Die Saga von Jelke Eisenseite
von Carsten Maday

 

Warum der Æthalbertling sich um der Thorgesttochter Heil sorgt

Toste, der junge Prinz Lormyrs, stieß sein Schwert zwischen die Schulter eines Gestrauchelten, doch brachte es ihm nur wenig Genugtuung. Er stürmte hinter den wenigen, schlammigen Gestalten her, die durch den roten Matsch flohen. Die stolperten vor Erschöpfung, blieben liegen und wurden von den Lormyrern weggefegt. Telamon hatte die ersten bereits eingeholt und begann unter ihnen zu wüten, erschlug Weichende wie Wehrende mit gleich geringer Anstrengung.
Toste lag etwas zurück, aber er gewann schnell an Boden.
Jovas Stolz gebrochen, der Legat Lollius verwundet oder hoffentlich tot. Die Wikinger aufgespießt und fliehend. Doch noch raste der Sohn Æthalberts, noch hatte er seine Wut nicht an deren Blut gekühlt, die ihm den Vater schmähte und den geliebten Freund, den strahlenden Helden Hermann erschlug. Noch hatte er die Thorgesttochter nicht gefunden. Bei Todesstrafe hatte er es seinen Leuten verboten, das spitzzüngige Weib zu töten, nur dem Witwenmacher nicht und der schwärzlich Albe, der Tarna Silberhaar, nicht. Dieser nicht, weil... nun, weil er sich allein bei dem Gedanken den toten Augen solchen zu befehlen überaus schäbig fühlte. Jenem nicht, weil der Witwenmacher sich nur vom König selbst befehlen ließ. Gebeten hatte er den riesenhaften Soldmann und der hatte fast väterlich gelächelt und es dem Toste versprochen und es ebenfalls seine Männern bei Strafe verboten.
Als Toste aber den Vertilger mit dem Schwerte die Seeschäumer niedermähen sah, da sorgte sich der blondgelockte Königssohn sich, dass Telamon die Jelke einfach aus Versehen erschlagen könnte.
>Ihr Götter!<, flehte da der Jüngling, > wollte ihr doch machen, dass der Jelke Thorgesttochter kein Leid zu Teil wird, oder, weh, schon gar erschlagen im Schlamme liegt, sondern in meine Hände fällt zur Freude mir!< Also betete der Toste um das Leben der Jelke Eisenseite, die ihm die verhassteste war im feindlich Heer. Zwölf untadlige Stiere verhieß er den Götter, wenn sie ihm solches gewährten. Doch die Himmlischen gewährten ´s mitnichten, denn von anderen Hügel her drang ein Heulen herüber, wie von einen Wolf, zornig, rasend, toll. Da erregte sich der Prinz Toste sehr. Er wusste nun, dass die Thorgesttochter auf dem anderen Hügel war: niemand anderes ja, als die Jelke konnte einen Mann derart vor Zorn heulen lassen.
Er legte seine Enttäuschung in einen Hieb und traf einen Wikinger am Bauch. Die wütend geführte Klinge zerriss zwiefach Brünne wie Bauchdecke. Der Getroffene sank schreiend zu Boden.
Dann brach der Toste die Verfolgung ab, ohne des brüllenden Mannes weiter zu achten, winkte Gefährten herbei und rannte herüber zu dem anderen Hügel. Sein Gebot aber erhöhte er nun auf vierundzwanzig untadlige, weiße Stiere.
Der reisige Greis Helmgerd aber kreischte vor Schmerz und versuchte sein zerfetztes Gedärm in die Bauchhöhle zurückzustopfen. Das war eine schwere Wunde. Blut und Fäkalien drangen da heraus. Niemand wollte ihm den Todesstoß geben. So musste er lange leiden.

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