so groß, als dass du nicht der edlen Jællen eine Gefallen erweisen könntest!<
Da zog der Jüngling eine Braue nach oben und lächelte der Holden zu und meinte nicht unfreundlich:
>Nichts ist so drängend, als dass ich einer so schönen Frau nicht zu Diensten sein wollt!<
Da klatschte der primipilus Jason abermals in die Hände, so als sei er überglücklich oder völlig von Sinnen:
>Ei, dass nenn´ ich ein männlich Wort, oh Tribun. Höre, dort steht ja noch der Praefecta ala ganz unversorgt. Weise ihnen doch ein Lagerplatz zu und Proviant auch, dann wollen die Jællen und ich schon dem Legaten Meldung machen!<
Da schenkte der Lüsterne der Praefecta ein Blick, strich sich mit der Zunge die Augenbrauen glatt und entschwand, der schönen Frau Schwadron zu versorgen.
Die Jællen aber war nun ganz verwirrt, ob der schmeichelnden Rede des Jason:
>Super, toll in den Arsch gekrochen, echt prima. Uh, hast du das mit der Zunge gesehen? Widerlich! Was sollte das denn, hä?<
Und der Jason:
>Ach, nur so. Bitte, erstatte du dem Legaten Meldung. Mich jedoch entschuldige bei ihm, denn auch ich muss zuvor noch etwas erledigen.<
>Aha, was denn?<
>Ich muss noch zum praefectus fabrum. <
>Zum praefectus fabrum? Was willst Du denn bei dem?<
>Na, mir ´ne Säge ausleihen!<

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